Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Untersuchung derer von super-klugen
Welt sind/ denen die Nägel erst sind abgebissen
worden. Dahero sind es lauter Narren-Tap-
pen und wurmstichige Alfantzereyen/ worauff ein
rechtschaffener Christ im geringsten nichts achten
soll.

Wenn manch Kind hätte bessre Zucht/
Und hört' nicht/ wenn der Vater flucht/
Und wenn die Mutter lästerlich
Offt ohne Noth vermässe sich/
Säh' auch nicht so ein arges Leben/
Und andre Laster mehr darneben/
So blieb das Kind auch bessrer Art/
Und vom Gotts-Lästern wohl bewahrt.
Das 87. Capitel.

Eine schwangere Frau soll unter kei-
ner Wagen-Deissel hinkriechen/ sie muß
sonst über die gewöhnliche Zeit
schwanger gehen.

ICh will nicht in Abrede seyn/ daß ein
schwanger Weib/ (sonderlich von zarten
Art/) durch das Niederbücken und Durch-
kriechen unter einer Wagen-Deissel/ sich solle ei-
nigen Schaden zufügen können. Denn es ist
bekandt genug/ wie wohl sich schwangere Weiber
in Acht zu nehmen haben/ daß sie sich und ihrer
Leibes-Frucht keinen Schaden thun. Daß a-
ber in specie eine Wagen-Deissel Ursach zu sol-

chem

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
Welt ſind/ denen die Naͤgel erſt ſind abgebiſſen
worden. Dahero ſind es lauter Narren-Tap-
pen und wurmſtichige Alfantzereyen/ worauff ein
rechtſchaffener Chriſt im geringſten nichts achten
ſoll.

Wenn manch Kind haͤtte beſſre Zucht/
Und hoͤrt’ nicht/ wenn der Vater flucht/
Und wenn die Mutter laͤſterlich
Offt ohne Noth vermaͤſſe ſich/
Saͤh’ auch nicht ſo ein arges Leben/
Und andre Laſter mehr darneben/
So blieb das Kind auch beſſrer Art/
Und vom Gotts-Laͤſtern wohl bewahrt.
Das 87. Capitel.

Eine ſchwangere Frau ſoll unter kei-
ner Wagen-Deiſſel hinkriechen/ ſie muß
ſonſt uͤber die gewoͤhnliche Zeit
ſchwanger gehen.

ICh will nicht in Abrede ſeyn/ daß ein
ſchwanger Weib/ (ſonderlich von zarten
Art/) durch das Niederbuͤcken und Durch-
kriechen unter einer Wagen-Deiſſel/ ſich ſolle ei-
nigen Schaden zufuͤgen koͤnnen. Denn es iſt
bekandt genug/ wie wohl ſich ſchwangere Weiber
in Acht zu nehmen haben/ daß ſie ſich und ihrer
Leibes-Frucht keinen Schaden thun. Daß a-
ber in ſpecie eine Wagen-Deiſſel Urſach zu ſol-

chem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0218" n="394"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unter&#x017F;uchung derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;uper</hi></hi><hi rendition="#fr">-klugen</hi></fw><lb/>
Welt &#x017F;ind/ denen die Na&#x0364;gel er&#x017F;t &#x017F;ind abgebi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
worden. Dahero &#x017F;ind es lauter Narren-Tap-<lb/>
pen und wurm&#x017F;tichige Alfantzereyen/ worauff ein<lb/>
recht&#x017F;chaffener Chri&#x017F;t im gering&#x017F;ten nichts achten<lb/>
&#x017F;oll.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Wenn manch Kind ha&#x0364;tte be&#x017F;&#x017F;re Zucht/</l><lb/>
          <l>Und ho&#x0364;rt&#x2019; nicht/ wenn der Vater flucht/</l><lb/>
          <l>Und wenn die Mutter la&#x0364;&#x017F;terlich</l><lb/>
          <l>Offt ohne Noth verma&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich/</l><lb/>
          <l>Sa&#x0364;h&#x2019; auch nicht &#x017F;o ein arges Leben/</l><lb/>
          <l>Und andre La&#x017F;ter mehr darneben/</l><lb/>
          <l>So blieb das Kind auch be&#x017F;&#x017F;rer Art/</l><lb/>
          <l>Und vom Gotts-La&#x0364;&#x017F;tern wohl bewahrt.</l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 87. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Eine &#x017F;chwangere Frau &#x017F;oll unter kei-<lb/><hi rendition="#c">ner Wagen-Dei&#x017F;&#x017F;el hinkriechen/ &#x017F;ie muß<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t u&#x0364;ber die gewo&#x0364;hnliche Zeit<lb/>
&#x017F;chwanger gehen.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">I</hi>Ch will nicht in Abrede &#x017F;eyn/ daß ein<lb/>
&#x017F;chwanger Weib/ (&#x017F;onderlich von zarten<lb/>
Art/) durch das Niederbu&#x0364;cken und Durch-<lb/>
kriechen unter einer Wagen-Dei&#x017F;&#x017F;el/ &#x017F;ich &#x017F;olle ei-<lb/>
nigen Schaden zufu&#x0364;gen ko&#x0364;nnen. Denn es i&#x017F;t<lb/>
bekandt genug/ wie wohl &#x017F;ich &#x017F;chwangere Weiber<lb/>
in Acht zu nehmen haben/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich und ihrer<lb/>
Leibes-Frucht keinen Schaden thun. Daß a-<lb/>
ber <hi rendition="#aq">in &#x017F;pecie</hi> eine Wagen-Dei&#x017F;&#x017F;el Ur&#x017F;ach zu &#x017F;ol-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0218] Unterſuchung derer von ſuper-klugen Welt ſind/ denen die Naͤgel erſt ſind abgebiſſen worden. Dahero ſind es lauter Narren-Tap- pen und wurmſtichige Alfantzereyen/ worauff ein rechtſchaffener Chriſt im geringſten nichts achten ſoll. Wenn manch Kind haͤtte beſſre Zucht/ Und hoͤrt’ nicht/ wenn der Vater flucht/ Und wenn die Mutter laͤſterlich Offt ohne Noth vermaͤſſe ſich/ Saͤh’ auch nicht ſo ein arges Leben/ Und andre Laſter mehr darneben/ So blieb das Kind auch beſſrer Art/ Und vom Gotts-Laͤſtern wohl bewahrt. Das 87. Capitel. Eine ſchwangere Frau ſoll unter kei- ner Wagen-Deiſſel hinkriechen/ ſie muß ſonſt uͤber die gewoͤhnliche Zeit ſchwanger gehen. ICh will nicht in Abrede ſeyn/ daß ein ſchwanger Weib/ (ſonderlich von zarten Art/) durch das Niederbuͤcken und Durch- kriechen unter einer Wagen-Deiſſel/ ſich ſolle ei- nigen Schaden zufuͤgen koͤnnen. Denn es iſt bekandt genug/ wie wohl ſich ſchwangere Weiber in Acht zu nehmen haben/ daß ſie ſich und ihrer Leibes-Frucht keinen Schaden thun. Daß a- ber in ſpecie eine Wagen-Deiſſel Urſach zu ſol- chem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/218
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/218>, abgerufen am 28.03.2024.