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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
befahren. Wenn demnach etwas an der Sache
wäre/ so würden sich weder Könige noch Fürsten
und andere grosse Herren nicht schämen/ ihr ü-
bergeblieben Brod nach der Mahlzeit zu sich zu
stecken/ weil doch bekandter massen solche grosse
Herren viel tausend mahl mehr gewaltige Fein-
de/ die ihnen mit Gifft und andern Dingen nach
Leib und Leben stehen/ haben/ als eine gemeine
Privat-Person. Dannenhero ist aus diesem al-
len zu schliessen/ daß an der gantzen Sache nichts
wahr seyn muß.

Hüt' dich für der Dieberey/ und für andern
Buben-Stücken/
So bleibst du gewißlich frey von den bösen
Galgen-Stricken.
Nichts kan dir was Schaden thun/ als was
GOtt beschlossen hat/
Drum halt du dich nur an ihm/ und trau sei-
nem Schutz und Rath!
Das 77. Capitel.

Einen Holunder-Strauch vor eine
Stall-Thür gepflantzt/ bewahret das
Vieh vor Zauberey.

Wer dieses practiciret überhebet den lieben
GOtt einer grossen Mühe; scil. denn
wenn der Holunder das Vieh für dem
Teuffel bewahret/ darff es GOTT nicht thun.

Ja/

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
befahren. Wenn demnach etwas an der Sache
waͤre/ ſo wuͤrden ſich weder Koͤnige noch Fuͤrſten
und andere groſſe Herren nicht ſchaͤmen/ ihr uͤ-
bergeblieben Brod nach der Mahlzeit zu ſich zu
ſtecken/ weil doch bekandter maſſen ſolche groſſe
Herren viel tauſend mahl mehr gewaltige Fein-
de/ die ihnen mit Gifft und andern Dingen nach
Leib und Leben ſtehen/ haben/ als eine gemeine
Privat-Perſon. Dannenhero iſt aus dieſem al-
len zu ſchlieſſen/ daß an der gantzen Sache nichts
wahr ſeyn muß.

Huͤt’ dich fuͤr der Dieberey/ und fuͤr andern
Buben-Stuͤcken/
So bleibſt du gewißlich frey von den boͤſen
Galgen-Stricken.
Nichts kan dir was Schaden thun/ als was
GOtt beſchloſſen hat/
Drum halt du dich nur an ihm/ und trau ſei-
nem Schutz und Rath!
Das 77. Capitel.

Einen Holunder-Strauch vor eine
Stall-Thuͤr gepflantzt/ bewahret das
Vieh vor Zauberey.

Wer dieſes practiciret uͤberhebet den lieben
GOtt einer groſſen Muͤhe; ſcil. denn
wenn der Holunder das Vieh fuͤr dem
Teuffel bewahret/ darff es GOTT nicht thun.

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[367/0191] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. befahren. Wenn demnach etwas an der Sache waͤre/ ſo wuͤrden ſich weder Koͤnige noch Fuͤrſten und andere groſſe Herren nicht ſchaͤmen/ ihr uͤ- bergeblieben Brod nach der Mahlzeit zu ſich zu ſtecken/ weil doch bekandter maſſen ſolche groſſe Herren viel tauſend mahl mehr gewaltige Fein- de/ die ihnen mit Gifft und andern Dingen nach Leib und Leben ſtehen/ haben/ als eine gemeine Privat-Perſon. Dannenhero iſt aus dieſem al- len zu ſchlieſſen/ daß an der gantzen Sache nichts wahr ſeyn muß. Huͤt’ dich fuͤr der Dieberey/ und fuͤr andern Buben-Stuͤcken/ So bleibſt du gewißlich frey von den boͤſen Galgen-Stricken. Nichts kan dir was Schaden thun/ als was GOtt beſchloſſen hat/ Drum halt du dich nur an ihm/ und trau ſei- nem Schutz und Rath! Das 77. Capitel. Einen Holunder-Strauch vor eine Stall-Thuͤr gepflantzt/ bewahret das Vieh vor Zauberey. Wer dieſes practiciret uͤberhebet den lieben GOtt einer groſſen Muͤhe; ſcil. denn wenn der Holunder das Vieh fuͤr dem Teuffel bewahret/ darff es GOTT nicht thun. Ja/

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/191>, abgerufen am 28.03.2024.