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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung derer von super-klugen
und erdachter Aberglaube/ worauff in keine We-
ge nichts zu halten ist. Wer mir aber nicht will
glauben/ der lasse sein eigen Kind zu erst auff die
lincke Seite legen/ gewöhne es aber hernach/ bey
der Aufferziebung/ daß es nicht viel in die lincke
Hand fasse/ als nur was daselbst hin zu fassen sich
ohndem gebühret/ so will ich mit einem/ um alles/
was er will/ wetten/ daß ihm sein Kind nicht wird
linckisch werden.

Jung gewohnet/ alt gethan; ist das alte Sa-
gen.
Wie ein Kind gewöhnet wird/ oder wird
getragen/
Auff dem recht und lincken Arm; also wirds
auch werden/
Lincks und recht/ wie sichs gewöhnt/ ohn ei-
nig Beschwerden.
Das 46. Capitel.

Wer Felder hat/ der soll am Wal-
burgis-Abend mit Röhren darüber hin
schiessen/ so können die Hexen keinen
Schaden an der Saat
thun.

ES wird fast im gantzen Sachsen-Lande
von dem gemeinen Volcke geglanbet und
dafür gehalten/ daß in der Walburgis-
Nacht die Hexen auff ihren Tantz und Versamm-

lung

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
und erdachter Aberglaube/ worauff in keine We-
ge nichts zu halten iſt. Wer mir aber nicht will
glauben/ der laſſe ſein eigen Kind zu erſt auff die
lincke Seite legen/ gewoͤhne es aber hernach/ bey
der Aufferziebung/ daß es nicht viel in die lincke
Hand faſſe/ als nur was daſelbſt hin zu faſſen ſich
ohndem gebuͤhret/ ſo will ich mit einem/ um alles/
was er will/ wetten/ daß ihm ſein Kind nicht wird
linckiſch werden.

Jung gewohnet/ alt gethan; iſt das alte Sa-
gen.
Wie ein Kind gewoͤhnet wird/ oder wird
getragen/
Auff dem recht und lincken Arm; alſo wiꝛds
auch werden/
Lincks und recht/ wie ſichs gewoͤhnt/ ohn ei-
nig Beſchwerden.
Das 46. Capitel.

Wer Felder hat/ der ſoll am Wal-
burgis-Abend mit Roͤhren daruͤber hin
ſchieſſen/ ſo koͤnnen die Hexen keinen
Schaden an der Saat
thun.

ES wird faſt im gantzen Sachſen-Lande
von dem gemeinen Volcke geglanbet und
dafuͤr gehalten/ daß in der Walburgis-
Nacht die Hexen auff ihren Tantz und Verſam̃-

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[290/0114] Unterſuchung derer von ſuper-klugen und erdachter Aberglaube/ worauff in keine We- ge nichts zu halten iſt. Wer mir aber nicht will glauben/ der laſſe ſein eigen Kind zu erſt auff die lincke Seite legen/ gewoͤhne es aber hernach/ bey der Aufferziebung/ daß es nicht viel in die lincke Hand faſſe/ als nur was daſelbſt hin zu faſſen ſich ohndem gebuͤhret/ ſo will ich mit einem/ um alles/ was er will/ wetten/ daß ihm ſein Kind nicht wird linckiſch werden. Jung gewohnet/ alt gethan; iſt das alte Sa- gen. Wie ein Kind gewoͤhnet wird/ oder wird getragen/ Auff dem recht und lincken Arm; alſo wiꝛds auch werden/ Lincks und recht/ wie ſichs gewoͤhnt/ ohn ei- nig Beſchwerden. Das 46. Capitel. Wer Felder hat/ der ſoll am Wal- burgis-Abend mit Roͤhren daruͤber hin ſchieſſen/ ſo koͤnnen die Hexen keinen Schaden an der Saat thun. ES wird faſt im gantzen Sachſen-Lande von dem gemeinen Volcke geglanbet und dafuͤr gehalten/ daß in der Walburgis- Nacht die Hexen auff ihren Tantz und Verſam̃- lung

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/114>, abgerufen am 28.03.2024.