Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
dennoch recht behalten wollen/ wenn sie auch
gleich überwiesen genung sind. Denn/ als ich
ohnlängst einer Compagnie solcher schönen
Glaubens-Genossen zuhörete/ und eben in die-
sem ietzt untersuchten schönen Glaubens-Arti-
cul ihnen wiedersprach/ auch zum Beweiß eben-
falls nur angezogene 3. Churfürsten von Sach-
sen anführete/ saß eine alte Planeten-Leserin auff
der Seite/ und wolte mit ihrer thörichten Klug-
heit denen andern zu Hülffe kommen/ kehrete
demnach die gantze Sache um/ und gab vor/
wenn die ersten Kinder der Eltern Nahmen be-
kämen/ würden sie so alt als die Eltern/ oder über-
lebten sie doch zum wenigsten. Allein/ ich stellete
eben diese 3. Chur-Fürsten ihr wieder zum Ge-
gen-Beweiß vor/ daß keiner von diesen dreyen
seines Herrn Vaters Alter erreicht hätte/ und
sey Hertzog Johann Georg der andere nicht so
alt worden/ als sein Herr Vater/ Hertzog Joh.
Georg der erste/ gewesen/ Hertzog Joh. Georg
der dritte habe das Alter seines Herrn Vaters/
des andern nicht erreicht/ und sein Herr Sohn
der vierdte habe dessen Alter nicht erlanget; auch
gab ich ihr meinen eigenen ältesten Bruder/ der
auch meines Vaters Nahmen geführet/ zum
Gegen-Beweiß an/ welcher zwar ins männli-
che Alter gekommen/ daß er ein fein Ehren-Amt
besessen/ muste aber doch die Schuld der Natur

eher

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
dennoch recht behalten wollen/ wenn ſie auch
gleich uͤberwieſen genung ſind. Denn/ als ich
ohnlaͤngſt einer Compagnie ſolcher ſchoͤnen
Glaubens-Genoſſen zuhoͤrete/ und eben in die-
ſem ietzt unterſuchten ſchoͤnen Glaubens-Arti-
cul ihnen wiederſprach/ auch zum Beweiß eben-
falls nur angezogene 3. Churfuͤrſten von Sach-
ſen anfuͤhrete/ ſaß eine alte Planeten-Leſerin auff
der Seite/ und wolte mit ihrer thoͤrichten Klug-
heit denen andern zu Huͤlffe kommen/ kehrete
demnach die gantze Sache um/ und gab vor/
wenn die erſten Kinder der Eltern Nahmen be-
kaͤmen/ wuͤrden ſie ſo alt als die Eltern/ oder uͤber-
lebten ſie doch zum wenigſten. Allein/ ich ſtellete
eben dieſe 3. Chur-Fuͤrſten ihr wieder zum Ge-
gen-Beweiß vor/ daß keiner von dieſen dreyen
ſeines Herrn Vaters Alter erreicht haͤtte/ und
ſey Hertzog Johann Georg der andere nicht ſo
alt worden/ als ſein Herr Vater/ Hertzog Joh.
Georg der erſte/ geweſen/ Hertzog Joh. Georg
der dritte habe das Alter ſeines Herrn Vaters/
des andern nicht erreicht/ und ſein Herr Sohn
der vierdte habe deſſen Alter nicht erlanget; auch
gab ich ihr meinen eigenen aͤlteſten Bruder/ der
auch meines Vaters Nahmen gefuͤhret/ zum
Gegen-Beweiß an/ welcher zwar ins maͤnnli-
che Alter gekommen/ daß er ein fein Ehren-Amt
beſeſſen/ muſte aber doch die Schuld der Natur

eher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0081" n="59"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
dennoch recht behalten wollen/ wenn &#x017F;ie auch<lb/>
gleich u&#x0364;berwie&#x017F;en genung &#x017F;ind. Denn/ als ich<lb/>
ohnla&#x0364;ng&#x017F;t einer Compagnie &#x017F;olcher &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Glaubens-Geno&#x017F;&#x017F;en zuho&#x0364;rete/ und eben in die-<lb/>
&#x017F;em ietzt unter&#x017F;uchten &#x017F;cho&#x0364;nen Glaubens-Arti-<lb/>
cul ihnen wieder&#x017F;prach/ auch zum Beweiß eben-<lb/>
falls nur angezogene 3. Churfu&#x0364;r&#x017F;ten von Sach-<lb/>
&#x017F;en anfu&#x0364;hrete/ &#x017F;aß eine alte Planeten-Le&#x017F;erin auff<lb/>
der Seite/ und wolte mit ihrer tho&#x0364;richten Klug-<lb/>
heit denen andern zu Hu&#x0364;lffe kommen/ kehrete<lb/>
demnach die gantze Sache um/ und gab vor/<lb/>
wenn die er&#x017F;ten Kinder der Eltern Nahmen be-<lb/>
ka&#x0364;men/ wu&#x0364;rden &#x017F;ie &#x017F;o alt als die Eltern/ oder u&#x0364;ber-<lb/>
lebten &#x017F;ie doch zum wenig&#x017F;ten. Allein/ ich &#x017F;tellete<lb/>
eben die&#x017F;e 3. Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;ten ihr wieder zum Ge-<lb/>
gen-Beweiß vor/ daß keiner von die&#x017F;en dreyen<lb/>
&#x017F;eines Herrn Vaters Alter erreicht ha&#x0364;tte/ und<lb/>
&#x017F;ey Hertzog Johann Georg der andere nicht &#x017F;o<lb/>
alt worden/ als &#x017F;ein Herr Vater/ Hertzog Joh.<lb/>
Georg der er&#x017F;te/ gewe&#x017F;en/ Hertzog Joh. Georg<lb/>
der dritte habe das Alter &#x017F;eines Herrn Vaters/<lb/>
des andern nicht erreicht/ und &#x017F;ein Herr Sohn<lb/>
der vierdte habe de&#x017F;&#x017F;en Alter nicht erlanget; auch<lb/>
gab ich ihr meinen eigenen a&#x0364;lte&#x017F;ten Bruder/ der<lb/>
auch meines Vaters Nahmen gefu&#x0364;hret/ zum<lb/>
Gegen-Beweiß an/ welcher zwar ins ma&#x0364;nnli-<lb/>
che Alter gekommen/ daß er ein fein Ehren-Amt<lb/>
be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en/ mu&#x017F;te aber doch die Schuld der Natur<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eher</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0081] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. dennoch recht behalten wollen/ wenn ſie auch gleich uͤberwieſen genung ſind. Denn/ als ich ohnlaͤngſt einer Compagnie ſolcher ſchoͤnen Glaubens-Genoſſen zuhoͤrete/ und eben in die- ſem ietzt unterſuchten ſchoͤnen Glaubens-Arti- cul ihnen wiederſprach/ auch zum Beweiß eben- falls nur angezogene 3. Churfuͤrſten von Sach- ſen anfuͤhrete/ ſaß eine alte Planeten-Leſerin auff der Seite/ und wolte mit ihrer thoͤrichten Klug- heit denen andern zu Huͤlffe kommen/ kehrete demnach die gantze Sache um/ und gab vor/ wenn die erſten Kinder der Eltern Nahmen be- kaͤmen/ wuͤrden ſie ſo alt als die Eltern/ oder uͤber- lebten ſie doch zum wenigſten. Allein/ ich ſtellete eben dieſe 3. Chur-Fuͤrſten ihr wieder zum Ge- gen-Beweiß vor/ daß keiner von dieſen dreyen ſeines Herrn Vaters Alter erreicht haͤtte/ und ſey Hertzog Johann Georg der andere nicht ſo alt worden/ als ſein Herr Vater/ Hertzog Joh. Georg der erſte/ geweſen/ Hertzog Joh. Georg der dritte habe das Alter ſeines Herrn Vaters/ des andern nicht erreicht/ und ſein Herr Sohn der vierdte habe deſſen Alter nicht erlanget; auch gab ich ihr meinen eigenen aͤlteſten Bruder/ der auch meines Vaters Nahmen gefuͤhret/ zum Gegen-Beweiß an/ welcher zwar ins maͤnnli- che Alter gekommen/ daß er ein fein Ehren-Amt beſeſſen/ muſte aber doch die Schuld der Natur eher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/81
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/81>, abgerufen am 29.03.2024.