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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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Bunarbaschi und die Anhöhen hinter demselben als die
Lage des homerischen Troja anzusehen, dass er es ver-
schmähte, die Baustelle von Ilium aufzusuchen, wie aus
seinem Werke: "Voyage de la Troade", (3e ed., Paris 1802),
sowie aus der demselben beigefügten Karte zu ersehen
ist auf welcher er höchst lächerlicherweise diese uralte
Stadt "Ilium Novum" nennt und auf jene Seite des Ska-
manders, neben Kumkale, nahe am Meer, und 6 Kilo-
meter von ihrer wirklichen Baustelle versetzt. Diese
Theorie, dass Trojas Baustelle nur auf der des Dorfs
Bunarbaschi und auf den Anhöhen hinter derselben zu
suchen sei, wurde auch von den Nachstehenden festgehal-
ten: Rennel, "Observations on the topography of the Plain
of Troy", (London 1814); P. W. Forchhammer im "Journal
of the Royal Geographical Society", vol XII, 1842; Mau-
duit, "Decouvertes dans la Troade" (Paris et Londres 1840);
Welcker, "Kleine Schriften"; Texier; Choiseul Gouffrier,
"Voyage pittores que de la Grece" (1820); M. G. Nikolaides
(Paris 1867); Ernst Curtius in seiner im November 1872
in Berlin gehaltenen Rede nach seiner Reise nach der
Troade und Ephesus, in Gesellschaft der Professoren
Adler und Müllenhoff und des Doctors Hirschfeldt. Wie
ich aber in meinem Werke: "Ithaque, le Peloponnese et
Troie" (Paris 1869), ausführlich auseinandergesetzt habe,
ist diese Theorie in all und jeglicher Hinsicht in voll-
kommenstem Widerspruch mit allen Angaben der Ilias;
auch haben meine Nachgrabungen in Bunarbaschi er-
wiesen, dass dort nie eine Stadt gestanden hat, denn
ich finde dort überall in weniger als 1/2 Meter Tiefe, und
meistentheils schon unmittelbar an der Oberfläche reinen
Urboden. Ebenso habe ich durch meine Excavationen

einleitung.
Bunarbaschi und die Anhöhen hinter demselben als die
Lage des homerischen Troja anzusehen, dass er es ver-
schmähte, die Baustelle von Ilium aufzusuchen, wie aus
seinem Werke: «Voyage de la Troade», (3e éd., Paris 1802),
sowie aus der demselben beigefügten Karte zu ersehen
ist auf welcher er höchst lächerlicherweise diese uralte
Stadt „Ilium Novum“ nennt und auf jene Seite des Ska-
manders, neben Kumkalé, nahe am Meer, und 6 Kilo-
meter von ihrer wirklichen Baustelle versetzt. Diese
Theorie, dass Trojas Baustelle nur auf der des Dorfs
Bunarbaschi und auf den Anhöhen hinter derselben zu
suchen sei, wurde auch von den Nachstehenden festgehal-
ten: Rennel, „Observations on the topography of the Plain
of Troy“, (London 1814); P. W. Forchhammer im „Journal
of the Royal Geographical Society“, vol XII, 1842; Mau-
duit, „Découvertes dans la Troade“ (Paris et Londres 1840);
Welcker, „Kleine Schriften“; Texier; Choiseul Gouffrier,
„Voyage pittores que de la Grèce“ (1820); M. G. Nikolaïdes
(Paris 1867); Ernst Curtius in seiner im November 1872
in Berlin gehaltenen Rede nach seiner Reise nach der
Troade und Ephesus, in Gesellschaft der Professoren
Adler und Müllenhoff und des Doctors Hirschfeldt. Wie
ich aber in meinem Werke: „Ithaque, le Péloponnèse et
Troie“ (Paris 1869), ausführlich auseinandergesetzt habe,
ist diese Theorie in all und jeglicher Hinsicht in voll-
kommenstem Widerspruch mit allen Angaben der Ilias;
auch haben meine Nachgrabungen in Bunarbaschi er-
wiesen, dass dort nie eine Stadt gestanden hat, denn
ich finde dort überall in weniger als ½ Meter Tiefe, und
meistentheils schon unmittelbar an der Oberfläche reinen
Urboden. Ebenso habe ich durch meine Excavationen

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[XLII/0048] einleitung. Bunarbaschi und die Anhöhen hinter demselben als die Lage des homerischen Troja anzusehen, dass er es ver- schmähte, die Baustelle von Ilium aufzusuchen, wie aus seinem Werke: «Voyage de la Troade», (3e éd., Paris 1802), sowie aus der demselben beigefügten Karte zu ersehen ist auf welcher er höchst lächerlicherweise diese uralte Stadt „Ilium Novum“ nennt und auf jene Seite des Ska- manders, neben Kumkalé, nahe am Meer, und 6 Kilo- meter von ihrer wirklichen Baustelle versetzt. Diese Theorie, dass Trojas Baustelle nur auf der des Dorfs Bunarbaschi und auf den Anhöhen hinter derselben zu suchen sei, wurde auch von den Nachstehenden festgehal- ten: Rennel, „Observations on the topography of the Plain of Troy“, (London 1814); P. W. Forchhammer im „Journal of the Royal Geographical Society“, vol XII, 1842; Mau- duit, „Découvertes dans la Troade“ (Paris et Londres 1840); Welcker, „Kleine Schriften“; Texier; Choiseul Gouffrier, „Voyage pittores que de la Grèce“ (1820); M. G. Nikolaïdes (Paris 1867); Ernst Curtius in seiner im November 1872 in Berlin gehaltenen Rede nach seiner Reise nach der Troade und Ephesus, in Gesellschaft der Professoren Adler und Müllenhoff und des Doctors Hirschfeldt. Wie ich aber in meinem Werke: „Ithaque, le Péloponnèse et Troie“ (Paris 1869), ausführlich auseinandergesetzt habe, ist diese Theorie in all und jeglicher Hinsicht in voll- kommenstem Widerspruch mit allen Angaben der Ilias; auch haben meine Nachgrabungen in Bunarbaschi er- wiesen, dass dort nie eine Stadt gestanden hat, denn ich finde dort überall in weniger als ½ Meter Tiefe, und meistentheils schon unmittelbar an der Oberfläche reinen Urboden. Ebenso habe ich durch meine Excavationen

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. XLII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/48>, abgerufen am 28.03.2024.