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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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schnittene Verzierungen vorkommen und durch die run-
den und viel grössern zweimal durchbohrten Stücke
Terracotta ersetzt werden, welche hin und wieder eine
Art von Stempel tragen.

Durch die Güte meines geehrten Freundes, des
Professors Giuseppe G. Bianconi in Bologna, erhielt ich
die Zeichnungen von zehn solchen, sich im Museum von
Modena befindenden, runden Stücken Terracotta in der
Form des Carrousels und des Vulkans, welche in den
Terramares der dortigen Gegend, in den Pfahlbauten
aus der Steinzeit, gefunden sind. Zu meinem grössten
Erstaunen sehe ich darunter sechs mit den nämlichen
eingeschnittenen Verzierungen, die ich auf den Stücken
gleicher Gestalt hier in Troja finde. Drei derselben
haben im Kreise um die Centralsonne ein dreifaches
Kreuz, welches, wie ich bemüht gewesen bin in meinem
sechsten Aufsatz ausführlich auseinanderzusetzen, als
Bild der beiden Hölzer unserer arischen Urväter zur
Hervorbringung des heiligen Feuers, ein Symbol
höchster Wichtigkeit war; das vierte stellt eine solche
Feuermaschine mit fünf Enden dar, und werden die In-
dologen vielleicht finden, dass einer der Stäbe das "pra-
mantha" genannte Stück Holz darstellt, womit das Feuer
durch Reibung hervorgebracht wurde und von dem die
Griechen in späterer Zeit den Prometheus machten, den
sie das Feuer vom Himmel stehlen liessen. Das fünfte
zeigt eine etwas verschiedene Form der Feuermaschine
unserer Urväter, und das sechste hat zwölf Kreise um
die Centralsonne. Wahrscheinlich sind dies die im
Rigveda so oft vorkommenden zwölf Stationen der
Sonne, welche personificirt sind durch die zwölf Adityas,

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schnittene Verzierungen vorkommen und durch die run-
den und viel grössern zweimal durchbohrten Stücke
Terracotta ersetzt werden, welche hin und wieder eine
Art von Stempel tragen.

Durch die Güte meines geehrten Freundes, des
Professors Giuseppe G. Bianconi in Bologna, erhielt ich
die Zeichnungen von zehn solchen, sich im Museum von
Modena befindenden, runden Stücken Terracotta in der
Form des Carrousels und des Vulkans, welche in den
Terramares der dortigen Gegend, in den Pfahlbauten
aus der Steinzeit, gefunden sind. Zu meinem grössten
Erstaunen sehe ich darunter sechs mit den nämlichen
eingeschnittenen Verzierungen, die ich auf den Stücken
gleicher Gestalt hier in Troja finde. Drei derselben
haben im Kreise um die Centralsonne ein dreifaches
Kreuz, welches, wie ich bemüht gewesen bin in meinem
sechsten Aufsatz ausführlich auseinanderzusetzen, als
Bild der beiden Hölzer unserer arischen Urväter zur
Hervorbringung des heiligen Feuers, ein Symbol
höchster Wichtigkeit war; das vierte stellt eine solche
Feuermaschine mit fünf Enden dar, und werden die In-
dologen vielleicht finden, dass einer der Stäbe das „pra-
mantha“ genannte Stück Holz darstellt, womit das Feuer
durch Reibung hervorgebracht wurde und von dem die
Griechen in späterer Zeit den Prometheus machten, den
sie das Feuer vom Himmel stehlen liessen. Das fünfte
zeigt eine etwas verschiedene Form der Feuermaschine
unserer Urväter, und das sechste hat zwölf Kreise um
die Centralsonne. Wahrscheinlich sind dies die im
Rigveda so oft vorkommenden zwölf Stationen der
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[XXXVII/0043] einleitung. schnittene Verzierungen vorkommen und durch die run- den und viel grössern zweimal durchbohrten Stücke Terracotta ersetzt werden, welche hin und wieder eine Art von Stempel tragen. Durch die Güte meines geehrten Freundes, des Professors Giuseppe G. Bianconi in Bologna, erhielt ich die Zeichnungen von zehn solchen, sich im Museum von Modena befindenden, runden Stücken Terracotta in der Form des Carrousels und des Vulkans, welche in den Terramares der dortigen Gegend, in den Pfahlbauten aus der Steinzeit, gefunden sind. Zu meinem grössten Erstaunen sehe ich darunter sechs mit den nämlichen eingeschnittenen Verzierungen, die ich auf den Stücken gleicher Gestalt hier in Troja finde. Drei derselben haben im Kreise um die Centralsonne ein dreifaches Kreuz, welches, wie ich bemüht gewesen bin in meinem sechsten Aufsatz ausführlich auseinanderzusetzen, als Bild der beiden Hölzer unserer arischen Urväter zur Hervorbringung des heiligen Feuers, ein Symbol höchster Wichtigkeit war; das vierte stellt eine solche Feuermaschine mit fünf Enden dar, und werden die In- dologen vielleicht finden, dass einer der Stäbe das „pra- mantha“ genannte Stück Holz darstellt, womit das Feuer durch Reibung hervorgebracht wurde und von dem die Griechen in späterer Zeit den Prometheus machten, den sie das Feuer vom Himmel stehlen liessen. Das fünfte zeigt eine etwas verschiedene Form der Feuermaschine unserer Urväter, und das sechste hat zwölf Kreise um die Centralsonne. Wahrscheinlich sind dies die im Rigveda so oft vorkommenden zwölf Stationen der Sonne, welche personificirt sind durch die zwölf Adityas,

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. XXXVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/43>, abgerufen am 25.04.2024.