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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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Helios sozusagen aus den Pforten des Tags hervor und
überstrahlt mit seinem Glanze das All. Das sind Fein-
heiten, wie sie nur der griechischen Kunst in ihrer vollen
Kraft eigen sind. Die Ausführung entspricht durchaus
dem Verdienst der Ideen, und so stehe ich nicht an,
das Relief näher an den Anfang als an den Schluss des
oben begrenzten Zeitraums zu setzen. Wenn Sie daher
auch aus andern Gründen an die Zeit des Lysimachos
denken, so habe ich dagegen von archäologischer Seite
durchaus keine Einwendung zu machen, freue mich viel-
mehr, unsern Monumentenschatz mit einem Originalwerk
aus jener Zeit bereichert zu sehen."

Ich bewies vorhin die Verwandtschaft der vier ver-
schiedenen Völker, welche die Baustelle Trojas vor An-
kunft der griechischen Colonie bewohnt haben, durch
die bei allen massenweise vorkommenden kleinen Terra-
cotta-Vulkane und -Carrousele und durch die Aehnlich-
keit der auf denselben eingravirten arischen religiösen
Symbole. Ich beweise diese Verwandtschaft ferner und
vor allen Dingen durch die plastische Darstellung der
Minerva, der Schutzgöttin Iliums, mit einem
Eulengesicht
, denn diese Darstellung ist allen vier
Völkern eigen, welche hier der griechischen Colonie
vorausgegangen sind. Sogleich unter den Trümmer-
schichten der letztern, in 2 Meter Tiefe, fand ich dies
Eulengesicht mit einer Art von Helm auf Terracotta-
Bechern, die auch in allen folgenden Schuttschichten,
bis in 12 Meter Tiefe, vorkommen und sich bis in 9 Meter
Tiefe sehr häufig finden. Diese Becher mögen auch,
wie mein gelehrter Freund Emile Burnouf meint, nur
als Deckel der gleichzeitig mit ihnen vorkommenden

Schliemann, Troja. c

einleitung.
Helios sozusagen aus den Pforten des Tags hervor und
überstrahlt mit seinem Glanze das All. Das sind Fein-
heiten, wie sie nur der griechischen Kunst in ihrer vollen
Kraft eigen sind. Die Ausführung entspricht durchaus
dem Verdienst der Ideen, und so stehe ich nicht an,
das Relief näher an den Anfang als an den Schluss des
oben begrenzten Zeitraums zu setzen. Wenn Sie daher
auch aus andern Gründen an die Zeit des Lysimachos
denken, so habe ich dagegen von archäologischer Seite
durchaus keine Einwendung zu machen, freue mich viel-
mehr, unsern Monumentenschatz mit einem Originalwerk
aus jener Zeit bereichert zu sehen.“

Ich bewies vorhin die Verwandtschaft der vier ver-
schiedenen Völker, welche die Baustelle Trojas vor An-
kunft der griechischen Colonie bewohnt haben, durch
die bei allen massenweise vorkommenden kleinen Terra-
cotta-Vulkane und -Carrousele und durch die Aehnlich-
keit der auf denselben eingravirten arischen religiösen
Symbole. Ich beweise diese Verwandtschaft ferner und
vor allen Dingen durch die plastische Darstellung der
Minerva, der Schutzgöttin Iliums, mit einem
Eulengesicht
, denn diese Darstellung ist allen vier
Völkern eigen, welche hier der griechischen Colonie
vorausgegangen sind. Sogleich unter den Trümmer-
schichten der letztern, in 2 Meter Tiefe, fand ich dies
Eulengesicht mit einer Art von Helm auf Terracotta-
Bechern, die auch in allen folgenden Schuttschichten,
bis in 12 Meter Tiefe, vorkommen und sich bis in 9 Meter
Tiefe sehr häufig finden. Diese Becher mögen auch,
wie mein gelehrter Freund Emile Burnouf meint, nur
als Deckel der gleichzeitig mit ihnen vorkommenden

Schliemann, Troja. c
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[XXXIII/0039] einleitung. Helios sozusagen aus den Pforten des Tags hervor und überstrahlt mit seinem Glanze das All. Das sind Fein- heiten, wie sie nur der griechischen Kunst in ihrer vollen Kraft eigen sind. Die Ausführung entspricht durchaus dem Verdienst der Ideen, und so stehe ich nicht an, das Relief näher an den Anfang als an den Schluss des oben begrenzten Zeitraums zu setzen. Wenn Sie daher auch aus andern Gründen an die Zeit des Lysimachos denken, so habe ich dagegen von archäologischer Seite durchaus keine Einwendung zu machen, freue mich viel- mehr, unsern Monumentenschatz mit einem Originalwerk aus jener Zeit bereichert zu sehen.“ Ich bewies vorhin die Verwandtschaft der vier ver- schiedenen Völker, welche die Baustelle Trojas vor An- kunft der griechischen Colonie bewohnt haben, durch die bei allen massenweise vorkommenden kleinen Terra- cotta-Vulkane und -Carrousele und durch die Aehnlich- keit der auf denselben eingravirten arischen religiösen Symbole. Ich beweise diese Verwandtschaft ferner und vor allen Dingen durch die plastische Darstellung der Minerva, der Schutzgöttin Iliums, mit einem Eulengesicht, denn diese Darstellung ist allen vier Völkern eigen, welche hier der griechischen Colonie vorausgegangen sind. Sogleich unter den Trümmer- schichten der letztern, in 2 Meter Tiefe, fand ich dies Eulengesicht mit einer Art von Helm auf Terracotta- Bechern, die auch in allen folgenden Schuttschichten, bis in 12 Meter Tiefe, vorkommen und sich bis in 9 Meter Tiefe sehr häufig finden. Diese Becher mögen auch, wie mein gelehrter Freund Emile Burnouf meint, nur als Deckel der gleichzeitig mit ihnen vorkommenden Schliemann, Troja. c

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. XXXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/39>, abgerufen am 28.03.2024.