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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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Ausser dem bereits vorhin erwähnten grossen goldenen
Becher, welcher gegossen ist und dessen beide gewal-
tigen, hohlen Griffe darangeschmiedet sind, fand ich im
Schatze eine 403 Gramm wiegende kugelrunde goldene
Flasche, einen 226 Gramm wiegenden einfachen goldenen
Becher; einen kleinen Becher von 70 Gramm, der nicht
von reinem Golde ist, und sind die drei letztern Gegen-
stände mit dem Hammer getrieben (sphurelata); ferner
60 herrliche goldene Ohrringe, worunter vier beinahe in
Korbform, mit prachtvollen, von fünf oder sechs Kettchen
mit Idolen der eulenköpfigen Schutzgöttin gebildeten
Gehängen, und sechs goldene Armbänder, wovon drei
geschlossen sind und zu beweisen scheinen, dass die
Hände der Trojanerinnen viel kleiner gewesen sein
müssen als die jetzigen Frauenhände, denn ein jetziges
Mädchen von 10 Jahren würde Mühe haben, ihre Hand
durchzustecken; auch die Oeffnung der drei nicht ge-
schlossenen Armbänder, welche doppelt sind, beweist,
dass sie von Frauen mit ungemein kleinen Händen
getragen sind. Weiter fand ich im Schatze ein golde-
nes Stirnband (ampux) und zwei wundervolle goldene
Diademe (kredemna), wovon das eine sechzehn herunter-
hängende Kettchen mit Idolen der ilischen Schutzgöttin
und 74 andere mit Baumblättern verzierte Kettchen hat;
das zweite Diadem hat 61 herunterhängende Kettchen
mit Idolen derselben Göttin. Ich fand weiter im Schatze
nicht weniger als 8750 kleine, kunstvoll gearbeitete
durchbohrte Gegenstände von Gold, wie Cylinder, aus-
gezackte Scheibchen, Kugeln, Prismen, Würfel, mit
einer Röhre zum Aufziehen versehene Baumblätter, ein-
fache, doppelte oder dreifache Ringe mit durchgehen-

einleitung.
Ausser dem bereits vorhin erwähnten grossen goldenen
Becher, welcher gegossen ist und dessen beide gewal-
tigen, hohlen Griffe darangeschmiedet sind, fand ich im
Schatze eine 403 Gramm wiegende kugelrunde goldene
Flasche, einen 226 Gramm wiegenden einfachen goldenen
Becher; einen kleinen Becher von 70 Gramm, der nicht
von reinem Golde ist, und sind die drei letztern Gegen-
stände mit dem Hammer getrieben (σφυρήλατα); ferner
60 herrliche goldene Ohrringe, worunter vier beinahe in
Korbform, mit prachtvollen, von fünf oder sechs Kettchen
mit Idolen der eulenköpfigen Schutzgöttin gebildeten
Gehängen, und sechs goldene Armbänder, wovon drei
geschlossen sind und zu beweisen scheinen, dass die
Hände der Trojanerinnen viel kleiner gewesen sein
müssen als die jetzigen Frauenhände, denn ein jetziges
Mädchen von 10 Jahren würde Mühe haben, ihre Hand
durchzustecken; auch die Oeffnung der drei nicht ge-
schlossenen Armbänder, welche doppelt sind, beweist,
dass sie von Frauen mit ungemein kleinen Händen
getragen sind. Weiter fand ich im Schatze ein golde-
nes Stirnband (ἄμπυξ) und zwei wundervolle goldene
Diademe (κρήδεμνα), wovon das eine sechzehn herunter-
hängende Kettchen mit Idolen der ilischen Schutzgöttin
und 74 andere mit Baumblättern verzierte Kettchen hat;
das zweite Diadem hat 61 herunterhängende Kettchen
mit Idolen derselben Göttin. Ich fand weiter im Schatze
nicht weniger als 8750 kleine, kunstvoll gearbeitete
durchbohrte Gegenstände von Gold, wie Cylinder, aus-
gezackte Scheibchen, Kugeln, Prismen, Würfel, mit
einer Röhre zum Aufziehen versehene Baumblätter, ein-
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[XVIII/0024] einleitung. Ausser dem bereits vorhin erwähnten grossen goldenen Becher, welcher gegossen ist und dessen beide gewal- tigen, hohlen Griffe darangeschmiedet sind, fand ich im Schatze eine 403 Gramm wiegende kugelrunde goldene Flasche, einen 226 Gramm wiegenden einfachen goldenen Becher; einen kleinen Becher von 70 Gramm, der nicht von reinem Golde ist, und sind die drei letztern Gegen- stände mit dem Hammer getrieben (σφυρήλατα); ferner 60 herrliche goldene Ohrringe, worunter vier beinahe in Korbform, mit prachtvollen, von fünf oder sechs Kettchen mit Idolen der eulenköpfigen Schutzgöttin gebildeten Gehängen, und sechs goldene Armbänder, wovon drei geschlossen sind und zu beweisen scheinen, dass die Hände der Trojanerinnen viel kleiner gewesen sein müssen als die jetzigen Frauenhände, denn ein jetziges Mädchen von 10 Jahren würde Mühe haben, ihre Hand durchzustecken; auch die Oeffnung der drei nicht ge- schlossenen Armbänder, welche doppelt sind, beweist, dass sie von Frauen mit ungemein kleinen Händen getragen sind. Weiter fand ich im Schatze ein golde- nes Stirnband (ἄμπυξ) und zwei wundervolle goldene Diademe (κρήδεμνα), wovon das eine sechzehn herunter- hängende Kettchen mit Idolen der ilischen Schutzgöttin und 74 andere mit Baumblättern verzierte Kettchen hat; das zweite Diadem hat 61 herunterhängende Kettchen mit Idolen derselben Göttin. Ich fand weiter im Schatze nicht weniger als 8750 kleine, kunstvoll gearbeitete durchbohrte Gegenstände von Gold, wie Cylinder, aus- gezackte Scheibchen, Kugeln, Prismen, Würfel, mit einer Röhre zum Aufziehen versehene Baumblätter, ein- fache, doppelte oder dreifache Ringe mit durchgehen-

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. XVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/24>, abgerufen am 28.03.2024.