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Schleiermacher, Friedrich: Hermeneutik und Kritik. Berlin, 1838.

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offenbar falsch. Das ursprüngliche in den Sprachen selbst ist die
dynamische Ansicht vom Saze.

2. Im N.T. ist hier das hebräisirende eben so vorherr-
schend, wie in der Verbindung der Säze und man muß immer
die dem griechischen correspondirende hebräische Form im Sinne
haben.

9. Es giebt Fälle wo man die Schwierigkeit eben
sowol auf das materielle als formelle Element zurückfüh-
ren kann.

Zum Beispiel die hiphilische Bedeutung der Verba und ähn-
liches kann angesehen werden als Beugung (formelles Element)
und als eigenes Wort (materielles Element), und dies gilt
von allen abgeleiteten Formen des Zeitwortes, so daß der Ge-
gensaz auch nicht rein ist sondern durch Übergang. In sol-
chen Fällen muß man sehen, durch welche Behandlung man
ein reineres und reicheres Ganzes erhält, aus welchem man
construiren kann.

10. Subject und Prädicat bestimmen sich gegenseitig
jedoch nicht vollständig.

Die genaueste gegenseitige Bestimmung ist die Phrase die im
technischen den engsten und festesten Kreis hat. Der entgegen-
gesezte Punkt ist auf der einen Seite der Einfall, wo einem
Subject ein seltenes Prädicat beigelegt wird außerhalb des ge-
wöhnlichen Kreises, und auf der andern Seite die Gnome
welche auch keine näheren Bestimmungsmittel hat, aber eben
deßhalb an sich unbestimmt bleibt und durch die jedesmalige
Anwendung bestimmt wird.

11. Beide, Subject und Prädicat, werden an sich und
also auch gegenseitig näher bestimmt durch ihre Beiwörter.

1. Adjectiva und Adverbien deuten auf eine bestimmte Rich-

offenbar falſch. Das urſpruͤngliche in den Sprachen ſelbſt iſt die
dynamiſche Anſicht vom Saze.

2. Im N.T. iſt hier das hebraͤiſirende eben ſo vorherr-
ſchend, wie in der Verbindung der Saͤze und man muß immer
die dem griechiſchen correſpondirende hebraͤiſche Form im Sinne
haben.

9. Es giebt Faͤlle wo man die Schwierigkeit eben
ſowol auf das materielle als formelle Element zuruͤckfuͤh-
ren kann.

Zum Beiſpiel die hiphiliſche Bedeutung der Verba und aͤhn-
liches kann angeſehen werden als Beugung (formelles Element)
und als eigenes Wort (materielles Element), und dies gilt
von allen abgeleiteten Formen des Zeitwortes, ſo daß der Ge-
genſaz auch nicht rein iſt ſondern durch Übergang. In ſol-
chen Faͤllen muß man ſehen, durch welche Behandlung man
ein reineres und reicheres Ganzes erhaͤlt, aus welchem man
conſtruiren kann.

10. Subject und Praͤdicat beſtimmen ſich gegenſeitig
jedoch nicht vollſtaͤndig.

Die genaueſte gegenſeitige Beſtimmung iſt die Phraſe die im
techniſchen den engſten und feſteſten Kreis hat. Der entgegen-
geſezte Punkt iſt auf der einen Seite der Einfall, wo einem
Subject ein ſeltenes Praͤdicat beigelegt wird außerhalb des ge-
woͤhnlichen Kreiſes, und auf der andern Seite die Gnome
welche auch keine naͤheren Beſtimmungsmittel hat, aber eben
deßhalb an ſich unbeſtimmt bleibt und durch die jedesmalige
Anwendung beſtimmt wird.

11. Beide, Subject und Praͤdicat, werden an ſich und
alſo auch gegenſeitig naͤher beſtimmt durch ihre Beiwoͤrter.

1. Adjectiva und Adverbien deuten auf eine beſtimmte Rich-

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[77/0101] offenbar falſch. Das urſpruͤngliche in den Sprachen ſelbſt iſt die dynamiſche Anſicht vom Saze. 2. Im N.T. iſt hier das hebraͤiſirende eben ſo vorherr- ſchend, wie in der Verbindung der Saͤze und man muß immer die dem griechiſchen correſpondirende hebraͤiſche Form im Sinne haben. 9. Es giebt Faͤlle wo man die Schwierigkeit eben ſowol auf das materielle als formelle Element zuruͤckfuͤh- ren kann. Zum Beiſpiel die hiphiliſche Bedeutung der Verba und aͤhn- liches kann angeſehen werden als Beugung (formelles Element) und als eigenes Wort (materielles Element), und dies gilt von allen abgeleiteten Formen des Zeitwortes, ſo daß der Ge- genſaz auch nicht rein iſt ſondern durch Übergang. In ſol- chen Faͤllen muß man ſehen, durch welche Behandlung man ein reineres und reicheres Ganzes erhaͤlt, aus welchem man conſtruiren kann. 10. Subject und Praͤdicat beſtimmen ſich gegenſeitig jedoch nicht vollſtaͤndig. Die genaueſte gegenſeitige Beſtimmung iſt die Phraſe die im techniſchen den engſten und feſteſten Kreis hat. Der entgegen- geſezte Punkt iſt auf der einen Seite der Einfall, wo einem Subject ein ſeltenes Praͤdicat beigelegt wird außerhalb des ge- woͤhnlichen Kreiſes, und auf der andern Seite die Gnome welche auch keine naͤheren Beſtimmungsmittel hat, aber eben deßhalb an ſich unbeſtimmt bleibt und durch die jedesmalige Anwendung beſtimmt wird. 11. Beide, Subject und Praͤdicat, werden an ſich und alſo auch gegenſeitig naͤher beſtimmt durch ihre Beiwoͤrter. 1. Adjectiva und Adverbien deuten auf eine beſtimmte Rich-

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Zitationshilfe: Schleiermacher, Friedrich: Hermeneutik und Kritik. Berlin, 1838, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiermacher_hermeneutik_1838/101>, abgerufen am 20.04.2024.