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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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Charakter. Es bleibt doch nur
Schein; das Feuer der Liebe ist
durchaus unverlöschlich, und noch
unter der tiefsten Asche glühen
Funken.

Diese heilige Funken zu wecken,
von der Asche der Vorurtheile zu
reinigen, und wo die Flamme schon
lauter brennt, sie mit bescheidenem
Opfer zu nähren; das wäre das
höchste Ziel meines männlichen Ehr-
geizes. Laß mich's bekennen, ich
liebe nicht dich allein, ich liebe die
Weiblichkeit selbst. Ich liebe sie
nicht bloß, ich bete sie an, weil ich
die Menschheit anbete, und weil die
Blume der Gipfel der Pflanze und
ihrer natürlichen Schönheit und Bil-
dung ist.


Charakter. Es bleibt doch nur
Schein; das Feuer der Liebe iſt
durchaus unverlöſchlich, und noch
unter der tiefſten Aſche glühen
Funken.

Dieſe heilige Funken zu wecken,
von der Aſche der Vorurtheile zu
reinigen, und wo die Flamme ſchon
lauter brennt, ſie mit beſcheidenem
Opfer zu nähren; das wäre das
höchſte Ziel meines männlichen Ehr-
geizes. Laß mich's bekennen, ich
liebe nicht dich allein, ich liebe die
Weiblichkeit ſelbſt. Ich liebe ſie
nicht bloß, ich bete ſie an, weil ich
die Menſchheit anbete, und weil die
Blume der Gipfel der Pflanze und
ihrer natürlichen Schönheit und Bil-
dung iſt.


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[70/0075] Charakter. Es bleibt doch nur Schein; das Feuer der Liebe iſt durchaus unverlöſchlich, und noch unter der tiefſten Aſche glühen Funken. Dieſe heilige Funken zu wecken, von der Aſche der Vorurtheile zu reinigen, und wo die Flamme ſchon lauter brennt, ſie mit beſcheidenem Opfer zu nähren; das wäre das höchſte Ziel meines männlichen Ehr- geizes. Laß mich's bekennen, ich liebe nicht dich allein, ich liebe die Weiblichkeit ſelbſt. Ich liebe ſie nicht bloß, ich bete ſie an, weil ich die Menſchheit anbete, und weil die Blume der Gipfel der Pflanze und ihrer natürlichen Schönheit und Bil- dung iſt.

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/75>, abgerufen am 25.04.2024.