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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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"Zauberin Fantasie das erhabene
"Chaos der vollen Natur berührt,
"und das unendliche Wort ans Licht
"ruft, welches ein Ebenbild und
"Spiegel des göttlichen Geistes ist,
"und welches die Sterblichen Uni-
"versum nennen."



Wie die weibliche Kleidung vor
der männlichen, so hat auch der
weibliche Geist vor dem männlichen
den Vorzug, daß man sich da durch
eine einzige kühne Combination über
alle Vorurtheile der Cultur und bür-
gerlichen Conventionen wegsetzen und
mit einemmale mitten im Stande
der Unschuld und im Schooß der
Natur befinden kann.


»Zauberin Fantaſie das erhabene
»Chaos der vollen Natur berührt,
»und das unendliche Wort ans Licht
»ruft, welches ein Ebenbild und
»Spiegel des göttlichen Geiſtes iſt,
»und welches die Sterblichen Uni-
»verſum nennen.«



Wie die weibliche Kleidung vor
der männlichen, ſo hat auch der
weibliche Geiſt vor dem männlichen
den Vorzug, daß man ſich da durch
eine einzige kühne Combination über
alle Vorurtheile der Cultur und bür-
gerlichen Conventionen wegſetzen und
mit einemmale mitten im Stande
der Unſchuld und im Schooß der
Natur befinden kann.


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[59/0064] »Zauberin Fantaſie das erhabene »Chaos der vollen Natur berührt, »und das unendliche Wort ans Licht »ruft, welches ein Ebenbild und »Spiegel des göttlichen Geiſtes iſt, »und welches die Sterblichen Uni- »verſum nennen.« Wie die weibliche Kleidung vor der männlichen, ſo hat auch der weibliche Geiſt vor dem männlichen den Vorzug, daß man ſich da durch eine einzige kühne Combination über alle Vorurtheile der Cultur und bür- gerlichen Conventionen wegſetzen und mit einemmale mitten im Stande der Unſchuld und im Schooß der Natur befinden kann.

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/64>, abgerufen am 20.04.2024.