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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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den Kuß mit lächelndem Munde.
Gedankenvoll streue ich Blumen auf
das Grab des zu früh entschlafnen
Sohnes, die ich bald voll Freude und
voll Hoffnung der Braut des ge-
liebten Bruders darreiche, während
die hohe Priesterin mir winkt und
mir die Hand reicht zu ernstem Bun-
de, bey dem ewig reinen Feuer ewi-
ge Reinheit und ewige Begeisterung
zu geloben. Ich enteile dem Altar
und der Priesterin um das Schwerdt
zu ergreifen und mit der Schaar
der Helden in den Kampf zu stürzen,
den ich bald vergesse, wo ich in tief-
ster Einsamkeit nur den Himmel und
mich beschaue.

Welche Seele solche Träume
schlummert, die träumt sie ewig fort,

den Kuß mit lächelndem Munde.
Gedankenvoll ſtreue ich Blumen auf
das Grab des zu früh entſchlafnen
Sohnes, die ich bald voll Freude und
voll Hoffnung der Braut des ge-
liebten Bruders darreiche, während
die hohe Prieſterin mir winkt und
mir die Hand reicht zu ernſtem Bun-
de, bey dem ewig reinen Feuer ewi-
ge Reinheit und ewige Begeiſterung
zu geloben. Ich enteile dem Altar
und der Prieſterin um das Schwerdt
zu ergreifen und mit der Schaar
der Helden in den Kampf zu ſtürzen,
den ich bald vergeſſe, wo ich in tief-
ſter Einſamkeit nur den Himmel und
mich beſchaue.

Welche Seele ſolche Träume
ſchlummert, die träumt ſie ewig fort,

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[297/0302] den Kuß mit lächelndem Munde. Gedankenvoll ſtreue ich Blumen auf das Grab des zu früh entſchlafnen Sohnes, die ich bald voll Freude und voll Hoffnung der Braut des ge- liebten Bruders darreiche, während die hohe Prieſterin mir winkt und mir die Hand reicht zu ernſtem Bun- de, bey dem ewig reinen Feuer ewi- ge Reinheit und ewige Begeiſterung zu geloben. Ich enteile dem Altar und der Prieſterin um das Schwerdt zu ergreifen und mit der Schaar der Helden in den Kampf zu ſtürzen, den ich bald vergeſſe, wo ich in tief- ſter Einſamkeit nur den Himmel und mich beſchaue. Welche Seele ſolche Träume ſchlummert, die träumt ſie ewig fort,

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/302>, abgerufen am 25.04.2024.