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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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Priesterin der Nacht. Im Strahl
der Sonne selbst verkündigts der
dunkle Glanz der vollen Locken, der
ernsten Augen lichtes Schwarz, der
hohe Wuchs, die Majestät der Stirn
und aller edlen Glieder.

Lucinde.

Die Augen sinken, indem Du
rühmst, weil jetzt der laute Morgen
blendet, und lustger Vögel buntes
Lied die Seele stört und schreckt.
Sonst möchte wohl das Ohr in stil-
ler dunkler Abendkühle des süßen
Freundes süße Rede gierig trinken.

Julius.

Es ist nicht eitle Fantasie. Un-
endlich ist nach dir und ewig uner-
reicht mein Sehnen.


Lucinde I. T

Prieſterin der Nacht. Im Strahl
der Sonne ſelbſt verkündigts der
dunkle Glanz der vollen Locken, der
ernſten Augen lichtes Schwarz, der
hohe Wuchs, die Majeſtät der Stirn
und aller edlen Glieder.

Lucinde.

Die Augen ſinken, indem Du
rühmſt, weil jetzt der laute Morgen
blendet, und luſtger Vögel buntes
Lied die Seele ſtört und ſchreckt.
Sonſt möchte wohl das Ohr in ſtil-
ler dunkler Abendkühle des ſüßen
Freundes ſüße Rede gierig trinken.

Julius.

Es iſt nicht eitle Fantaſie. Un-
endlich iſt nach dir und ewig uner-
reicht mein Sehnen.


Lucinde I. T
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[289/0294] Prieſterin der Nacht. Im Strahl der Sonne ſelbſt verkündigts der dunkle Glanz der vollen Locken, der ernſten Augen lichtes Schwarz, der hohe Wuchs, die Majeſtät der Stirn und aller edlen Glieder. Lucinde. Die Augen ſinken, indem Du rühmſt, weil jetzt der laute Morgen blendet, und luſtger Vögel buntes Lied die Seele ſtört und ſchreckt. Sonſt möchte wohl das Ohr in ſtil- ler dunkler Abendkühle des ſüßen Freundes ſüße Rede gierig trinken. Julius. Es iſt nicht eitle Fantaſie. Un- endlich iſt nach dir und ewig uner- reicht mein Sehnen. Lucinde I. T

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/294>, abgerufen am 29.03.2024.