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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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gur der Übertreibung, in uns buch-
stäblich wahr geworden sey!

Eigentlich ist's zwar auch für so
eine französische Passion buchstäblich
wahr. Sie finden das Universum
einer in dem andern, weil sie den
Sinn für alles andre verlieren.

Nicht so wir. Alles, was wir
sonst liebten, lieben wir nun noch
wärmer. Der Sinn für die Welt
ist uns erst recht aufgegangen. Du
hast durch mich die Unendlichkeit des
menschlichen Geistes kennen gelernt,
und ich habe durch dich die Ehe und
das Leben begriffen, und die Herr-
lichkeit aller Dinge.

Alles ist beseelt für mich, spricht
zu mir und alles ist heilig. Wenn
man sich so liebt wie wir, kehrt

gur der Übertreibung, in uns buch-
ſtäblich wahr geworden ſey!

Eigentlich iſt's zwar auch für ſo
eine franzöſiſche Paſſion buchſtäblich
wahr. Sie finden das Univerſum
einer in dem andern, weil ſie den
Sinn für alles andre verlieren.

Nicht ſo wir. Alles, was wir
ſonſt liebten, lieben wir nun noch
wärmer. Der Sinn für die Welt
iſt uns erſt recht aufgegangen. Du
haſt durch mich die Unendlichkeit des
menſchlichen Geiſtes kennen gelernt,
und ich habe durch dich die Ehe und
das Leben begriffen, und die Herr-
lichkeit aller Dinge.

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zu mir und alles iſt heilig. Wenn
man ſich ſo liebt wie wir, kehrt

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[244/0249] gur der Übertreibung, in uns buch- ſtäblich wahr geworden ſey! Eigentlich iſt's zwar auch für ſo eine franzöſiſche Paſſion buchſtäblich wahr. Sie finden das Univerſum einer in dem andern, weil ſie den Sinn für alles andre verlieren. Nicht ſo wir. Alles, was wir ſonſt liebten, lieben wir nun noch wärmer. Der Sinn für die Welt iſt uns erſt recht aufgegangen. Du haſt durch mich die Unendlichkeit des menſchlichen Geiſtes kennen gelernt, und ich habe durch dich die Ehe und das Leben begriffen, und die Herr- lichkeit aller Dinge. Alles iſt beſeelt für mich, ſpricht zu mir und alles iſt heilig. Wenn man ſich ſo liebt wie wir, kehrt

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/249>, abgerufen am 28.03.2024.