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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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einen würdigen Garten der Gotthett
bilden.

Freylich werden wir auch auf
dem Lande die Gemeinheit wieder
finden, die noch überall herrscht. Es
sollte eigentlich nur zwey Stände
unter den Menschen geben, den bil-
denden und den gebildeten, den
männlichen und den weiblichen, und
statt aller künstlichen Gesellschaft eine
große Ehe dieser beiden Stände, und
allgemeine Brüderschaft aller Einzel-
nen. Statt dessen sehen wir nur
eine Unzahl von Rohheit, und als
unbedeutende Ausnahme einige die
durch Mißbildung verkehrt sind!
Aber in der freyen Luft kann doch
das Einzelne, was schön und gut
ist, nicht so erdrückt werden durch

einen würdigen Garten der Gotthett
bilden.

Freylich werden wir auch auf
dem Lande die Gemeinheit wieder
finden, die noch überall herrſcht. Es
ſollte eigentlich nur zwey Stände
unter den Menſchen geben, den bil-
denden und den gebildeten, den
männlichen und den weiblichen, und
ſtatt aller künſtlichen Geſellſchaft eine
große Ehe dieſer beiden Stände, und
allgemeine Brüderſchaft aller Einzel-
nen. Statt deſſen ſehen wir nur
eine Unzahl von Rohheit, und als
unbedeutende Ausnahme einige die
durch Mißbildung verkehrt ſind!
Aber in der freyen Luft kann doch
das Einzelne, was ſchön und gut
iſt, nicht ſo erdrückt werden durch

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[229/0234] einen würdigen Garten der Gotthett bilden. Freylich werden wir auch auf dem Lande die Gemeinheit wieder finden, die noch überall herrſcht. Es ſollte eigentlich nur zwey Stände unter den Menſchen geben, den bil- denden und den gebildeten, den männlichen und den weiblichen, und ſtatt aller künſtlichen Geſellſchaft eine große Ehe dieſer beiden Stände, und allgemeine Brüderſchaft aller Einzel- nen. Statt deſſen ſehen wir nur eine Unzahl von Rohheit, und als unbedeutende Ausnahme einige die durch Mißbildung verkehrt ſind! Aber in der freyen Luft kann doch das Einzelne, was ſchön und gut iſt, nicht ſo erdrückt werden durch

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/234>, abgerufen am 29.03.2024.