Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

sogleich erfüllt würden. Ein ande-
resmal lachte er lauter über seine
alte Heftigkeit nach so langem Ent-
halten, da ihm eine schnelle Gele-
genheit einen frischen Genuß anbot,
und sein Gemüth durch einen Ro-
man, der in wenigen Minuten an-
gefangen, vollendet und beschlossen
war, wenigstens von einigem Brenn-
stoff befreyte und erleichterte.

Einem sehr gebildeten Mädchen
gefiel er, weil er ihr seelenvolles
Gespräch und ihren schönen Geist
mit sichtbarer Innigkeit bewunderte,
und ihr, ohne eine Schmeicheley aus-
zusprechen, bloß durch die Art seines
Umgangs huldigte, so gut, daß sie
ihm nach und nach alles erlaubte,
außer das letzte. Und selbst diese

ſogleich erfüllt würden. Ein ande-
resmal lachte er lauter über ſeine
alte Heftigkeit nach ſo langem Ent-
halten, da ihm eine ſchnelle Gele-
genheit einen friſchen Genuß anbot,
und ſein Gemüth durch einen Ro-
man, der in wenigen Minuten an-
gefangen, vollendet und beſchloſſen
war, wenigſtens von einigem Brenn-
ſtoff befreyte und erleichterte.

Einem ſehr gebildeten Mädchen
gefiel er, weil er ihr ſeelenvolles
Geſpräch und ihren ſchönen Geiſt
mit ſichtbarer Innigkeit bewunderte,
und ihr, ohne eine Schmeicheley aus-
zuſprechen, bloß durch die Art ſeines
Umgangs huldigte, ſo gut, daß ſie
ihm nach und nach alles erlaubte,
außer das letzte. Und ſelbſt dieſe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0192" n="187"/>
&#x017F;ogleich erfüllt würden. Ein ande-<lb/>
resmal lachte er lauter über &#x017F;eine<lb/>
alte Heftigkeit nach &#x017F;o langem Ent-<lb/>
halten, da ihm eine &#x017F;chnelle Gele-<lb/>
genheit einen fri&#x017F;chen Genuß anbot,<lb/>
und &#x017F;ein Gemüth durch einen Ro-<lb/>
man, der in wenigen Minuten an-<lb/>
gefangen, vollendet und be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
war, wenig&#x017F;tens von einigem Brenn-<lb/>
&#x017F;toff befreyte und erleichterte.</p><lb/>
            <p>Einem &#x017F;ehr gebildeten Mädchen<lb/>
gefiel er, weil er ihr &#x017F;eelenvolles<lb/>
Ge&#x017F;präch und ihren &#x017F;chönen Gei&#x017F;t<lb/>
mit &#x017F;ichtbarer Innigkeit bewunderte,<lb/>
und ihr, ohne eine Schmeicheley aus-<lb/>
zu&#x017F;prechen, bloß durch die Art &#x017F;eines<lb/>
Umgangs huldigte, &#x017F;o gut, daß &#x017F;ie<lb/>
ihm nach und nach alles erlaubte,<lb/>
außer das letzte. Und &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;e<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0192] ſogleich erfüllt würden. Ein ande- resmal lachte er lauter über ſeine alte Heftigkeit nach ſo langem Ent- halten, da ihm eine ſchnelle Gele- genheit einen friſchen Genuß anbot, und ſein Gemüth durch einen Ro- man, der in wenigen Minuten an- gefangen, vollendet und beſchloſſen war, wenigſtens von einigem Brenn- ſtoff befreyte und erleichterte. Einem ſehr gebildeten Mädchen gefiel er, weil er ihr ſeelenvolles Geſpräch und ihren ſchönen Geiſt mit ſichtbarer Innigkeit bewunderte, und ihr, ohne eine Schmeicheley aus- zuſprechen, bloß durch die Art ſeines Umgangs huldigte, ſo gut, daß ſie ihm nach und nach alles erlaubte, außer das letzte. Und ſelbſt dieſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Darüber hinaus sind keine weiteren Teile erschien… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/192
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/192>, abgerufen am 25.04.2024.