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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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über das schlechte Zeitalter und wollte
etwas Großes wirken. Der liebens-
würdige Geist des dritten war noch
ein Chaos von Andeutungen: aber
er hatte zarten Sinn für alles und
ahndete die Welt. Den einen ver-
ehrte er als seinen Meister in der
Kunst würdig zu leben. Den an-
dern dachte er als seinen Jünger
und wollte sich nur vor der Hand
zur Theilnahme an seinen Ausschwei-
fungen herablassen, um ihn ganz
zu kennen und zu gewinnen, und
dann seine große Anlage zu retten,
die so nah am Abgrunde wandelte
wie seine eigne.

Es waren große Gegenstände,
nach denen sie mit Ernst strebten.
Indessen blieb es bey hohen Worten

Lucinde I. L

über das ſchlechte Zeitalter und wollte
etwas Großes wirken. Der liebens-
würdige Geiſt des dritten war noch
ein Chaos von Andeutungen: aber
er hatte zarten Sinn für alles und
ahndete die Welt. Den einen ver-
ehrte er als ſeinen Meiſter in der
Kunſt würdig zu leben. Den an-
dern dachte er als ſeinen Jünger
und wollte ſich nur vor der Hand
zur Theilnahme an ſeinen Ausſchwei-
fungen herablaſſen, um ihn ganz
zu kennen und zu gewinnen, und
dann ſeine große Anlage zu retten,
die ſo nah am Abgrunde wandelte
wie ſeine eigne.

Es waren große Gegenſtände,
nach denen ſie mit Ernſt ſtrebten.
Indeſſen blieb es bey hohen Worten

Lucinde I. L
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[161/0166] über das ſchlechte Zeitalter und wollte etwas Großes wirken. Der liebens- würdige Geiſt des dritten war noch ein Chaos von Andeutungen: aber er hatte zarten Sinn für alles und ahndete die Welt. Den einen ver- ehrte er als ſeinen Meiſter in der Kunſt würdig zu leben. Den an- dern dachte er als ſeinen Jünger und wollte ſich nur vor der Hand zur Theilnahme an ſeinen Ausſchwei- fungen herablaſſen, um ihn ganz zu kennen und zu gewinnen, und dann ſeine große Anlage zu retten, die ſo nah am Abgrunde wandelte wie ſeine eigne. Es waren große Gegenſtände, nach denen ſie mit Ernſt ſtrebten. Indeſſen blieb es bey hohen Worten Lucinde I. L

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/166>, abgerufen am 24.04.2024.