weiblichen Geschlecht, war einzig und die Umgebung, in der er sie fand, zu unrein, als daß er da- durch zu einer wahren Ansicht hätte gelangen können. Vielmehr trieb ihn sein Gefühl, sich fast ganz von den Frauen und von den Gesell- schaften, wo sie Ton angeben, zurück zu ziehen. Er fürchtete seine Leidenschaftlichkeit und warf seinen ganzen Sinn auf die Freundschaft mit Jünglingen, die wie er der Be- geisterung fähig waren. Diesen er- gab er sein Herz, nur sie waren für ihn wahrhaft wirklich, die übrige Menge gemeiner Schattenwesen freute er sich z verachten Mit Leiden- schaft und mit Spitzfindigkeit stritt er innerlich und grübelte über seine
weiblichen Geſchlecht, war einzig und die Umgebung, in der er ſie fand, zu unrein, als daß er da- durch zu einer wahren Anſicht hätte gelangen können. Vielmehr trieb ihn ſein Gefühl, ſich faſt ganz von den Frauen und von den Geſell- ſchaften, wo ſie Ton angeben, zurück zu ziehen. Er fürchtete ſeine Leidenſchaftlichkeit und warf ſeinen ganzen Sinn auf die Freundſchaft mit Jünglingen, die wie er der Be- geiſterung fähig waren. Dieſen er- gab er ſein Herz, nur ſie waren für ihn wahrhaft wirklich, die übrige Menge gemeiner Schattenweſen freute er ſich z verachten Mit Leiden- ſchaft und mit Spitzfindigkeit ſtritt er innerlich und grübelte über ſeine
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weiblichen Geſchlecht, war einzig
und die Umgebung, in der er ſie
fand, zu unrein, als daß er da-
durch zu einer wahren Anſicht hätte
gelangen können. Vielmehr trieb
ihn ſein Gefühl, ſich faſt ganz von
den Frauen und von den Geſell-
ſchaften, wo ſie Ton angeben,
zurück zu ziehen. Er fürchtete ſeine
Leidenſchaftlichkeit und warf ſeinen
ganzen Sinn auf die Freundſchaft
mit Jünglingen, die wie er der Be-
geiſterung fähig waren. Dieſen er-
gab er ſein Herz, nur ſie waren
für ihn wahrhaft wirklich, die übrige
Menge gemeiner Schattenweſen freute
er ſich z verachten Mit Leiden-
ſchaft und mit Spitzfindigkeit ſtritt
er innerlich und grübelte über ſeine
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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/163>, abgerufen am 19.04.2024.
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