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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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Willen allein behalten wollt? Übri-
gens ists ganz wider Willen gesche-
hen, daß ich hier so in den Willen
gerathen bin, und ich weiß selbst
nicht was wir damit wollen. In-
dessen ists immer besser, wenn ich
mein Müthchen an einigen Worten
kühle, als wenn ich das schöne Por-
cellan zerschlüge. Bey dieser Ge-
legenheit habe ich mich doch von
meinem ersten Erstaunen über Ihr
unerwartetes Pathos, Ihre vortref-
liche Rede und Ihren rühmlichen
Vorsatz etwas erholen können. In
der That ist dies einer der seltsam-
sten Streiche von denen, die Sie
mir die Ehre verschafft haben kennen
zu lernen; und soviel ich mich er-
innern kann, haben Sie schon seit

Willen allein behalten wollt? Übri-
gens iſts ganz wider Willen geſche-
hen, daß ich hier ſo in den Willen
gerathen bin, und ich weiß ſelbſt
nicht was wir damit wollen. In-
deſſen iſts immer beſſer, wenn ich
mein Müthchen an einigen Worten
kühle, als wenn ich das ſchöne Por-
cellan zerſchlüge. Bey dieſer Ge-
legenheit habe ich mich doch von
meinem erſten Erſtaunen über Ihr
unerwartetes Pathos, Ihre vortref-
liche Rede und Ihren rühmlichen
Vorſatz etwas erholen können. In
der That iſt dies einer der ſeltſam-
ſten Streiche von denen, die Sie
mir die Ehre verſchafft haben kennen
zu lernen; und ſoviel ich mich er-
innern kann, haben Sie ſchon ſeit

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[103/0108] Willen allein behalten wollt? Übri- gens iſts ganz wider Willen geſche- hen, daß ich hier ſo in den Willen gerathen bin, und ich weiß ſelbſt nicht was wir damit wollen. In- deſſen iſts immer beſſer, wenn ich mein Müthchen an einigen Worten kühle, als wenn ich das ſchöne Por- cellan zerſchlüge. Bey dieſer Ge- legenheit habe ich mich doch von meinem erſten Erſtaunen über Ihr unerwartetes Pathos, Ihre vortref- liche Rede und Ihren rühmlichen Vorſatz etwas erholen können. In der That iſt dies einer der ſeltſam- ſten Streiche von denen, die Sie mir die Ehre verſchafft haben kennen zu lernen; und ſoviel ich mich er- innern kann, haben Sie ſchon ſeit

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/108>, abgerufen am 20.04.2024.