Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

beide Formen sind gebräuchlich. Die Wurzel re
bezeichnet Sprache und Rede, wie dieses letzte
im Deutschen. Ganon heißt cantus; von der
Wurzel gi, giyote er singt; im Persischen
[ - Zeichen fehlt] singen und lesen.

Die indischen Pronomina stimmen am mei-
sten mit den römischen überein. Zwar tvon,
Du -- ist allen den abgeleiteten Sprachen ge-
mein; ohon, ich -- hingegen verschieden und
höchstens nur in dem celtischen on noch sichtbar;
der Dativ moya, mir -- ist dem griechischen
moi am nächsten; das me, was statt man --
mich, und auch im vierten und sechsten Casus ge-
braucht wird, dem Griechischen mit dem Römi-
schen gemein. Von der Wurzel svo aber (wo-
won suus, a, um und sein), die als Partikel so
oft präfigirt wird, um Beziehung auf sich selbst
oder Kraft durch sich selbst zu bezeichnen, kommen
auch Casus vor, die ganz den Römischen gleich
sind, wie svon -- suum, svan -- suam u. s. w.
Das Pronomen eschoh, escha, etot ist wohl
die gemeinschaftliche Wurzel von is, ea, id und
iste, ista, istud, da es in den abgeleiteten Casus

beide Formen ſind gebraͤuchlich. Die Wurzel re
bezeichnet Sprache und Rede, wie dieſes letzte
im Deutſchen. Ganon heißt cantus; von der
Wurzel gi, giyote er ſingt; im Perſiſchen
[ – Zeichen fehlt] ſingen und leſen.

Die indiſchen Pronomina ſtimmen am mei-
ſten mit den roͤmiſchen uͤberein. Zwar tvon,
Du — iſt allen den abgeleiteten Sprachen ge-
mein; ohon, ich — hingegen verſchieden und
hoͤchſtens nur in dem celtiſchen on noch ſichtbar;
der Dativ moya, mir — iſt dem griechiſchen
μοι am naͤchſten; das me, was ſtatt man
mich, und auch im vierten und ſechſten Caſus ge-
braucht wird, dem Griechiſchen mit dem Roͤmi-
ſchen gemein. Von der Wurzel ſvo aber (wo-
won ſuus, a, um und ſein), die als Partikel ſo
oft praͤfigirt wird, um Beziehung auf ſich ſelbſt
oder Kraft durch ſich ſelbſt zu bezeichnen, kommen
auch Caſus vor, die ganz den Roͤmiſchen gleich
ſind, wie ſvonſuum, ſvanſuam u. ſ. w.
Das Pronomen eſchoh, eſcha, etot iſt wohl
die gemeinſchaftliche Wurzel von is, ea, id und
iſte, iſta, iſtud, da es in den abgeleiteten Caſus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0040" n="21"/>
beide Formen &#x017F;ind gebra&#x0364;uchlich. Die Wurzel <hi rendition="#g">re</hi><lb/>
bezeichnet Sprache und <hi rendition="#g">Rede,</hi> wie die&#x017F;es letzte<lb/>
im Deut&#x017F;chen. <hi rendition="#g">Ganon</hi> heißt <hi rendition="#aq">cantus;</hi> von der<lb/>
Wurzel <hi rendition="#g">gi, giyote</hi> er &#x017F;ingt; im Per&#x017F;i&#x017F;chen<lb/><gap unit="chars"/> &#x017F;ingen und le&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Die indi&#x017F;chen Pronomina &#x017F;timmen am mei-<lb/>
&#x017F;ten mit den ro&#x0364;mi&#x017F;chen u&#x0364;berein. Zwar <hi rendition="#g">tvon,</hi><lb/>
Du &#x2014; i&#x017F;t allen den abgeleiteten Sprachen ge-<lb/>
mein; <hi rendition="#g">ohon,</hi> ich &#x2014; hingegen ver&#x017F;chieden und<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;tens nur in dem celti&#x017F;chen <hi rendition="#g">on</hi> noch &#x017F;ichtbar;<lb/>
der Dativ <hi rendition="#g">moya,</hi> mir &#x2014; i&#x017F;t dem griechi&#x017F;chen<lb/>
&#x03BC;&#x03BF;&#x03B9; am na&#x0364;ch&#x017F;ten; das <hi rendition="#g">me,</hi> was &#x017F;tatt <hi rendition="#g">man</hi> &#x2014;<lb/>
mich, und auch im vierten und &#x017F;ech&#x017F;ten Ca&#x017F;us ge-<lb/>
braucht wird, dem Griechi&#x017F;chen mit dem Ro&#x0364;mi-<lb/>
&#x017F;chen gemein. Von der Wurzel <hi rendition="#g">&#x017F;vo</hi> aber (wo-<lb/>
won <hi rendition="#aq">&#x017F;uus, a, um</hi> und <hi rendition="#g">&#x017F;ein</hi>), die als Partikel &#x017F;o<lb/>
oft pra&#x0364;figirt wird, um Beziehung auf &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
oder Kraft durch &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu bezeichnen, kommen<lb/>
auch Ca&#x017F;us vor, die ganz den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen gleich<lb/>
&#x017F;ind, wie <hi rendition="#g">&#x017F;von</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">&#x017F;uum,</hi> <hi rendition="#g">&#x017F;van</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq">&#x017F;uam</hi> u. &#x017F;. w.<lb/>
Das Pronomen <hi rendition="#g">e&#x017F;choh, e&#x017F;cha, etot</hi> i&#x017F;t wohl<lb/>
die gemein&#x017F;chaftliche Wurzel von <hi rendition="#aq">is, ea, id</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">i&#x017F;te, i&#x017F;ta, i&#x017F;tud,</hi> da es in den abgeleiteten Ca&#x017F;us<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0040] beide Formen ſind gebraͤuchlich. Die Wurzel re bezeichnet Sprache und Rede, wie dieſes letzte im Deutſchen. Ganon heißt cantus; von der Wurzel gi, giyote er ſingt; im Perſiſchen _ ſingen und leſen. Die indiſchen Pronomina ſtimmen am mei- ſten mit den roͤmiſchen uͤberein. Zwar tvon, Du — iſt allen den abgeleiteten Sprachen ge- mein; ohon, ich — hingegen verſchieden und hoͤchſtens nur in dem celtiſchen on noch ſichtbar; der Dativ moya, mir — iſt dem griechiſchen μοι am naͤchſten; das me, was ſtatt man — mich, und auch im vierten und ſechſten Caſus ge- braucht wird, dem Griechiſchen mit dem Roͤmi- ſchen gemein. Von der Wurzel ſvo aber (wo- won ſuus, a, um und ſein), die als Partikel ſo oft praͤfigirt wird, um Beziehung auf ſich ſelbſt oder Kraft durch ſich ſelbſt zu bezeichnen, kommen auch Caſus vor, die ganz den Roͤmiſchen gleich ſind, wie ſvon — ſuum, ſvan — ſuam u. ſ. w. Das Pronomen eſchoh, eſcha, etot iſt wohl die gemeinſchaftliche Wurzel von is, ea, id und iſte, iſta, iſtud, da es in den abgeleiteten Caſus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/40
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/40>, abgerufen am 28.03.2024.