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Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.

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Rosen-Gepüsche.
Jch leide grosse Pein in meinen matten Hertzen/
Bald bin ich hier/ bald da/ bald hab ich tausendt
Schmertzen.
Jch seh mein Angesicht/ und weiß nicht wie und wer/

und wo ich Stündlich bin. Vnd wenn ich Trost
begehr/
So ist es meinen Lieb auch nur ein blosses schertzen.
Der Vnfall der ist groß/ noch stellt sie Brand und
Kertzen
Auf meine welcke Brust/ und fraget: Wer ist der?
Die Liebes. Göttin gibt jhr Wesen an den Tag/
und ihre Grausamkeit/ die ich nicht dulden mag.
Jedoch so bin ich stets bereit jhr nach zugehen/
und/ mir zum Schaden auch/ auf jhren Glantz zu
sehen/
Wer eine Stunde mir wird wenden diese Pein/
Der sol mir Föbus selbst/ ja mehr als Föbus seyn.
XXIV.
Gleich und ungleich.
MEin Lieb das redet wol: Der Amor auch in-
gleichen.
Sie schlägt die Augen auf: Er thut es auch wie sie.
Sie schläft: Er schläft mit jhr. Sie steht alleine hie:
Er auch. Sie lacht: und Er. Sie giebet Freuden-
Zeichen:(weichen/
Er freuet sich auch mit. Sie hüpfft: Er wil nicht
und hüpsset auch. Sie singt: und Er. Sie weint:
Die Müh(nie.
Nimt er auch an. Sie spielt ein Lied: Das läst Er
Sie
K iij

Roſen-Gepuͤſche.
Jch leide groſſe Pein in meinen matten Hertzen/
Bald bin ich hier/ bald da/ bald hab ich tauſendt
Schmertzen.
Jch ſeh mein Angeſicht/ und weiß nicht wie und wer/

und wo ich Stuͤndlich bin. Vnd wenn ich Troſt
begehr/
So iſt es meinen Lieb auch nur ein bloſſes ſchertzen.
Der Vnfall der iſt groß/ noch ſtellt ſie Brand und
Kertzen
Auf meine welcke Bruſt/ und fraget: Wer iſt der?
Die Liebes. Goͤttin gibt jhr Weſen an den Tag/
und ihre Grauſamkeit/ die ich nicht dulden mag.
Jedoch ſo bin ich ſtets bereit jhr nach zugehen/
und/ mir zum Schaden auch/ auf jhren Glantz zu
ſehen/
Wer eine Stunde mir wird wenden dieſe Pein/
Der ſol mir Foͤbus ſelbſt/ ja mehr als Foͤbus ſeyn.
XXIV.
Gleich und ungleich.
MEin Lieb das redet wol: Der Amor auch in-
gleichen.
Sie ſchlaͤgt die Augen auf: Er thut es auch wie ſie.
Sie ſchlaͤft: Er ſchlaͤft mit jhr. Sie ſteht alleine hie:
Er auch. Sie lacht: und Er. Sie giebet Freuden-
Zeichen:(weichen/
Er freuet ſich auch mit. Sie huͤpfft: Er wil nicht
und huͤpſſet auch. Sie ſingt: und Er. Sie weint:
Die Muͤh(nie.
Nimt er auch an. Sie ſpielt ein Lied: Das laͤſt Er
Sie
K iij
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[149/0177] Roſen-Gepuͤſche. Jch leide groſſe Pein in meinen matten Hertzen/ Bald bin ich hier/ bald da/ bald hab ich tauſendt Schmertzen. Jch ſeh mein Angeſicht/ und weiß nicht wie und wer/ und wo ich Stuͤndlich bin. Vnd wenn ich Troſt begehr/ So iſt es meinen Lieb auch nur ein bloſſes ſchertzen. Der Vnfall der iſt groß/ noch ſtellt ſie Brand und Kertzen Auf meine welcke Bruſt/ und fraget: Wer iſt der? Die Liebes. Goͤttin gibt jhr Weſen an den Tag/ und ihre Grauſamkeit/ die ich nicht dulden mag. Jedoch ſo bin ich ſtets bereit jhr nach zugehen/ und/ mir zum Schaden auch/ auf jhren Glantz zu ſehen/ Wer eine Stunde mir wird wenden dieſe Pein/ Der ſol mir Foͤbus ſelbſt/ ja mehr als Foͤbus ſeyn. XXIV. Gleich und ungleich. MEin Lieb das redet wol: Der Amor auch in- gleichen. Sie ſchlaͤgt die Augen auf: Er thut es auch wie ſie. Sie ſchlaͤft: Er ſchlaͤft mit jhr. Sie ſteht alleine hie: Er auch. Sie lacht: und Er. Sie giebet Freuden- Zeichen:(weichen/ Er freuet ſich auch mit. Sie huͤpfft: Er wil nicht und huͤpſſet auch. Sie ſingt: und Er. Sie weint: Die Muͤh(nie. Nimt er auch an. Sie ſpielt ein Lied: Das laͤſt Er Sie K iij

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/177>, abgerufen am 28.03.2024.