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Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.

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Rosen-Gepüsche.
creontische Ode/ nach Art der Griechen und La-
teiner gesetzet/ unter welchen der weitgepriesene Poe-
ten-Vater Taubmann ein Meister ist. Mein Opitz
klaget selbst/ es hätte nie kein Anaereon/ weder in
den Lateinischen noch in den göldnen Deutschen/
Jhm wol abgehen wollen. So ists/ sagt Amyntas/
eine ungewöhnliche Art bey den Deutschen? Ja/ ge-
mein ist sie nicht/ sprach ich wieder/ weil keiner zur
Zeit solche aufzusetzen sich unternommen und erküh-
net/ ohne einer/ dessen Namen ich mir vorbehalten
wil. Kömstu mein Freund/ fuhr Amyntas fort/ zu
den wolbelobten Thyrsis/ bitt ich/ unbeschwert auch
mein geringes Liedlein seinen Händen einzuliefern/
damit er verspüre/ wie ein Freund hierinnen jhn be-
trauren und beklagen wollen. Nach verrichteter ü-
bergebung wollestu jhm nichts anders als freund-
lich zu wissen machen/ daß der Jenige/ der es sendet/
höchstes Fleisses gebeten/ solches in Eyl aufgesetzte
nicht übel auffzunehmen/ vielweniger für schändli-
che Zoilus-Augen und Momus-Brüder kommen
zu lassen/ Weil der Anfang in einem jeden Dinge
die Müh und Arbeit zur Mutter zu haben pflegt/
Wie denn du auch mit dergleichen Worten jhn be-
wegen wirst/ wenn du jhn vermeldest/ daß dieses der
erste Deutsche Anacreon sey/ den du jhm/ als einem
guten Freunde/ aufzuschreiben dich beflissen habest.
Lebe wol/ und verrichte das dir anbefohlen/ kan ich
wieder in deinen Diensten stehen/ Sihe/ so bin ich
dir allzeit da- Nach dem der Amyntas urlaub ge-

nom-
J

Roſen-Gepuͤſche.
creontiſche Ode/ nach Art der Griechen und La-
teiner geſetzet/ unter welchen der weitgeprieſene Poe-
ten-Vater Taubmann ein Meiſter iſt. Mein Opitz
klaget ſelbſt/ es haͤtte nie kein Anaereon/ weder in
den Lateiniſchen noch in den goͤldnen Deutſchen/
Jhm wol abgehen wollen. So iſts/ ſagt Amyntas/
eine ungewoͤhnliche Art bey den Deutſchen? Ja/ ge-
mein iſt ſie nicht/ ſprach ich wieder/ weil keiner zur
Zeit ſolche aufzuſetzen ſich unternommen und erkuͤh-
net/ ohne einer/ deſſen Namen ich mir vorbehalten
wil. Koͤmſtu mein Freund/ fuhr Amyntas fort/ zu
den wolbelobten Thyrſis/ bitt ich/ unbeſchwert auch
mein geringes Liedlein ſeinen Haͤnden einzuliefern/
damit er verſpuͤre/ wie ein Freund hierinnen jhn be-
trauren und beklagen wollen. Nach verrichteter uͤ-
bergebung wolleſtu jhm nichts anders als freund-
lich zu wiſſen machen/ daß der Jenige/ der es ſendet/
hoͤchſtes Fleiſſes gebeten/ ſolches in Eyl aufgeſetzte
nicht uͤbel auffzunehmen/ vielweniger fuͤr ſchaͤndli-
che Zoilus-Augen und Momus-Bruͤder kommen
zu laſſen/ Weil der Anfang in einem jeden Dinge
die Muͤh und Arbeit zur Mutter zu haben pflegt/
Wie denn du auch mit dergleichen Worten jhn be-
wegen wirſt/ wenn du jhn vermeldeſt/ daß dieſes der
erſte Deutſche Anacreon ſey/ den du jhm/ als einem
guten Freunde/ aufzuſchreiben dich befliſſen habeſt.
Lebe wol/ und verrichte das dir anbefohlen/ kan ich
wieder in deinen Dienſten ſtehen/ Sihe/ ſo bin ich
dir allzeit da- Nach dem der Amyntas urlaub ge-

nom-
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[129/0157] Roſen-Gepuͤſche. creontiſche Ode/ nach Art der Griechen und La- teiner geſetzet/ unter welchen der weitgeprieſene Poe- ten-Vater Taubmann ein Meiſter iſt. Mein Opitz klaget ſelbſt/ es haͤtte nie kein Anaereon/ weder in den Lateiniſchen noch in den goͤldnen Deutſchen/ Jhm wol abgehen wollen. So iſts/ ſagt Amyntas/ eine ungewoͤhnliche Art bey den Deutſchen? Ja/ ge- mein iſt ſie nicht/ ſprach ich wieder/ weil keiner zur Zeit ſolche aufzuſetzen ſich unternommen und erkuͤh- net/ ohne einer/ deſſen Namen ich mir vorbehalten wil. Koͤmſtu mein Freund/ fuhr Amyntas fort/ zu den wolbelobten Thyrſis/ bitt ich/ unbeſchwert auch mein geringes Liedlein ſeinen Haͤnden einzuliefern/ damit er verſpuͤre/ wie ein Freund hierinnen jhn be- trauren und beklagen wollen. Nach verrichteter uͤ- bergebung wolleſtu jhm nichts anders als freund- lich zu wiſſen machen/ daß der Jenige/ der es ſendet/ hoͤchſtes Fleiſſes gebeten/ ſolches in Eyl aufgeſetzte nicht uͤbel auffzunehmen/ vielweniger fuͤr ſchaͤndli- che Zoilus-Augen und Momus-Bruͤder kommen zu laſſen/ Weil der Anfang in einem jeden Dinge die Muͤh und Arbeit zur Mutter zu haben pflegt/ Wie denn du auch mit dergleichen Worten jhn be- wegen wirſt/ wenn du jhn vermeldeſt/ daß dieſes der erſte Deutſche Anacreon ſey/ den du jhm/ als einem guten Freunde/ aufzuſchreiben dich befliſſen habeſt. Lebe wol/ und verrichte das dir anbefohlen/ kan ich wieder in deinen Dienſten ſtehen/ Sihe/ ſo bin ich dir allzeit da- Nach dem der Amyntas urlaub ge- nom- J

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/157>, abgerufen am 25.04.2024.