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Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.

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D. S. ander
Mit der gelben Fluth benetzt/
und ans ebne Land gesetzt.

Dieses Vfer/ da ich gehe/
Bot mir meinen alten Freund/
Der es ewig gut gemeynt/
Aber seit daß ich jhn sehe/
Hat die Liebe sich gekehrt/
und aufs neue mich bethört.
Er wolt meinen tieffen Wunden
Trost und Labsal sprechen ein/
Aber jetzt hat gleiche Pein
Sein verliebtes Hertz empfunden/
Basilee/ die schwartze Macht/
Daß er mich und sich nicht acht.
Es gefiel jhm zwar mein spielen/
Sprach auch meinen Seiten zu/
Daß er oftermal die Ruh
Seines Leidens kunte fühlen/
Aber ich und meine Pein
Wolten nicht gelindert seyn.
Bin ich bey dir/ oder ferne/
Es gilt alles eben viel/
Weil ich stets mein Armes Spiel
Schöne/ von dir dichten lerne/
Aber du/ mein Spiel/ und ich
Können niemals hören mich.
Jch blieb bey den alten Sachsen/
Sah der Erden schöne Frucht/
und die geile Lämmer-Zucht
Auf den weissen Bergen wachsen/
O wie

D. S. ander
Mit der gelben Fluth benetzt/
und ans ebne Land geſetzt.

Dieſes Vfer/ da ich gehe/
Bot mir meinen alten Freund/
Der es ewig gut gemeynt/
Aber ſeit daß ich jhn ſehe/
Hat die Liebe ſich gekehrt/
und aufs neue mich bethoͤrt.
Er wolt meinen tieffen Wunden
Troſt und Labſal ſprechen ein/
Aber jetzt hat gleiche Pein
Sein verliebtes Hertz empfunden/
Baſilee/ die ſchwartze Macht/
Daß er mich und ſich nicht acht.
Es gefiel jhm zwar mein ſpielen/
Sprach auch meinen Seiten zu/
Daß er oftermal die Ruh
Seines Leidens kunte fuͤhlen/
Aber ich und meine Pein
Wolten nicht gelindert ſeyn.
Bin ich bey dir/ oder ferne/
Es gilt alles eben viel/
Weil ich ſtets mein Armes Spiel
Schoͤne/ von dir dichten lerne/
Aber du/ mein Spiel/ und ich
Koͤnnen niemals hoͤren mich.
Jch blieb bey den alten Sachſen/
Sah der Erden ſchoͤne Frucht/
und die geile Laͤmmer-Zucht
Auf den weiſſen Bergen wachſen/
O wie
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[72/0100] D. S. ander Mit der gelben Fluth benetzt/ und ans ebne Land geſetzt. Dieſes Vfer/ da ich gehe/ Bot mir meinen alten Freund/ Der es ewig gut gemeynt/ Aber ſeit daß ich jhn ſehe/ Hat die Liebe ſich gekehrt/ und aufs neue mich bethoͤrt. Er wolt meinen tieffen Wunden Troſt und Labſal ſprechen ein/ Aber jetzt hat gleiche Pein Sein verliebtes Hertz empfunden/ Baſilee/ die ſchwartze Macht/ Daß er mich und ſich nicht acht. Es gefiel jhm zwar mein ſpielen/ Sprach auch meinen Seiten zu/ Daß er oftermal die Ruh Seines Leidens kunte fuͤhlen/ Aber ich und meine Pein Wolten nicht gelindert ſeyn. Bin ich bey dir/ oder ferne/ Es gilt alles eben viel/ Weil ich ſtets mein Armes Spiel Schoͤne/ von dir dichten lerne/ Aber du/ mein Spiel/ und ich Koͤnnen niemals hoͤren mich. Jch blieb bey den alten Sachſen/ Sah der Erden ſchoͤne Frucht/ und die geile Laͤmmer-Zucht Auf den weiſſen Bergen wachſen/ O wie

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/100>, abgerufen am 28.03.2024.