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Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

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Der Schwytzer nicht dem neuen Fürstenhaus
Will unterwerfen, sondern treu und fest
Beim Reich beharren, wie die würdigen
Altvordern es gehalten und gethan. --
Ists nicht so Werner? Sag es, wenn ich lüge!

Stauffacher
So ist's, das ist des Geßlers Groll auf mich.
Gertrud
Er ist dir neidisch, weil du glücklich wohnst,
Ein freier Mann auf deinem eignen Erb
-- Denn Er hat keins. Vom Kaiser selbst und Reich
Trägst du dieß Haus zu Lehn, du darfst es zeigen,
So gut der Reichsfürst seine Länder zeigt,
Denn über dir erkennst du keinen Herrn
Als nur den Höchsten in der Christenheit --
Er ist ein jüngrer Sohn nur seines Hauses,
Nichts nennt er sein als seinen Rittermantel,
Drum sieht er jedes Biedermannes Glück
Mit scheelen Augen gift'ger Mißgunst an,
Dir hat er längst den Untergang geschworen --
Noch stehst du unversehrt -- Willst du erwarten,
Der Schwytzer nicht dem neuen Fuͤrſtenhaus
Will unterwerfen, ſondern treu und feſt
Beim Reich beharren, wie die wuͤrdigen
Altvordern es gehalten und gethan. —
Iſts nicht ſo Werner? Sag es, wenn ich luͤge!

Stauffacher
So iſt’s, das iſt des Geßlers Groll auf mich.
Gertrud
Er iſt dir neidiſch, weil du gluͤcklich wohnſt,
Ein freier Mann auf deinem eignen Erb
— Denn Er hat keins. Vom Kaiſer ſelbſt und Reich
Traͤgſt du dieß Haus zu Lehn, du darfſt es zeigen,
So gut der Reichsfuͤrſt ſeine Laͤnder zeigt,
Denn uͤber dir erkennſt du keinen Herrn
Als nur den Hoͤchſten in der Chriſtenheit —
Er iſt ein juͤngrer Sohn nur ſeines Hauſes,
Nichts nennt er ſein als ſeinen Rittermantel,
Drum ſieht er jedes Biedermannes Gluͤck
Mit ſcheelen Augen gift’ger Mißgunſt an,
Dir hat er laͤngſt den Untergang geſchworen —
Noch ſtehſt du unverſehrt — Willſt du erwarten,
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[21/0035] Der Schwytzer nicht dem neuen Fuͤrſtenhaus Will unterwerfen, ſondern treu und feſt Beim Reich beharren, wie die wuͤrdigen Altvordern es gehalten und gethan. — Iſts nicht ſo Werner? Sag es, wenn ich luͤge! Stauffacher So iſt’s, das iſt des Geßlers Groll auf mich. Gertrud Er iſt dir neidiſch, weil du gluͤcklich wohnſt, Ein freier Mann auf deinem eignen Erb — Denn Er hat keins. Vom Kaiſer ſelbſt und Reich Traͤgſt du dieß Haus zu Lehn, du darfſt es zeigen, So gut der Reichsfuͤrſt ſeine Laͤnder zeigt, Denn uͤber dir erkennſt du keinen Herrn Als nur den Hoͤchſten in der Chriſtenheit — Er iſt ein juͤngrer Sohn nur ſeines Hauſes, Nichts nennt er ſein als ſeinen Rittermantel, Drum ſieht er jedes Biedermannes Gluͤck Mit ſcheelen Augen gift’ger Mißgunſt an, Dir hat er laͤngſt den Untergang geſchworen — Noch ſtehſt du unverſehrt — Willſt du erwarten,

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/35>, abgerufen am 19.04.2024.