Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein königliches Stirnband, reich an Steinen,
Durchzogen mit den Lilien von Frankreich!
(er giebt es seinem Begleiter)
Verwahrt's, Drury. Legt's zu dem übrigen!

(Drury geht ab.)
Kennedy.
O schimpfliche Gewalt, die wir erleiden!
Paulet.
So lang sie noch besitzt, kann sie noch schaden,
Denn alles wird Gewehr in ihrer Hand.

Kennedy.
Seyd gütig, Sir. Nehmt nicht den letzten Schmuck
Aus unserm Leben weg! Die Jammervolle
Erfreut der Anblick alter Herrlichkeit,
Denn alles andre habt ihr uns entrissen.

Paulet.
Es liegt in guter Hand. Gewissenhaft
Wird es zu seiner Zeit zurück gegeben!

Kennedy.
Wer sieht es diesen kahlen Wänden an,
Daß eine Königin hier wohnt? Wo ist
Die Himmeldecke über ihrem Sitz?
Muß sie den zärtlich weichgewöhnten Fuß
Nicht auf gemeinen rauhen Boden setzen?
Ein koͤnigliches Stirnband, reich an Steinen,
Durchzogen mit den Lilien von Frankreich!
(er giebt es ſeinem Begleiter)
Verwahrt's, Drury. Legt's zu dem uͤbrigen!

(Drury geht ab.)
Kennedy.
O ſchimpfliche Gewalt, die wir erleiden!
Paulet.
So lang ſie noch beſitzt, kann ſie noch ſchaden,
Denn alles wird Gewehr in ihrer Hand.

Kennedy.
Seyd guͤtig, Sir. Nehmt nicht den letzten Schmuck
Aus unſerm Leben weg! Die Jammervolle
Erfreut der Anblick alter Herrlichkeit,
Denn alles andre habt ihr uns entriſſen.

Paulet.
Es liegt in guter Hand. Gewiſſenhaft
Wird es zu ſeiner Zeit zuruͤck gegeben!

Kennedy.
Wer ſieht es dieſen kahlen Waͤnden an,
Daß eine Koͤnigin hier wohnt? Wo iſt
Die Himmeldecke uͤber ihrem Sitz?
Muß ſie den zaͤrtlich weichgewoͤhnten Fuß
Nicht auf gemeinen rauhen Boden ſetzen?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#PAU">
            <pb facs="#f0013" n="7"/>
            <p>Ein ko&#x0364;nigliches Stirnband, reich an Steinen,<lb/>
Durchzogen mit den Lilien von Frankreich!<lb/><stage>(er giebt es &#x017F;einem Begleiter)</stage><lb/>
Verwahrt's, Drury. Legt's zu dem u&#x0364;brigen!</p><lb/>
            <stage>(Drury geht ab.)</stage><lb/>
          </sp>
          <sp who="#HANKEN">
            <speaker><hi rendition="#g">Kennedy</hi>.</speaker><lb/>
            <p>O &#x017F;chimpfliche Gewalt, die wir erleiden!</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PAU">
            <speaker><hi rendition="#g">Paulet</hi>.</speaker><lb/>
            <p>So lang &#x017F;ie noch be&#x017F;itzt, kann &#x017F;ie noch &#x017F;chaden,<lb/>
Denn alles wird Gewehr in ihrer Hand.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#HANKEN">
            <speaker><hi rendition="#g">Kennedy</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Seyd gu&#x0364;tig, Sir. Nehmt nicht den letzten Schmuck<lb/>
Aus un&#x017F;erm Leben weg! Die Jammervolle<lb/>
Erfreut der Anblick alter Herrlichkeit,<lb/>
Denn alles andre habt ihr uns entri&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PAU">
            <speaker><hi rendition="#g">Paulet</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Es liegt in guter Hand. Gewi&#x017F;&#x017F;enhaft<lb/>
Wird es zu &#x017F;einer Zeit zuru&#x0364;ck gegeben!</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#HANKEN">
            <speaker><hi rendition="#g">Kennedy</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Wer &#x017F;ieht es die&#x017F;en kahlen Wa&#x0364;nden an,<lb/>
Daß eine Ko&#x0364;nigin hier wohnt? Wo i&#x017F;t<lb/>
Die Himmeldecke u&#x0364;ber ihrem Sitz?<lb/>
Muß &#x017F;ie den za&#x0364;rtlich weichgewo&#x0364;hnten Fuß<lb/>
Nicht auf gemeinen rauhen Boden &#x017F;etzen?<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0013] Ein koͤnigliches Stirnband, reich an Steinen, Durchzogen mit den Lilien von Frankreich! (er giebt es ſeinem Begleiter) Verwahrt's, Drury. Legt's zu dem uͤbrigen! (Drury geht ab.) Kennedy. O ſchimpfliche Gewalt, die wir erleiden! Paulet. So lang ſie noch beſitzt, kann ſie noch ſchaden, Denn alles wird Gewehr in ihrer Hand. Kennedy. Seyd guͤtig, Sir. Nehmt nicht den letzten Schmuck Aus unſerm Leben weg! Die Jammervolle Erfreut der Anblick alter Herrlichkeit, Denn alles andre habt ihr uns entriſſen. Paulet. Es liegt in guter Hand. Gewiſſenhaft Wird es zu ſeiner Zeit zuruͤck gegeben! Kennedy. Wer ſieht es dieſen kahlen Waͤnden an, Daß eine Koͤnigin hier wohnt? Wo iſt Die Himmeldecke uͤber ihrem Sitz? Muß ſie den zaͤrtlich weichgewoͤhnten Fuß Nicht auf gemeinen rauhen Boden ſetzen?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/13
Zitationshilfe: Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/13>, abgerufen am 29.03.2024.