Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Räuber,
Amalia. Merkst dus, Amalia?
D. a. Moor ermuntert sich. Wo ist er? wo?
wo bin ich? du da, Amalia?
Amalia. Wie ist euch? Jhr schlieft einen er-
quikenden Schlummer.
D. a. Moor. Mir träumte von meinem Sohn.
Warum hab ich nicht fortgeträumt? vielleicht hätt'
ich Verzeihung erhalten aus seinem Munde.
Amalia. Engel grollen nicht -- er verzeiht
euch Faßt seine Hand mit Wehmuth. Vater meines
Karls! ich verzeih euch.
D. a. Moor. Nein meine Tochter! diese To-
den-Farbe deines Angesichts verdammet den Va-
ter. Armes Mädgen! Jch brachte dich um die
Freuden deiner Jugend -- o fluche mir nicht!
Amalia küßt seine Hand mit Zärtlichkeit. Euch?
D. a. Moor. Kennst du dieses Bild, meine
Tochter?
Amalia. Karls! --
D. a. Moor. So sah er, als er ins sechsze-
hende Jahr gieng. Jtzt ist er anders -- Oh es
wütet in meinem Jnnern -- diese Milde ist Un-
willen, dieses Lächeln Verzweiflung -- Nicht wahr,
Amalia? Es war an seinem Geburtstage in der
Jasminlaube, als du ihn maltest? -- Oh meine
Tochter! Eure Liebe machte mich so glücklich.
Amalia immer das Aug auf das Bild geheftet. Nein,
nein! er ists nicht. Bey Gott! das ist Karl nicht
-- Hier,
Die Raͤuber,
Amalia. Merkſt dus, Amalia?
D. a. Moor ermuntert ſich. Wo iſt er? wo?
wo bin ich? du da, Amalia?
Amalia. Wie iſt euch? Jhr ſchlieft einen er-
quikenden Schlummer.
D. a. Moor. Mir traͤumte von meinem Sohn.
Warum hab ich nicht fortgetraͤumt? vielleicht haͤtt'
ich Verzeihung erhalten aus ſeinem Munde.
Amalia. Engel grollen nicht — er verzeiht
euch Faßt ſeine Hand mit Wehmuth. Vater meines
Karls! ich verzeih euch.
D. a. Moor. Nein meine Tochter! dieſe To-
den-Farbe deines Angeſichts verdammet den Va-
ter. Armes Maͤdgen! Jch brachte dich um die
Freuden deiner Jugend — o fluche mir nicht!
Amalia kuͤßt ſeine Hand mit Zaͤrtlichkeit. Euch?
D. a. Moor. Kennſt du dieſes Bild, meine
Tochter?
Amalia. Karls! —
D. a. Moor. So ſah er, als er ins ſechsze-
hende Jahr gieng. Jtzt iſt er anders — Oh es
wuͤtet in meinem Jnnern — dieſe Milde iſt Un-
willen, dieſes Laͤcheln Verzweiflung — Nicht wahr,
Amalia? Es war an ſeinem Geburtstage in der
Jasminlaube, als du ihn malteſt? — Oh meine
Tochter! Eure Liebe machte mich ſo gluͤcklich.
Amalia immer das Aug auf das Bild geheftet. Nein,
nein! er iſts nicht. Bey Gott! das iſt Karl nicht
— Hier,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0084" n="62"/>
          <fw place="top" type="header">Die Ra&#x0364;uber,</fw><lb/>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Amalia.</hi> </speaker>
            <p>Merk&#x017F;t dus, Amalia?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">D. a. Moor</hi> </speaker>
            <stage>ermuntert &#x017F;ich.</stage>
            <p>Wo i&#x017F;t er? wo?<lb/>
wo bin ich? du da, Amalia?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Amalia.</hi> </speaker>
            <p>Wie i&#x017F;t euch? Jhr &#x017F;chlieft einen er-<lb/>
quikenden Schlummer.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">D. a. Moor.</hi> </speaker>
            <p>Mir tra&#x0364;umte von meinem Sohn.<lb/>
Warum hab ich nicht fortgetra&#x0364;umt? vielleicht ha&#x0364;tt'<lb/>
ich Verzeihung erhalten aus &#x017F;einem Munde.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Amalia.</hi> </speaker>
            <p>Engel grollen nicht &#x2014; er verzeiht<lb/>
euch <stage>Faßt &#x017F;eine Hand mit Wehmuth.</stage> Vater meines<lb/>
Karls! ich verzeih euch.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">D. a. Moor.</hi> </speaker>
            <p>Nein meine Tochter! die&#x017F;e To-<lb/>
den-Farbe deines Ange&#x017F;ichts verdammet den Va-<lb/>
ter. Armes Ma&#x0364;dgen! Jch brachte dich um die<lb/>
Freuden deiner Jugend &#x2014; o fluche mir nicht!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Amalia</hi> </speaker>
            <stage>ku&#x0364;ßt &#x017F;eine Hand mit Za&#x0364;rtlichkeit.</stage>
            <p>Euch?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">D. a. Moor.</hi> </speaker>
            <p>Kenn&#x017F;t du die&#x017F;es Bild, meine<lb/>
Tochter?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Amalia.</hi> </speaker>
            <p>Karls! &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">D. a. Moor.</hi> </speaker>
            <p>So &#x017F;ah er, als er ins &#x017F;echsze-<lb/>
hende Jahr gieng. Jtzt i&#x017F;t er anders &#x2014; Oh es<lb/>
wu&#x0364;tet in meinem Jnnern &#x2014; die&#x017F;e Milde i&#x017F;t Un-<lb/>
willen, die&#x017F;es La&#x0364;cheln Verzweiflung &#x2014; Nicht wahr,<lb/>
Amalia? Es war an &#x017F;einem Geburtstage in der<lb/>
Jasminlaube, als du ihn malte&#x017F;t? &#x2014; Oh meine<lb/>
Tochter! Eure Liebe machte mich &#x017F;o glu&#x0364;cklich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Amalia</hi> </speaker>
            <stage>immer das Aug auf das Bild geheftet.</stage>
            <p>Nein,<lb/>
nein! er i&#x017F;ts nicht. Bey Gott! das i&#x017F;t Karl nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x2014; Hier,</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0084] Die Raͤuber, Amalia. Merkſt dus, Amalia? D. a. Moor ermuntert ſich. Wo iſt er? wo? wo bin ich? du da, Amalia? Amalia. Wie iſt euch? Jhr ſchlieft einen er- quikenden Schlummer. D. a. Moor. Mir traͤumte von meinem Sohn. Warum hab ich nicht fortgetraͤumt? vielleicht haͤtt' ich Verzeihung erhalten aus ſeinem Munde. Amalia. Engel grollen nicht — er verzeiht euch Faßt ſeine Hand mit Wehmuth. Vater meines Karls! ich verzeih euch. D. a. Moor. Nein meine Tochter! dieſe To- den-Farbe deines Angeſichts verdammet den Va- ter. Armes Maͤdgen! Jch brachte dich um die Freuden deiner Jugend — o fluche mir nicht! Amalia kuͤßt ſeine Hand mit Zaͤrtlichkeit. Euch? D. a. Moor. Kennſt du dieſes Bild, meine Tochter? Amalia. Karls! — D. a. Moor. So ſah er, als er ins ſechsze- hende Jahr gieng. Jtzt iſt er anders — Oh es wuͤtet in meinem Jnnern — dieſe Milde iſt Un- willen, dieſes Laͤcheln Verzweiflung — Nicht wahr, Amalia? Es war an ſeinem Geburtstage in der Jasminlaube, als du ihn malteſt? — Oh meine Tochter! Eure Liebe machte mich ſo gluͤcklich. Amalia immer das Aug auf das Bild geheftet. Nein, nein! er iſts nicht. Bey Gott! das iſt Karl nicht — Hier,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/84
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/84>, abgerufen am 20.04.2024.