Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

Bild:
<< vorherige Seite
ein Schauspiel.
Roller. Eben diese Freunde wollen ja wir seyn,
laß dich doch weisen!
Schwarz. Komm mit uns in die böhmischen
Wälder! Wir wollen eine Räuberbande sammeln,
und du --
Moor stiert ihn an.
Schweizer. Du sollst unser Hauptmann seyn!
du must unser Hauptmann seyn!
Spiegelberg wirft sich wild in einen Sessel. Skla-
ven und Memmen!
Moor. Wer blies dir das Wort ein? Höre,
Kerl! indem er Rollern hart ergreift. Das hast du nicht
ans deiner Menschenseele hervorgeholt! wer blies
dir das Wort ein? Ja, bey dem tansendarmige#
Tod! das wollen wir, das müssen wir! der Ge-
danke verdient Vergötterung -- Räuber und
Mörder!
-- So wahr meine Seele lebt, ich bin
euer Hauptmann!
Alle mit lermendem Geschrey. Es lebe der Haupt-
mann!
Spiegelberg aufspringend, vor sich. Bis ich ihm
hinhelfe!
Moor. Siehe, da fällts wie der Staar von
meinen Augen! was für ein Thor ich war, daß ich
ins Keficht zurückwollte! -- Mein Geist dürstet
nach Thaten, mein Athem nach Freyheit, -- Mör-
der, Räuber!
-- mit diesem Wort war das Ge-
sez unter meine Füsse gerollt -- Menschen haben
Menschheit vor mir verborgen, da ich an Mensch-
heit
C 5
ein Schauſpiel.
Roller. Eben dieſe Freunde wollen ja wir ſeyn,
laß dich doch weiſen!
Schwarz. Komm mit uns in die boͤhmiſchen
Waͤlder! Wir wollen eine Raͤuberbande ſammeln,
und du —
Moor ſtiert ihn an.
Schweizer. Du ſollſt unſer Hauptmann ſeyn!
du muſt unſer Hauptmann ſeyn!
Spiegelberg wirft ſich wild in einen Seſſel. Skla-
ven und Memmen!
Moor. Wer blies dir das Wort ein? Hoͤre,
Kerl! indem er Rollern hart ergreift. Das haſt du nicht
ans deiner Menſchenſeele hervorgeholt! wer blies
dir das Wort ein? Ja, bey dem tanſendarmige#
Tod! das wollen wir, das muͤſſen wir! der Ge-
danke verdient Vergoͤtterung — Raͤuber und
Moͤrder!
— So wahr meine Seele lebt, ich bin
euer Hauptmann!
Alle mit lermendem Geſchrey. Es lebe der Haupt-
mann!
Spiegelberg aufſpringend, vor ſich. Bis ich ihm
hinhelfe!
Moor. Siehe, da faͤllts wie der Staar von
meinen Augen! was fuͤr ein Thor ich war, daß ich
ins Keficht zuruͤckwollte! — Mein Geiſt duͤrſtet
nach Thaten, mein Athem nach Freyheit, — Moͤr-
der, Raͤuber!
— mit dieſem Wort war das Ge-
ſez unter meine Fuͤſſe gerollt — Menſchen haben
Menſchheit vor mir verborgen, da ich an Menſch-
heit
C 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0063" n="41"/>
          <fw place="top" type="header">ein Schau&#x017F;piel.</fw><lb/>
          <sp who="#ROL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Roller.</hi> </speaker>
            <p>Eben die&#x017F;e Freunde wollen ja wir &#x017F;eyn,<lb/>
laß dich doch wei&#x017F;en!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCHW">
            <speaker> <hi rendition="#b">Schwarz.</hi> </speaker>
            <p>Komm mit uns in die bo&#x0364;hmi&#x017F;chen<lb/>
Wa&#x0364;lder! Wir wollen eine Ra&#x0364;uberbande &#x017F;ammeln,<lb/>
und du &#x2014;</p>
            <stage>Moor &#x017F;tiert ihn an.</stage><lb/>
          </sp>
          <sp who="#SCHWEI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Schweizer.</hi> </speaker>
            <p>Du &#x017F;oll&#x017F;t un&#x017F;er Hauptmann &#x017F;eyn!<lb/>
du mu&#x017F;t un&#x017F;er Hauptmann &#x017F;eyn!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SPI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Spiegelberg</hi> </speaker>
            <stage>wirft &#x017F;ich wild in einen Se&#x017F;&#x017F;el.</stage>
            <p>Skla-<lb/>
ven und Memmen!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">Moor.</hi> </speaker>
            <p>Wer blies dir das Wort ein? Ho&#x0364;re,<lb/>
Kerl! <stage>indem er Rollern hart ergreift.</stage> Das ha&#x017F;t du nicht<lb/>
ans deiner Men&#x017F;chen&#x017F;eele hervorgeholt! wer blies<lb/>
dir das Wort ein? Ja, bey dem tan&#x017F;endarmige#<lb/>
Tod! das wollen wir, das mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir! der Ge-<lb/>
danke verdient Vergo&#x0364;tterung &#x2014; <hi rendition="#fr">Ra&#x0364;uber und<lb/>
Mo&#x0364;rder!</hi> &#x2014; So wahr meine Seele lebt, ich bin<lb/>
euer Hauptmann!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ALL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Alle</hi> </speaker>
            <stage>mit lermendem Ge&#x017F;chrey.</stage>
            <p>Es lebe der Haupt-<lb/>
mann!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SPI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Spiegelberg</hi> </speaker>
            <stage>auf&#x017F;pringend, vor &#x017F;ich.</stage>
            <p>Bis ich ihm<lb/>
hinhelfe!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">Moor.</hi> </speaker>
            <p>Siehe, da fa&#x0364;llts wie der Staar von<lb/>
meinen Augen! was fu&#x0364;r ein Thor ich war, daß ich<lb/>
ins Keficht zuru&#x0364;ckwollte! &#x2014; Mein Gei&#x017F;t du&#x0364;r&#x017F;tet<lb/>
nach Thaten, mein Athem nach Freyheit, &#x2014; <hi rendition="#fr">Mo&#x0364;r-<lb/>
der, Ra&#x0364;uber!</hi> &#x2014; mit die&#x017F;em Wort war das Ge-<lb/>
&#x017F;ez unter meine Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gerollt &#x2014; Men&#x017F;chen haben<lb/>
Men&#x017F;chheit vor mir verborgen, da ich an Men&#x017F;ch-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 5</fw><fw place="bottom" type="catch">heit</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0063] ein Schauſpiel. Roller. Eben dieſe Freunde wollen ja wir ſeyn, laß dich doch weiſen! Schwarz. Komm mit uns in die boͤhmiſchen Waͤlder! Wir wollen eine Raͤuberbande ſammeln, und du — Moor ſtiert ihn an. Schweizer. Du ſollſt unſer Hauptmann ſeyn! du muſt unſer Hauptmann ſeyn! Spiegelberg wirft ſich wild in einen Seſſel. Skla- ven und Memmen! Moor. Wer blies dir das Wort ein? Hoͤre, Kerl! indem er Rollern hart ergreift. Das haſt du nicht ans deiner Menſchenſeele hervorgeholt! wer blies dir das Wort ein? Ja, bey dem tanſendarmige# Tod! das wollen wir, das muͤſſen wir! der Ge- danke verdient Vergoͤtterung — Raͤuber und Moͤrder! — So wahr meine Seele lebt, ich bin euer Hauptmann! Alle mit lermendem Geſchrey. Es lebe der Haupt- mann! Spiegelberg aufſpringend, vor ſich. Bis ich ihm hinhelfe! Moor. Siehe, da faͤllts wie der Staar von meinen Augen! was fuͤr ein Thor ich war, daß ich ins Keficht zuruͤckwollte! — Mein Geiſt duͤrſtet nach Thaten, mein Athem nach Freyheit, — Moͤr- der, Raͤuber! — mit dieſem Wort war das Ge- ſez unter meine Fuͤſſe gerollt — Menſchen haben Menſchheit vor mir verborgen, da ich an Menſch- heit C 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/63
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/63>, abgerufen am 24.04.2024.