Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Räuber,
Liebe! darum mir zur Folter die Liebe! das ist
Vergeltung!
Amalia. Es ist wahr! Herrscher im Him-
mel! Es ist wahr. -- Was hab ich gethan,
ich unschuldiges Lamm? Jch hab diesen ge-
liebt!
R. Moor. Das ist mehr als ein Mann
erduldet. Hab ich doch den Tod aus mehr denn
tausend Röhren auf mich zupfeiffen gehört, und bin
ihm keinen Fusbreit gewichen, soll ich izt erst ler-
nen beben wie ein Weib? beben vor einem Weib?
-- Nein, ein Weib erschüttert meine Mannheit
nicht -- Blut, Blut! Es ist nur ein Anstos vom
Weibe -- Blut mus ich saufen, es wird vorüber-
gehen.
Er will davon fliehn.
Amalia fällt ihm in die Arme. Mörder! Teufel!
Jch kann dich Engel nicht lassen.
Moor schleudert sie von sich. Fort falsche Schlan-
ge, du willst einen rasenden höhnen, aber ich poche
dem Tyrannen-Verhängniß -- was, du weinest?
Oh ihr losen boshaften Gestirne! Sie thut als ob
sie weine, als ob um mich eine Seele weine.
Amalia fällt ihm um den Hals. Ha was ist das? Sie
speyt mich nicht an, stoßt mich nicht von sich --
Amalia! Hast du vergessen? weist du auch, wen
du umarmest, Amalia?

Ama-
Die Raͤuber,
Liebe! darum mir zur Folter die Liebe! das iſt
Vergeltung!
Amalia. Es iſt wahr! Herrſcher im Him-
mel! Es iſt wahr. — Was hab ich gethan,
ich unſchuldiges Lamm? Jch hab dieſen ge-
liebt!
R. Moor. Das iſt mehr als ein Mann
erduldet. Hab ich doch den Tod aus mehr denn
tauſend Roͤhren auf mich zupfeiffen gehoͤrt, und bin
ihm keinen Fusbreit gewichen, ſoll ich izt erſt ler-
nen beben wie ein Weib? beben vor einem Weib?
— Nein, ein Weib erſchuͤttert meine Mannheit
nicht — Blut, Blut! Es iſt nur ein Anſtos vom
Weibe — Blut mus ich ſaufen, es wird voruͤber-
gehen.
Er will davon fliehn.
Amalia faͤllt ihm in die Arme. Moͤrder! Teufel!
Jch kann dich Engel nicht laſſen.
Moor ſchleudert ſie von ſich. Fort falſche Schlan-
ge, du willſt einen raſenden hoͤhnen, aber ich poche
dem Tyrannen-Verhaͤngniß — was, du weineſt?
Oh ihr loſen boshaften Geſtirne! Sie thut als ob
ſie weine, als ob um mich eine Seele weine.
Amalia faͤllt ihm um den Hals. Ha was iſt das? Sie
ſpeyt mich nicht an, ſtoßt mich nicht von ſich —
Amalia! Haſt du vergeſſen? weiſt du auch, wen
du umarmeſt, Amalia?

Ama-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#RAEU_MOOR">
            <p><pb facs="#f0234" n="212"/><fw place="top" type="header">Die Ra&#x0364;uber,</fw><lb/>
Liebe! darum mir zur Folter die Liebe! das i&#x017F;t<lb/>
Vergeltung!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Amalia.</hi> </speaker>
            <p>Es i&#x017F;t wahr! Herr&#x017F;cher im Him-<lb/>
mel! Es i&#x017F;t wahr. &#x2014; Was hab ich gethan,<lb/>
ich un&#x017F;chuldiges Lamm? Jch hab die&#x017F;en ge-<lb/>
liebt!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAEU_MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">R. Moor.</hi> </speaker>
            <p>Das i&#x017F;t mehr als ein Mann<lb/>
erduldet. Hab ich doch den Tod aus mehr denn<lb/>
tau&#x017F;end Ro&#x0364;hren auf mich zupfeiffen geho&#x0364;rt, und bin<lb/>
ihm keinen Fusbreit gewichen, &#x017F;oll ich izt er&#x017F;t ler-<lb/>
nen beben wie ein Weib? beben vor einem Weib?<lb/>
&#x2014; Nein, ein Weib er&#x017F;chu&#x0364;ttert meine Mannheit<lb/>
nicht &#x2014; Blut, Blut! Es i&#x017F;t nur ein An&#x017F;tos vom<lb/>
Weibe &#x2014; Blut mus ich &#x017F;aufen, es wird voru&#x0364;ber-<lb/>
gehen.</p>
            <stage>Er will davon fliehn.</stage><lb/>
          </sp>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Amalia</hi> </speaker>
            <stage>fa&#x0364;llt ihm in die Arme.</stage>
            <p>Mo&#x0364;rder! Teufel!<lb/>
Jch kann dich Engel nicht la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOOR">
            <speaker> <hi rendition="#b">Moor</hi> </speaker>
            <stage>&#x017F;chleudert &#x017F;ie von &#x017F;ich.</stage>
            <p>Fort fal&#x017F;che Schlan-<lb/>
ge, du will&#x017F;t einen ra&#x017F;enden ho&#x0364;hnen, aber ich poche<lb/>
dem Tyrannen-Verha&#x0364;ngniß &#x2014; was, du weine&#x017F;t?<lb/>
Oh ihr lo&#x017F;en boshaften Ge&#x017F;tirne! Sie thut als ob<lb/>
&#x017F;ie weine, als ob um mich eine Seele weine.<lb/><stage>Amalia fa&#x0364;llt ihm um den Hals.</stage> Ha was i&#x017F;t das? Sie<lb/>
&#x017F;peyt mich nicht an, &#x017F;toßt mich nicht von &#x017F;ich &#x2014;<lb/>
Amalia! Ha&#x017F;t du verge&#x017F;&#x017F;en? wei&#x017F;t du auch, wen<lb/>
du umarme&#x017F;t, Amalia?</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Ama-</hi> </hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0234] Die Raͤuber, Liebe! darum mir zur Folter die Liebe! das iſt Vergeltung! Amalia. Es iſt wahr! Herrſcher im Him- mel! Es iſt wahr. — Was hab ich gethan, ich unſchuldiges Lamm? Jch hab dieſen ge- liebt! R. Moor. Das iſt mehr als ein Mann erduldet. Hab ich doch den Tod aus mehr denn tauſend Roͤhren auf mich zupfeiffen gehoͤrt, und bin ihm keinen Fusbreit gewichen, ſoll ich izt erſt ler- nen beben wie ein Weib? beben vor einem Weib? — Nein, ein Weib erſchuͤttert meine Mannheit nicht — Blut, Blut! Es iſt nur ein Anſtos vom Weibe — Blut mus ich ſaufen, es wird voruͤber- gehen. Er will davon fliehn. Amalia faͤllt ihm in die Arme. Moͤrder! Teufel! Jch kann dich Engel nicht laſſen. Moor ſchleudert ſie von ſich. Fort falſche Schlan- ge, du willſt einen raſenden hoͤhnen, aber ich poche dem Tyrannen-Verhaͤngniß — was, du weineſt? Oh ihr loſen boshaften Geſtirne! Sie thut als ob ſie weine, als ob um mich eine Seele weine. Amalia faͤllt ihm um den Hals. Ha was iſt das? Sie ſpeyt mich nicht an, ſtoßt mich nicht von ſich — Amalia! Haſt du vergeſſen? weiſt du auch, wen du umarmeſt, Amalia? Ama-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/234
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/234>, abgerufen am 25.04.2024.