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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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Die Räuber,
Kosinsky. Jch wurde Soldat. Das Unglück
verfolgte mich auch da -- ich machte eine Farth
nach Ostindien mit, mein Schiff scheiterte an Klip-
pen -- nichts als fehlgeschlagene Plane! Jch höre
endlich weit und breit erzählen von deinen Thaten,
Mordbrennereyen, wie sie sie nannten, und bin
hieher gereißt dreyssig Meilen weit, mit dem festen
Entschluß unter dir zu dienen, wenn du meine
Dienste annehmen willst -- Jch bitte dich, würdi-
ger Hauptmann, schlage mirs nicht ab!
Schweizer mit einem Sprung. Heysa! Heysa!
So ist ja unser Roller zehnhundertfach vergütet!
Ein ganzer Mordbruder für unsere Bande!
Moor. Wie ist dein Nahme?
Kosinsky. Kosinsky.
Moor. Wie Kosinsky? weist du auch, daß du
ein leichtsinniger Knabe bist, und über den grosen
Schritt deines Lebens weggaukelst, wie ein unbe-
sonnenes Mädgen -- Hier wirst du nicht Bälle
werfen oder Kegelkugeln schieben, wie du dir ein.
bildest.
Kosinsky. Jch weis, was du sagen willst --
ich bin vier und zwanzig Jahr alt, aber ich habe
Degen blinken gesehen, und Kugeln um mich sur-
ren gehört.
Moor. So junger Herr? -- und hast du dein
Fechten nur darum gelernt, arme Reisende um ei-
nen Reichsthaler niederzustossen, oder Weiber hin-
ter-
Die Raͤuber,
Koſinsky. Jch wurde Soldat. Das Ungluͤck
verfolgte mich auch da — ich machte eine Farth
nach Oſtindien mit, mein Schiff ſcheiterte an Klip-
pen — nichts als fehlgeſchlagene Plane! Jch hoͤre
endlich weit und breit erzaͤhlen von deinen Thaten,
Mordbrennereyen, wie ſie ſie nannten, und bin
hieher gereißt dreyſſig Meilen weit, mit dem feſten
Entſchluß unter dir zu dienen, wenn du meine
Dienſte annehmen willſt — Jch bitte dich, wuͤrdi-
ger Hauptmann, ſchlage mirs nicht ab!
Schweizer mit einem Sprung. Heyſa! Heyſa!
So iſt ja unſer Roller zehnhundertfach verguͤtet!
Ein ganzer Mordbruder fuͤr unſere Bande!
Moor. Wie iſt dein Nahme?
Koſinsky. Koſinsky.
Moor. Wie Koſinsky? weiſt du auch, daß du
ein leichtſinniger Knabe biſt, und uͤber den groſen
Schritt deines Lebens weggaukelſt, wie ein unbe-
ſonnenes Maͤdgen — Hier wirſt du nicht Baͤlle
werfen oder Kegelkugeln ſchieben, wie du dir ein.
bildeſt.
Koſinsky. Jch weis, was du ſagen willſt —
ich bin vier und zwanzig Jahr alt, aber ich habe
Degen blinken geſehen, und Kugeln um mich ſur-
ren gehoͤrt.
Moor. So junger Herr? — und haſt du dein
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nen Reichsthaler niederzuſtoſſen, oder Weiber hin-
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[126/0148] Die Raͤuber, Koſinsky. Jch wurde Soldat. Das Ungluͤck verfolgte mich auch da — ich machte eine Farth nach Oſtindien mit, mein Schiff ſcheiterte an Klip- pen — nichts als fehlgeſchlagene Plane! Jch hoͤre endlich weit und breit erzaͤhlen von deinen Thaten, Mordbrennereyen, wie ſie ſie nannten, und bin hieher gereißt dreyſſig Meilen weit, mit dem feſten Entſchluß unter dir zu dienen, wenn du meine Dienſte annehmen willſt — Jch bitte dich, wuͤrdi- ger Hauptmann, ſchlage mirs nicht ab! Schweizer mit einem Sprung. Heyſa! Heyſa! So iſt ja unſer Roller zehnhundertfach verguͤtet! Ein ganzer Mordbruder fuͤr unſere Bande! Moor. Wie iſt dein Nahme? Koſinsky. Koſinsky. Moor. Wie Koſinsky? weiſt du auch, daß du ein leichtſinniger Knabe biſt, und uͤber den groſen Schritt deines Lebens weggaukelſt, wie ein unbe- ſonnenes Maͤdgen — Hier wirſt du nicht Baͤlle werfen oder Kegelkugeln ſchieben, wie du dir ein. bildeſt. Koſinsky. Jch weis, was du ſagen willſt — ich bin vier und zwanzig Jahr alt, aber ich habe Degen blinken geſehen, und Kugeln um mich ſur- ren gehoͤrt. Moor. So junger Herr? — und haſt du dein Fechten nur darum gelernt, arme Reiſende um ei- nen Reichsthaler niederzuſtoſſen, oder Weiber hin- ter-

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/148>, abgerufen am 24.04.2024.