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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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ein Schauspiel.
derschaft mit ihm, und Notabene! Zechfrey must
du ihn halten! da geht freylich ein schönes drauf,
aber das achtest du nicht -- -- du gehst weiter,
du führst ihn in Spiel-Kompagnien und bey lieder-
lichen Menschern ein, verwickelst ihn in Schläge-
reyen, und schelmische Streiche, bis er an Saft
und Kraft und Geld und Gewissen, und gutem
Namen bankrut wird, denn incidenter muß ich dir
sagen, dn richtest nichts aus, wenn du nicht Leib
und Seele verderbst -- Glaube mir Bruder! das
hab ich aus meiner starken Praxi wol fünfzigmal
abstrahirt, wenn der ehrliche Mann einmal aus
dem Nest gejagt ist, so ist der Teufel Meister --
Der Schritt ist dann so leicht -- o so leicht, als
der Sprung von einer Hure zu einer Betschwester.
-- Horch doch! was für ein Knall war das?
Razmann. Es war gedonnert, nur fortgemacht!
Spiegelberg. Noch ein kürzerer besserer Weg
ist der, du plünderst deinem Mann Hauß und
Hof ab, bis ihm kein Hemd mehr am Leibe hebt,
alsdann kommt er dir von selber -- lern mich die
Pfiffe nicht Bruder -- frag einmal das Kupferge-
sicht dort -- Schwere Noth! den hab ich schön ins
Garn gekriegt -- ich hielt ihm vierzig Dukaten
hin, die sollt er haben, wenn er mir seines Herrn
Schlüssel in Wachs drücken wollte -- denk einmal!
die dumme Bestie thuts, bringt mir, hol mich der
Teufel! die Schlüssel, und will izt das Geld ha-
ben
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ein Schauſpiel.
derſchaft mit ihm, und Notabene! Zechfrey muſt
du ihn halten! da geht freylich ein ſchoͤnes drauf,
aber das achteſt du nicht — — du gehſt weiter,
du fuͤhrſt ihn in Spiel-Kompagnien und bey lieder-
lichen Menſchern ein, verwickelſt ihn in Schlaͤge-
reyen, und ſchelmiſche Streiche, bis er an Saft
und Kraft und Geld und Gewiſſen, und gutem
Namen bankrut wird, denn incidenter muß ich dir
ſagen, dn richteſt nichts aus, wenn du nicht Leib
und Seele verderbſt — Glaube mir Bruder! das
hab ich aus meiner ſtarken Praxi wol fuͤnfzigmal
abſtrahirt, wenn der ehrliche Mann einmal aus
dem Neſt gejagt iſt, ſo iſt der Teufel Meiſter —
Der Schritt iſt dann ſo leicht — o ſo leicht, als
der Sprung von einer Hure zu einer Betſchweſter.
— Horch doch! was fuͤr ein Knall war das?
Razmann. Es war gedonnert, nur fortgemacht!
Spiegelberg. Noch ein kuͤrzerer beſſerer Weg
iſt der, du pluͤnderſt deinem Mann Hauß und
Hof ab, bis ihm kein Hemd mehr am Leibe hebt,
alsdann kommt er dir von ſelber — lern mich die
Pfiffe nicht Bruder — frag einmal das Kupferge-
ſicht dort — Schwere Noth! den hab ich ſchoͤn ins
Garn gekriegt — ich hielt ihm vierzig Dukaten
hin, die ſollt er haben, wenn er mir ſeines Herrn
Schluͤſſel in Wachs druͤcken wollte — denk einmal!
die dumme Beſtie thuts, bringt mir, hol mich der
Teufel! die Schluͤſſel, und will izt das Geld ha-
ben
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[83/0105] ein Schauſpiel. derſchaft mit ihm, und Notabene! Zechfrey muſt du ihn halten! da geht freylich ein ſchoͤnes drauf, aber das achteſt du nicht — — du gehſt weiter, du fuͤhrſt ihn in Spiel-Kompagnien und bey lieder- lichen Menſchern ein, verwickelſt ihn in Schlaͤge- reyen, und ſchelmiſche Streiche, bis er an Saft und Kraft und Geld und Gewiſſen, und gutem Namen bankrut wird, denn incidenter muß ich dir ſagen, dn richteſt nichts aus, wenn du nicht Leib und Seele verderbſt — Glaube mir Bruder! das hab ich aus meiner ſtarken Praxi wol fuͤnfzigmal abſtrahirt, wenn der ehrliche Mann einmal aus dem Neſt gejagt iſt, ſo iſt der Teufel Meiſter — Der Schritt iſt dann ſo leicht — o ſo leicht, als der Sprung von einer Hure zu einer Betſchweſter. — Horch doch! was fuͤr ein Knall war das? Razmann. Es war gedonnert, nur fortgemacht! Spiegelberg. Noch ein kuͤrzerer beſſerer Weg iſt der, du pluͤnderſt deinem Mann Hauß und Hof ab, bis ihm kein Hemd mehr am Leibe hebt, alsdann kommt er dir von ſelber — lern mich die Pfiffe nicht Bruder — frag einmal das Kupferge- ſicht dort — Schwere Noth! den hab ich ſchoͤn ins Garn gekriegt — ich hielt ihm vierzig Dukaten hin, die ſollt er haben, wenn er mir ſeines Herrn Schluͤſſel in Wachs druͤcken wollte — denk einmal! die dumme Beſtie thuts, bringt mir, hol mich der Teufel! die Schluͤſſel, und will izt das Geld ha- ben F 2

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/105>, abgerufen am 29.03.2024.