Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
VErnehmt! ich höre schon, wie seine Worte thönen:
Halt ein! es ist zu viel, was man uns vorgebracht:
Will man vielleicht damit nur unsre Thaten höhnen?
Wir wissen auch, sagt er, was einen Helden macht.
Durch Dichter werden oft aus Hirn-Geburten Helden:
Was, wann sie gar mit Recht wahrhafte Thaten melden?
ANd wer beredet uns, daß Königliche Schwüre,
Ein GOtt-geweyhtes Wort auf einmahl ohne Frucht?
Daß man die Königinn alldort zum Opfer führe,
Wo Sie Gewehr und Hilff und Zuflucht hat gesucht?
Der Himmel hätt gewiß .... Jedoch hier muß ich schweigen;
Es wär Vermessenheit, sein Urtheil anzuzeigen.
WAnn alles, was du sagst, sich in der That befünde,
Was hieß man endlich Recht, Treu, Glauben, Fried und Krieg?
Sag, ob der Erden Rund nicht im Verderben stünde?
Das Recht nicht, die Gewalt erlangte Rang und Sieg.
Was wär an einem Pflug, an einem Helden-Degen,
An Ordnung und Gesatz; an Ehr und Ruhm gelegen?
Umsonst
VErnehmt! ich hoͤre ſchon, wie ſeine Worte thoͤnen:
Halt ein! es iſt zu viel, was man uns vorgebracht:
Will man vielleicht damit nur unſre Thaten hoͤhnen?
Wir wiſſen auch, ſagt er, was einen Helden macht.
Durch Dichter werden oft aus Hirn-Geburten Helden:
Was, wann ſie gar mit Recht wahrhafte Thaten melden?
ANd wer beredet uns, daß Koͤnigliche Schwuͤre,
Ein GOtt-geweyhtes Wort auf einmahl ohne Frucht?
Daß man die Koͤniginn alldort zum Opfer fuͤhre,
Wo Sie Gewehr und Hilff und Zuflucht hat geſucht?
Der Himmel haͤtt gewiß .... Jedoch hier muß ich ſchweigen;
Es waͤr Vermeſſenheit, ſein Urtheil anzuzeigen.
WAnn alles, was du ſagſt, ſich in der That befuͤnde,
Was hieß man endlich Recht, Treu, Glauben, Fried und Krieg?
Sag, ob der Erden Rund nicht im Verderben ſtuͤnde?
Das Recht nicht, die Gewalt erlangte Rang und Sieg.
Was waͤr an einem Pflug, an einem Helden-Degen,
An Ordnung und Geſatz; an Ehr und Ruhm gelegen?
Umſonſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0013"/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">V</hi>Ernehmt! ich ho&#x0364;re &#x017F;chon, wie &#x017F;eine Worte tho&#x0364;nen:</l><lb/>
            <l>Halt ein! es i&#x017F;t zu viel, was man uns vorgebracht:</l><lb/>
            <l>Will man vielleicht damit nur un&#x017F;re Thaten ho&#x0364;hnen?</l><lb/>
            <l>Wir wi&#x017F;&#x017F;en auch, &#x017F;agt er, was einen Helden macht.</l><lb/>
            <l>Durch Dichter werden oft aus Hirn-Geburten Helden:</l><lb/>
            <l>Was, wann &#x017F;ie gar mit Recht wahrhafte Thaten melden?</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">A</hi>Nd wer beredet uns, daß Ko&#x0364;nigliche Schwu&#x0364;re,</l><lb/>
            <l>Ein GOtt-geweyhtes Wort auf einmahl ohne Frucht?</l><lb/>
            <l>Daß man die Ko&#x0364;niginn alldort zum Opfer fu&#x0364;hre,</l><lb/>
            <l>Wo Sie Gewehr und Hilff und Zuflucht hat ge&#x017F;ucht?</l><lb/>
            <l>Der Himmel ha&#x0364;tt gewiß .... Jedoch hier muß ich &#x017F;chweigen;</l><lb/>
            <l>Es wa&#x0364;r Verme&#x017F;&#x017F;enheit, &#x017F;ein Urtheil anzuzeigen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>Ann alles, was du &#x017F;ag&#x017F;t, &#x017F;ich in der That befu&#x0364;nde,</l><lb/>
            <l>Was hieß man endlich Recht, Treu, Glauben, Fried und Krieg?</l><lb/>
            <l>Sag, ob der Erden Rund nicht im Verderben &#x017F;tu&#x0364;nde?</l><lb/>
            <l>Das Recht nicht, die Gewalt erlangte Rang und Sieg.</l><lb/>
            <l>Was wa&#x0364;r an einem Pflug, an einem Helden-Degen,</l><lb/>
            <l>An Ordnung und Ge&#x017F;atz; an Ehr und Ruhm gelegen?</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Um&#x017F;on&#x017F;t</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0013] VErnehmt! ich hoͤre ſchon, wie ſeine Worte thoͤnen: Halt ein! es iſt zu viel, was man uns vorgebracht: Will man vielleicht damit nur unſre Thaten hoͤhnen? Wir wiſſen auch, ſagt er, was einen Helden macht. Durch Dichter werden oft aus Hirn-Geburten Helden: Was, wann ſie gar mit Recht wahrhafte Thaten melden? ANd wer beredet uns, daß Koͤnigliche Schwuͤre, Ein GOtt-geweyhtes Wort auf einmahl ohne Frucht? Daß man die Koͤniginn alldort zum Opfer fuͤhre, Wo Sie Gewehr und Hilff und Zuflucht hat geſucht? Der Himmel haͤtt gewiß .... Jedoch hier muß ich ſchweigen; Es waͤr Vermeſſenheit, ſein Urtheil anzuzeigen. WAnn alles, was du ſagſt, ſich in der That befuͤnde, Was hieß man endlich Recht, Treu, Glauben, Fried und Krieg? Sag, ob der Erden Rund nicht im Verderben ſtuͤnde? Das Recht nicht, die Gewalt erlangte Rang und Sieg. Was waͤr an einem Pflug, an einem Helden-Degen, An Ordnung und Geſatz; an Ehr und Ruhm gelegen? Umſonſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/13
Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/13>, abgerufen am 20.04.2024.