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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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N. 51.)



Schweizerische
Berg-Reisen.


WAnn man dasselbe siedet/ so wird es Milchweiß/ wegen vilen irr-
disch- und saltzichten Theilen/ welche sich hernach zu Boden setzen und
an dem Kessel anhenken in Gestalt eines Tartari, Tosi, Bad- oder
Wassersteins/ welcher von Anschüttung des Vitriol- oder anderen scharff-
sauren Geists in einen Jast gerahtet/ aufgehet/ und einen aromatischen/ ganz
lieblichen Dampf/ oder Rauch von sich gibt. Sothane Fermentation ist
anderen Badsteinen/ die gemeinlich alle irrdisch Alcalischer Natur sind/ ge-
mein/ es hat aber unser Fläscher-Wasser-Stein noch etwas anders in re-
cessu,
und nahmentlich ein süß-saurlecht-zusamenziehendes braunes Salz/
wie ich dann dessen 7. Drachmen, oder Quintlein erhalten auß 30. Pfund
des Steins. Dises Aluminos-Saltz kan auch mit dem Mund gespührt
werden in dem Badstein selbs/ als der Anfangs zwar ungeschmakt/
jedennoch aber eine zusammenziehende Süssigkeit hat/ auch selbs lasset es sich
sehen in dem Wasser/ welches/ wann es lang gesotten wird/ braunlecht wird/
und oben auf bekomt eine schwimmende/ öhlichte Fettigkeit/ welche zum Theil in
dem Salz gespühret wird/ und eines verhandene Schwefels Anzeig ist. Hier-
auß ist zu ersehen/ daß wir in unserem vorhabenden Fläscher Wasser haben:

1. Das reine/ hellautere/ an und vor sich selbs in vil Weg gesunde Berg-
Wasser.

2. Eine irrdische Materi/ welche einer gesiegleten Erde/ oder dem Spath
kan in Ansehung ihres Ursprungs/ und Wirkung verglichen werden.

3. Ein Aluminoses Salz.

4. Einen subtilen Schwefel; wo der von anderen ihme zugeschriebene
subtile Salpetergeist/ und Stahel seye/ kan ich nicht wissen/ als der die blosse
braune Farb vor eine undienliche Anzeig des Stahels halte.

Aus jez gefundenen 4. Haubtquellen leite ich her des Fläscherwassers Ei-
genschaften und Wirkungen. Und 1. zwaren auß den Wassertheilen selbs
eine anderen Bergbäderen/ und Wasseren gemeine subtil durchtringende/ das
Geblüt/ und Geister bewegende/ die Gall innerlich demmende/ den Jast dersel-
ben/ und des Geblüts hinderende/ und die kleinsten Aederlein durchlauffende
Kraft.

2. Von denen weissen irrdischen Theilen eine auftröknende/ die Saüre ver-

schluken-
N. 51.)



Schweizeriſche
Berg-Reiſen.


WAnn man daſſelbe ſiedet/ ſo wird es Milchweiß/ wegen vilen irꝛ-
diſch- und ſaltzichten Theilen/ welche ſich hernach zu Boden ſetzen und
an dem Keſſel anhenken in Geſtalt eines Tartari, Toſi, Bad- oder
Waſſerſteins/ welcher von Anſchuͤttung des Vitriol- oder anderen ſcharff-
ſauren Geiſts in einen Jaſt gerahtet/ aufgehet/ und einen aromatiſchen/ ganz
lieblichen Dampf/ oder Rauch von ſich gibt. Sothane Fermentation iſt
anderen Badſteinen/ die gemeinlich alle irꝛdiſch Alcaliſcher Natur ſind/ ge-
mein/ es hat aber unſer Flaͤſcher-Waſſer-Stein noch etwas anders in re-
ceſſu,
und nahmentlich ein ſuͤß-ſaurlecht-zuſamenziehendes braunes Salz/
wie ich dann deſſen 7. Drachmen, oder Quintlein erhalten auß 30. Pfund
des Steins. Diſes Aluminos-Saltz kan auch mit dem Mund geſpuͤhrt
werden in dem Badſtein ſelbs/ als der Anfangs zwar ungeſchmakt/
jedennoch aber eine zuſammenziehende Suͤſſigkeit hat/ auch ſelbs laſſet es ſich
ſehen in dem Waſſer/ welches/ wann es lang geſotten wird/ braunlecht wird/
und oben auf bekomt eine ſchwim̃ende/ oͤhlichte Fettigkeit/ welche zum Theil in
dem Salz geſpuͤhret wird/ und eines verhandene Schwefels Anzeig iſt. Hier-
auß iſt zu erſehen/ daß wir in unſerem vorhabenden Flaͤſcher Waſſer haben:

1. Das reine/ hellautere/ an und vor ſich ſelbs in vil Weg geſunde Berg-
Waſſer.

2. Eine irꝛdiſche Materi/ welche einer geſiegleten Erde/ oder dem Spath
kan in Anſehung ihres Urſprungs/ und Wirkung verglichen werden.

3. Ein Aluminoſes Salz.

4. Einen ſubtilen Schwefel; wo der von anderen ihme zugeſchriebene
ſubtile Salpetergeiſt/ und Stahel ſeye/ kan ich nicht wiſſen/ als der die bloſſe
braune Farb vor eine undienliche Anzeig des Stahels halte.

Aus jez gefundenen 4. Haubtquellen leite ich her des Flaͤſcherwaſſers Ei-
genſchaften und Wirkungen. Und 1. zwaren auß den Waſſertheilen ſelbs
eine anderen Bergbaͤderen/ und Waſſeren gemeine ſubtil durchtringende/ das
Geblüt/ und Geiſter bewegende/ die Gall innerlich demmende/ den Jaſt derſel-
ben/ und des Gebluͤts hinderende/ und die kleinſten Aederlein durchlauffende
Kraft.

2. Von denen weiſſen irꝛdiſchen Theilen eine auftroͤknende/ die Sauͤre ver-

ſchluken-
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[201/0235] N. 51.) (Den 21. Nov. 1707. Schweizeriſche Berg-Reiſen. WAnn man daſſelbe ſiedet/ ſo wird es Milchweiß/ wegen vilen irꝛ- diſch- und ſaltzichten Theilen/ welche ſich hernach zu Boden ſetzen und an dem Keſſel anhenken in Geſtalt eines Tartari, Toſi, Bad- oder Waſſerſteins/ welcher von Anſchuͤttung des Vitriol- oder anderen ſcharff- ſauren Geiſts in einen Jaſt gerahtet/ aufgehet/ und einen aromatiſchen/ ganz lieblichen Dampf/ oder Rauch von ſich gibt. Sothane Fermentation iſt anderen Badſteinen/ die gemeinlich alle irꝛdiſch Alcaliſcher Natur ſind/ ge- mein/ es hat aber unſer Flaͤſcher-Waſſer-Stein noch etwas anders in re- ceſſu, und nahmentlich ein ſuͤß-ſaurlecht-zuſamenziehendes braunes Salz/ wie ich dann deſſen 7. Drachmen, oder Quintlein erhalten auß 30. Pfund des Steins. Diſes Aluminos-Saltz kan auch mit dem Mund geſpuͤhrt werden in dem Badſtein ſelbs/ als der Anfangs zwar ungeſchmakt/ jedennoch aber eine zuſammenziehende Suͤſſigkeit hat/ auch ſelbs laſſet es ſich ſehen in dem Waſſer/ welches/ wann es lang geſotten wird/ braunlecht wird/ und oben auf bekomt eine ſchwim̃ende/ oͤhlichte Fettigkeit/ welche zum Theil in dem Salz geſpuͤhret wird/ und eines verhandene Schwefels Anzeig iſt. Hier- auß iſt zu erſehen/ daß wir in unſerem vorhabenden Flaͤſcher Waſſer haben: 1. Das reine/ hellautere/ an und vor ſich ſelbs in vil Weg geſunde Berg- Waſſer. 2. Eine irꝛdiſche Materi/ welche einer geſiegleten Erde/ oder dem Spath kan in Anſehung ihres Urſprungs/ und Wirkung verglichen werden. 3. Ein Aluminoſes Salz. 4. Einen ſubtilen Schwefel; wo der von anderen ihme zugeſchriebene ſubtile Salpetergeiſt/ und Stahel ſeye/ kan ich nicht wiſſen/ als der die bloſſe braune Farb vor eine undienliche Anzeig des Stahels halte. Aus jez gefundenen 4. Haubtquellen leite ich her des Flaͤſcherwaſſers Ei- genſchaften und Wirkungen. Und 1. zwaren auß den Waſſertheilen ſelbs eine anderen Bergbaͤderen/ und Waſſeren gemeine ſubtil durchtringende/ das Geblüt/ und Geiſter bewegende/ die Gall innerlich demmende/ den Jaſt derſel- ben/ und des Gebluͤts hinderende/ und die kleinſten Aederlein durchlauffende Kraft. 2. Von denen weiſſen irꝛdiſchen Theilen eine auftroͤknende/ die Sauͤre ver- ſchluken-

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/235>, abgerufen am 25.04.2024.