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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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Nahmen her hat. Ob Stalden zwischen beyden Thäleren ligt ein frucht-
barer Berg/ und auf demselben das Dorff und Pfarr Grenchen/ Grenchia,
daran hinden stoßt der Rierberg/ Rietbergius Mons, auf welchem schöne Al-
pen. Vor Stalden über/ gegen Aufgang/ ligt das Dorff/ und die Pfarr
Terminen/ Termina.

Das Dorff Grenchen kan sich rühmen der Geburt zweyer berühmt ge-
lehrter Männeren. Der einte ist Simon Lithonius, in Griechischen und La-
teinischen Sprachen trefflich erfahren/ so hernach Professor worden zu Straß-
burg/ und daselbst in noch jungen Jahren um A. 1543. gestorben. Der an-
der Thomas Platerus, also genant von einer Felsblatten/ oder platten Fel-
sen/ der über sein Geburthshauß hervor geraget.

Ob dem zusamen Fluß des Rhodans/ und der Visp/ ist der Haubtfleck
Visp/ Vespia, welcher wol gebauet/ und zwey Kirchen hat/ die einte zu St.
Martin/ die andere zu Unser Frauen. Ob disem Flek ist vor disem gestan-
den das Schloß Hüpschburg/ welchen Nahmen auch ehemals der anli-
gende Fleck selbs gehabt/ ehe er sich von dem Visp Fluß her nennen lassen.
Es war diß der Sitz der alten Graffenvon Visp/ deren Herrschaft sich
auch zum theil über der Seduner Landschaft erstreket/ und hernach erbsweise
kommen auf die Graffen von Blandra, welche auch den Titul von Visp an
sich genommen. Auß diser Famille war jene Gräfin/ welche mit ihrem
Sohn Antonio unter Naters an der Roddanbruk A. 1365. erschlagen wor-
den. Es ist hernach die Burg zu Visp von Graff Peter von Savoy mit
Hilff etlicher Landleuthen zerstört worden. A. 1388. aber geschahe bey
Visp eine blutige Schlacht zwischen dem Graffen Amedeo von Savoy; und
den Wallisseren/ in welcher jener das kürzere gezogen/ und in die 4000. Mann
verlohren. Sonsten ist noch zumelden/ das Visp kan angesehen werden als
ein Stammhauß viler Adelicher Geschlechteren/ und daher sich herleiten die
besten edelsten Familien des gantzen Lands. Es sollen die Edlen zu Visp
eine eigene Kirch vor sich gehabt haben/ in welche denen Gemeinen nicht er-
laubt gewesen zugehen.

Eine Meil unter Visp/ auf rechter Seiten des Rbodans ist Raren/
Raron/
Raronia, der Haubtfleck des vierten Zehnden Raron/ welcher
zwo Kirchen hat/ die einte zu St. Roman/ die andere zu St. German. Nächst
bey St. Romans Kirch seyn zusehen die alten Gemäur des Schlosses Ra-
ron/
welches ein Sitz war der Freyherren von Raron/ von welchen
Münsterus schreibt/ das sie zu der Otthonum Zeiten unter die 4. Freyherren
des Reichs gezehlt worden. Dises Hauß/ aus welchem verschiedene Bi-
schöff gewesen/ ist zuletst so mächtig worden/ das die Landleuthe Anlaß ge-

nommen

Nahmen her hat. Ob Stalden zwiſchen beyden Thaͤleren ligt ein frucht-
barer Berg/ und auf demſelben das Dorff und Pfarꝛ Grenchen/ Grenchia,
daran hinden ſtoßt der Rierberg/ Rietbergius Mons, auf welchem ſchoͤne Al-
pen. Vor Stalden uͤber/ gegen Aufgang/ ligt das Dorff/ und die Pfarꝛ
Terminen/ Termina.

Das Dorff Grenchen kan ſich ruͤhmen der Geburt zweyer beruͤhmt ge-
lehrter Maͤnneren. Der einte iſt Simon Lithonius, in Griechiſchen und La-
teiniſchen Sprachen trefflich erfahren/ ſo hernach Profeſſor worden zu Straß-
burg/ und daſelbſt in noch jungen Jahren um A. 1543. geſtorben. Der an-
der Thomas Platerus, alſo genant von einer Felsblatten/ oder platten Fel-
ſen/ der uͤber ſein Geburthshauß hervor geraget.

Ob dem zuſamen Fluß des Rhodans/ und der Viſp/ iſt der Haubtfleck
Viſp/ Veſpia, welcher wol gebauet/ und zwey Kirchen hat/ die einte zu St.
Martin/ die andere zu Unſer Frauen. Ob diſem Flek iſt vor diſem geſtan-
den das Schloß Hüpſchburg/ welchen Nahmen auch ehemals der anli-
gende Fleck ſelbs gehabt/ ehe er ſich von dem Viſp Fluß her nennen laſſen.
Es war diß der Sitz der alten Graffenvon Viſp/ deren Herꝛſchaft ſich
auch zum theil uͤber der Seduner Landſchaft erſtreket/ und hernach erbsweiſe
kommen auf die Graffen von Blandra, welche auch den Titul von Viſp an
ſich genommen. Auß diſer Famille war jene Graͤfin/ welche mit ihrem
Sohn Antonio unter Naters an der Roddanbruk A. 1365. erſchlagen wor-
den. Es iſt hernach die Burg zu Viſp von Graff Peter von Savoy mit
Hilff etlicher Landleuthen zerſtoͤrt worden. A. 1388. aber geſchahe bey
Viſp eine blutige Schlacht zwiſchen dem Graffen Amedeo von Savoy; und
den Walliſſeren/ in welcher jener das kuͤrzere gezogen/ und in die 4000. Mañ
verlohren. Sonſten iſt noch zumelden/ das Viſp kan angeſehen werden als
ein Stammhauß viler Adelicher Geſchlechteren/ und daher ſich herleiten die
beſten edelſten Familien des gantzen Lands. Es ſollen die Edlen zu Viſp
eine eigene Kirch vor ſich gehabt haben/ in welche denen Gemeinen nicht er-
laubt geweſen zugehen.

Eine Meil unter Viſp/ auf rechter Seiten des Rbodans iſt Raren/
Raron/
Raronia, der Haubtfleck des vierten Zehnden Raron/ welcher
zwo Kirchen hat/ die einte zu St. Roman/ die andere zu St. German. Naͤchſt
bey St. Romans Kirch ſeyn zuſehen die alten Gemaͤur des Schloſſes Ra-
ron/
welches ein Sitz war der Freyherꝛen von Raron/ von welchen
Münſterus ſchreibt/ das ſie zu der Otthonum Zeiten unter die 4. Freyherꝛen
des Reichs gezehlt worden. Diſes Hauß/ aus welchem verſchiedene Bi-
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[127/0155] Nahmen her hat. Ob Stalden zwiſchen beyden Thaͤleren ligt ein frucht- barer Berg/ und auf demſelben das Dorff und Pfarꝛ Grenchen/ Grenchia, daran hinden ſtoßt der Rierberg/ Rietbergius Mons, auf welchem ſchoͤne Al- pen. Vor Stalden uͤber/ gegen Aufgang/ ligt das Dorff/ und die Pfarꝛ Terminen/ Termina. Das Dorff Grenchen kan ſich ruͤhmen der Geburt zweyer beruͤhmt ge- lehrter Maͤnneren. Der einte iſt Simon Lithonius, in Griechiſchen und La- teiniſchen Sprachen trefflich erfahren/ ſo hernach Profeſſor worden zu Straß- burg/ und daſelbſt in noch jungen Jahren um A. 1543. geſtorben. Der an- der Thomas Platerus, alſo genant von einer Felsblatten/ oder platten Fel- ſen/ der uͤber ſein Geburthshauß hervor geraget. Ob dem zuſamen Fluß des Rhodans/ und der Viſp/ iſt der Haubtfleck Viſp/ Veſpia, welcher wol gebauet/ und zwey Kirchen hat/ die einte zu St. Martin/ die andere zu Unſer Frauen. Ob diſem Flek iſt vor diſem geſtan- den das Schloß Hüpſchburg/ welchen Nahmen auch ehemals der anli- gende Fleck ſelbs gehabt/ ehe er ſich von dem Viſp Fluß her nennen laſſen. Es war diß der Sitz der alten Graffenvon Viſp/ deren Herꝛſchaft ſich auch zum theil uͤber der Seduner Landſchaft erſtreket/ und hernach erbsweiſe kommen auf die Graffen von Blandra, welche auch den Titul von Viſp an ſich genommen. Auß diſer Famille war jene Graͤfin/ welche mit ihrem Sohn Antonio unter Naters an der Roddanbruk A. 1365. erſchlagen wor- den. Es iſt hernach die Burg zu Viſp von Graff Peter von Savoy mit Hilff etlicher Landleuthen zerſtoͤrt worden. A. 1388. aber geſchahe bey Viſp eine blutige Schlacht zwiſchen dem Graffen Amedeo von Savoy; und den Walliſſeren/ in welcher jener das kuͤrzere gezogen/ und in die 4000. Mañ verlohren. Sonſten iſt noch zumelden/ das Viſp kan angeſehen werden als ein Stammhauß viler Adelicher Geſchlechteren/ und daher ſich herleiten die beſten edelſten Familien des gantzen Lands. Es ſollen die Edlen zu Viſp eine eigene Kirch vor ſich gehabt haben/ in welche denen Gemeinen nicht er- laubt geweſen zugehen. Eine Meil unter Viſp/ auf rechter Seiten des Rbodans iſt Raren/ Raron/ Raronia, der Haubtfleck des vierten Zehnden Raron/ welcher zwo Kirchen hat/ die einte zu St. Roman/ die andere zu St. German. Naͤchſt bey St. Romans Kirch ſeyn zuſehen die alten Gemaͤur des Schloſſes Ra- ron/ welches ein Sitz war der Freyherꝛen von Raron/ von welchen Münſterus ſchreibt/ das ſie zu der Otthonum Zeiten unter die 4. Freyherꝛen des Reichs gezehlt worden. Diſes Hauß/ aus welchem verſchiedene Bi- ſchoͤff geweſen/ iſt zuletſt ſo maͤchtig worden/ das die Landleuthe Anlaß ge- nommen

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/155>, abgerufen am 19.04.2024.