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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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seler/ als welche dem Ursprung des Rhodans näher seyn/ als die ersten Wal-
lisser/ wiewol/ meines Erachtens/ diser Grund nicht so gar wichtig. Von dem
Ursprung der Rhosne getraute mit eher zu kommen nach Unterwasen/
in das oberste Wallisser-Dorff/ als nacher Realp/ so das letste Dorff im
Urseren-Thal. Gültiger ist ein anderer Beweißgrund/ den Tschudius daher
nimmet/ daß Caesar Lib. III. Gall Bell. die überwundene Wallisser Völker mit
Fleiß in der Ordnung erzehlet/ wie sie auf einander folgen/ Antuates, Veragri,
Seduni,
welche letste die Ober-Wallisser seyn/ und Besizere der höchsten Wal-
lisser Alpen/ daselbst aber keine Meldung tuht der Lepontiorum Viberorum,
oder Juberorum, als die an gegenstehender Seithe der Furke wohneten. Uber
diß muhtmasset Tschudius, es möchten dise Viberi, oder Juberi ihren Nahmen
haben von der Reuß/ so in ihrem Land entspringe/ welcher Grund aber auch
auf schwachen Füssen stehet. Einer anderen Meynung ist Simlerus, welcher
Lib. I. de Vales. p. 8. b. Die Viberos sezet in Walliß/ weilen des Rhodans
Ursprung auf der Wallisser/ und nicht auf der Urseleren Seithe: wiewol er
p. 9. Tschudio näher kömt/ wann er sich endlich dahin erkläret/ daß mit disem
Nahmen wol auch benennet werden können die Urseler/ weilen manchmahl die
diß- und jenseit eines Bergs wohnende Völker können gleiches Nahmens
seyn.

Uns ist gleich/ ob wir die Viberos bereits heut gesehen/ oder erst auf den A-
bend begrüssen werden. Es mahnet uns die Zeit/ und vortreffliche Wichtig-
keit derjenigen Sachen/ welche uns heut noch auf dem Weg begegnen/ aufzu-
brechen/ und fortzuruken.

Kaum mag man auf der Wallisser Seithe um etwas die Furke abstei-
gen/ so sihet man auf linker Hand in der Höhe einen/ in Ansehung des folgen-
den/ kleinen Gletscher/ aus welchem ein beständiger Bach herfliesset/ deme
bald andere/ so von anderen Ohrten des Bergs abrünnen/ sich zugesellen/ und
sich nach einer kleinen halben St und/ gegen Abend/ unter dem Grossen
Glerscher
verlieren/ bald aber widerum unter demselben hervor kommen/
und mit weit mehreren/ von dem grossen Gletscher selbs kommenden Wasse-
ren/ des Rhodans Ursprung ausmachet; wie so wol die Gletscher/ als des
Rhodans Ursprünge vorgestellet werden in einer besonderen Tafel. Wir se-
hen also/ daß nicht nur die Furke zweyspizig ist in Gestalt einer Gabel/ sondern
auch doppelt ist der Gletscher/ und zweyzinkicht der von ihnen herfliessende
Rhodan.

P. S. Die Tafel von den Gletscheren/ als des Rhodans Ursprung/ kommet
a 2. ß.

ſeler/ als welche dem Urſprung des Rhodans naͤher ſeyn/ als die erſten Wal-
liſſer/ wiewol/ meines Erachtens/ diſer Grund nicht ſo gar wichtig. Von dem
Urſprung der Rhoſne getraute mit eher zu kommen nach Unterwaſen/
in das oberſte Walliſſer-Dorff/ als nacher Realp/ ſo das letſte Dorff im
Urſeren-Thal. Guͤltiger iſt ein anderer Beweißgrund/ den Tſchudius daher
nim̃et/ daß Cæſar Lib. III. Gall Bell. die uͤberwundene Walliſſer Voͤlker mit
Fleiß in der Ordnung erzehlet/ wie ſie auf einander folgen/ Antuates, Veragri,
Seduni,
welche letſte die Ober-Walliſſer ſeyn/ und Beſizere der hoͤchſten Wal-
liſſer Alpen/ daſelbſt aber keine Meldung tuht der Lepontiorum Viberorum,
oder Juberorum, als die an gegenſtehender Seithe der Furke wohneten. Uber
diß muhtmaſſet Tſchudius, es moͤchten diſe Viberi, oder Juberi ihren Nahmen
haben von der Reuß/ ſo in ihrem Land entſpringe/ welcher Grund aber auch
auf ſchwachen Fuͤſſen ſtehet. Einer anderen Meynung iſt Simlerus, welcher
Lib. I. de Vales. p. 8. b. Die Viberos ſezet in Walliß/ weilen des Rhodans
Urſprung auf der Walliſſer/ und nicht auf der Urſeleren Seithe: wiewol er
p. 9. Tſchudio naͤher koͤmt/ wann er ſich endlich dahin erklaͤret/ daß mit diſem
Nahmen wol auch benennet werden koͤñen die Urſeler/ weilen manchmahl die
diß- und jenſeit eines Bergs wohnende Voͤlker koͤnnen gleiches Nahmens
ſeyn.

Uns iſt gleich/ ob wir die Viberos bereits heut geſehen/ oder erſt auf den A-
bend begruͤſſen werden. Es mahnet uns die Zeit/ und vortreffliche Wichtig-
keit derjenigen Sachen/ welche uns heut noch auf dem Weg begegnen/ aufzu-
brechen/ und fortzuruken.

Kaum mag man auf der Walliſſer Seithe um etwas die Furke abſtei-
gen/ ſo ſihet man auf linker Hand in der Hoͤhe einen/ in Anſehung des folgen-
den/ kleinen Gletſcher/ aus welchem ein beſtaͤndiger Bach herflieſſet/ deme
bald andere/ ſo von anderen Ohrten des Bergs abrünnen/ ſich zugeſellen/ und
ſich nach einer kleinen halben St und/ gegen Abend/ unter dem Groſſen
Glerſcher
verlieren/ bald aber widerum unter demſelben hervor kommen/
und mit weit mehreren/ von dem groſſen Gletſcher ſelbs kommenden Waſſe-
ren/ des Rhodans Urſprung ausmachet; wie ſo wol die Gletſcher/ als des
Rhodans Urſpruͤnge vorgeſtellet werden in einer beſonderen Tafel. Wir ſe-
hen alſo/ daß nicht nur die Furke zweyſpizig iſt in Geſtalt einer Gabel/ ſondern
auch doppelt iſt der Gletſcher/ und zweyzinkicht der von ihnen herflieſſende
Rhodan.

P. S. Die Tafel von den Gletſcheren/ als des Rhodans Urſprung/ kommet
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[100/0128] ſeler/ als welche dem Urſprung des Rhodans naͤher ſeyn/ als die erſten Wal- liſſer/ wiewol/ meines Erachtens/ diſer Grund nicht ſo gar wichtig. Von dem Urſprung der Rhoſne getraute mit eher zu kommen nach Unterwaſen/ in das oberſte Walliſſer-Dorff/ als nacher Realp/ ſo das letſte Dorff im Urſeren-Thal. Guͤltiger iſt ein anderer Beweißgrund/ den Tſchudius daher nim̃et/ daß Cæſar Lib. III. Gall Bell. die uͤberwundene Walliſſer Voͤlker mit Fleiß in der Ordnung erzehlet/ wie ſie auf einander folgen/ Antuates, Veragri, Seduni, welche letſte die Ober-Walliſſer ſeyn/ und Beſizere der hoͤchſten Wal- liſſer Alpen/ daſelbſt aber keine Meldung tuht der Lepontiorum Viberorum, oder Juberorum, als die an gegenſtehender Seithe der Furke wohneten. Uber diß muhtmaſſet Tſchudius, es moͤchten diſe Viberi, oder Juberi ihren Nahmen haben von der Reuß/ ſo in ihrem Land entſpringe/ welcher Grund aber auch auf ſchwachen Fuͤſſen ſtehet. Einer anderen Meynung iſt Simlerus, welcher Lib. I. de Vales. p. 8. b. Die Viberos ſezet in Walliß/ weilen des Rhodans Urſprung auf der Walliſſer/ und nicht auf der Urſeleren Seithe: wiewol er p. 9. Tſchudio naͤher koͤmt/ wann er ſich endlich dahin erklaͤret/ daß mit diſem Nahmen wol auch benennet werden koͤñen die Urſeler/ weilen manchmahl die diß- und jenſeit eines Bergs wohnende Voͤlker koͤnnen gleiches Nahmens ſeyn. Uns iſt gleich/ ob wir die Viberos bereits heut geſehen/ oder erſt auf den A- bend begruͤſſen werden. Es mahnet uns die Zeit/ und vortreffliche Wichtig- keit derjenigen Sachen/ welche uns heut noch auf dem Weg begegnen/ aufzu- brechen/ und fortzuruken. Kaum mag man auf der Walliſſer Seithe um etwas die Furke abſtei- gen/ ſo ſihet man auf linker Hand in der Hoͤhe einen/ in Anſehung des folgen- den/ kleinen Gletſcher/ aus welchem ein beſtaͤndiger Bach herflieſſet/ deme bald andere/ ſo von anderen Ohrten des Bergs abrünnen/ ſich zugeſellen/ und ſich nach einer kleinen halben St und/ gegen Abend/ unter dem Groſſen Glerſcher verlieren/ bald aber widerum unter demſelben hervor kommen/ und mit weit mehreren/ von dem groſſen Gletſcher ſelbs kommenden Waſſe- ren/ des Rhodans Urſprung ausmachet; wie ſo wol die Gletſcher/ als des Rhodans Urſpruͤnge vorgeſtellet werden in einer beſonderen Tafel. Wir ſe- hen alſo/ daß nicht nur die Furke zweyſpizig iſt in Geſtalt einer Gabel/ ſondern auch doppelt iſt der Gletſcher/ und zweyzinkicht der von ihnen herflieſſende Rhodan. P. S. Die Tafel von den Gletſcheren/ als des Rhodans Urſprung/ kommet a 2. ß.

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/128>, abgerufen am 19.04.2024.