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Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.

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Feld-Gegenden, welche durch ihre Nahmen, z. E. Oberrod (Ueberried) Röder, Hayn-Bühel etc. deutlich genug anzeigen, daß vormals Wüsteneyen und Waldungen oder Hayne daselbst gewesen, solche aber nachmals ausgerodet, und in Aecker und Weinberge seyen verwandelt worden; sondern es sind auch überhaupt alle die Weingarten, welche dermalen zwischen der Stadt und dem Walde auf den Bergen anzutreffen sind, in den gedachten alten Zeiten noch nicht vorhanden, sondern vermuthlich Heiden und Waldungen daselbst befindlich gewesen. Um das Jahr Christi 280. hat der Römische Kayser Probus, nach dem Bericht des Eutropii L. 9. c. 11. erst in Gallien Weinreben pflantzen lassen, und von dar ist nachmals dieser Wein-Bau auch in Teutschland unter der Hand erst bekannt und gewöhnlich gemacht worden.

Man träget sich übrigens in Wißbaden mit einer alten Sage, daß an dem Ort, wo die Stadt stehet, vor Alters ein grosser Bad-See gewesen sey, darin sich die Leute gebadet hätten, und mit Nachen darauf herum gefahren wären. Ja, es setzen einige noch weiter hinzu, daß damals der Rhein bis an Wißbaden gegangen, und gleichsam einen Damm (wie es möglich gewesen, daß das Wasser des Rheins einen Damm habe machen, und das Bad-Wasser aufhalten können? das ist schwer zu

Feld-Gegenden, welche durch ihre Nahmen, z. E. Oberrod (Ueberried) Röder, Hayn-Bühel etc. deutlich genug anzeigen, daß vormals Wüsteneyen und Waldungen oder Hayne daselbst gewesen, solche aber nachmals ausgerodet, und in Aecker und Weinberge seyen verwandelt worden; sondern es sind auch überhaupt alle die Weingarten, welche dermalen zwischen der Stadt und dem Walde auf den Bergen anzutreffen sind, in den gedachten alten Zeiten noch nicht vorhanden, sondern vermuthlich Heiden und Waldungen daselbst befindlich gewesen. Um das Jahr Christi 280. hat der Römische Kayser Probus, nach dem Bericht des Eutropii L. 9. c. 11. erst in Gallien Weinreben pflantzen lassen, und von dar ist nachmals dieser Wein-Bau auch in Teutschland unter der Hand erst bekannt und gewöhnlich gemacht worden.

Man träget sich übrigens in Wißbaden mit einer alten Sage, daß an dem Ort, wo die Stadt stehet, vor Alters ein grosser Bad-See gewesen sey, darin sich die Leute gebadet hätten, und mit Nachen darauf herum gefahren wären. Ja, es setzen einige noch weiter hinzu, daß damals der Rhein bis an Wißbaden gegangen, und gleichsam einen Damm (wie es möglich gewesen, daß das Wasser des Rheins einen Damm habe machen, und das Bad-Wasser aufhalten können? das ist schwer zu

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[41/0077] Feld-Gegenden, welche durch ihre Nahmen, z. E. Oberrod (Ueberried) Röder, Hayn-Bühel etc. deutlich genug anzeigen, daß vormals Wüsteneyen und Waldungen oder Hayne daselbst gewesen, solche aber nachmals ausgerodet, und in Aecker und Weinberge seyen verwandelt worden; sondern es sind auch überhaupt alle die Weingarten, welche dermalen zwischen der Stadt und dem Walde auf den Bergen anzutreffen sind, in den gedachten alten Zeiten noch nicht vorhanden, sondern vermuthlich Heiden und Waldungen daselbst befindlich gewesen. Um das Jahr Christi 280. hat der Römische Kayser Probus, nach dem Bericht des Eutropii L. 9. c. 11. erst in Gallien Weinreben pflantzen lassen, und von dar ist nachmals dieser Wein-Bau auch in Teutschland unter der Hand erst bekannt und gewöhnlich gemacht worden. Man träget sich übrigens in Wißbaden mit einer alten Sage, daß an dem Ort, wo die Stadt stehet, vor Alters ein grosser Bad-See gewesen sey, darin sich die Leute gebadet hätten, und mit Nachen darauf herum gefahren wären. Ja, es setzen einige noch weiter hinzu, daß damals der Rhein bis an Wißbaden gegangen, und gleichsam einen Damm (wie es möglich gewesen, daß das Wasser des Rheins einen Damm habe machen, und das Bad-Wasser aufhalten können? das ist schwer zu

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Zitationshilfe: Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/77>, abgerufen am 18.04.2024.