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Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.

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nunmehro gantz verfallen. Hugo von Trimberg, welcher ein gelehrter und ernsthafter Mann, und ein Teutscher Meister-Sänger oder Reimen-Verfasser, zu den Zeiten unseres Kaysers Adolphs gewesen, und sich an dessen Hof, als ein Hof-Dichter, einige Zeitlang aufgehalten, hat an der Hofhaltung dieses Herren getadelt, daß dieselbe etwas zu kostbar eingerichtet gewesen, und viel überflüßiger Aufwand sonderlich in Speis und Tranck, bey derselben gemacht worden sey. Er hat solches in seinem Teutschen Reimen-Buch, der Renner genannt, f. 26. mit mehrerem beschrieben. Unserm Kayser Adolph ist in der Regierung der Nassauischen Erb-Landen (weil sein ältester nachgelassener Sohn Ruprecht nicht lange nach ihm Todes verfahren) gefolget sein zweyter Sohn Gerlach. Dessen jüngster Bruder Walram nahm zwar auch Theil an der Regierung, er starb aber frühzeitig ohne Erben. Damals hat der Kayser Albrecht, aus Haß gegen den abgelebten Kayser Adolph, den Nassauischen Landen annoch viele Drangsale angethan, und insbesondere auch der Stadt Wißbaden, L. U. verschiedene vorher gehabte Freyheiten entzogen. Als auch nachmals im Jahr 1314 zwey Kayser in Teutschland zugleich, nemlich Friederich von Oesterreich und Ludwig von Bayern, erwählet wurden, und Graf Gerlach die Parthey des ersteren nahm, so wurde er von dem Kayser Ludwig heftig

nunmehro gantz verfallen. Hugo von Trimberg, welcher ein gelehrter und ernsthafter Mann, und ein Teutscher Meister-Sänger oder Reimen-Verfasser, zu den Zeiten unseres Kaysers Adolphs gewesen, und sich an dessen Hof, als ein Hof-Dichter, einige Zeitlang aufgehalten, hat an der Hofhaltung dieses Herren getadelt, daß dieselbe etwas zu kostbar eingerichtet gewesen, und viel überflüßiger Aufwand sonderlich in Speis und Tranck, bey derselben gemacht worden sey. Er hat solches in seinem Teutschen Reimen-Buch, der Renner genannt, f. 26. mit mehrerem beschrieben. Unserm Kayser Adolph ist in der Regierung der Nassauischen Erb-Landen (weil sein ältester nachgelassener Sohn Ruprecht nicht lange nach ihm Todes verfahren) gefolget sein zweyter Sohn Gerlach. Dessen jüngster Bruder Walram nahm zwar auch Theil an der Regierung, er starb aber frühzeitig ohne Erben. Damals hat der Kayser Albrecht, aus Haß gegen den abgelebten Kayser Adolph, den Nassauischen Landen annoch viele Drangsale angethan, und insbesondere auch der Stadt Wißbaden, L. U. verschiedene vorher gehabte Freyheiten entzogen. Als auch nachmals im Jahr 1314 zwey Kayser in Teutschland zugleich, nemlich Friederich von Oesterreich und Ludwig von Bayern, erwählet wurden, und Graf Gerlach die Parthey des ersteren nahm, so wurde er von dem Kayser Ludwig heftig

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[181/0217] nunmehro gantz verfallen. Hugo von Trimberg, welcher ein gelehrter und ernsthafter Mann, und ein Teutscher Meister-Sänger oder Reimen-Verfasser, zu den Zeiten unseres Kaysers Adolphs gewesen, und sich an dessen Hof, als ein Hof-Dichter, einige Zeitlang aufgehalten, hat an der Hofhaltung dieses Herren getadelt, daß dieselbe etwas zu kostbar eingerichtet gewesen, und viel überflüßiger Aufwand sonderlich in Speis und Tranck, bey derselben gemacht worden sey. Er hat solches in seinem Teutschen Reimen-Buch, der Renner genannt, f. 26. mit mehrerem beschrieben. Unserm Kayser Adolph ist in der Regierung der Nassauischen Erb-Landen (weil sein ältester nachgelassener Sohn Ruprecht nicht lange nach ihm Todes verfahren) gefolget sein zweyter Sohn Gerlach. Dessen jüngster Bruder Walram nahm zwar auch Theil an der Regierung, er starb aber frühzeitig ohne Erben. Damals hat der Kayser Albrecht, aus Haß gegen den abgelebten Kayser Adolph, den Nassauischen Landen annoch viele Drangsale angethan, und insbesondere auch der Stadt Wißbaden, L. U. verschiedene vorher gehabte Freyheiten entzogen. Als auch nachmals im Jahr 1314 zwey Kayser in Teutschland zugleich, nemlich Friederich von Oesterreich und Ludwig von Bayern, erwählet wurden, und Graf Gerlach die Parthey des ersteren nahm, so wurde er von dem Kayser Ludwig heftig

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Zitationshilfe: Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/217>, abgerufen am 24.04.2024.