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Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.

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dem Teutschen Worte Hayn oder Haan herführen, denn das habe, sagen sie, nicht nur gantz offenbarlich in der alten Teutschen Sprache einen Wald bedeutet, sondern es melde auch der alte Römische Erd-Beschreiber Mela l.c. ausdrücklich, daß es den ehemaligen Römern schwer gefallen, den Teutschen Nahmen Taunus füglich auszusprechen, und das träfe auf das Wort Hayn oder Haan richtig zu. Denn es sey, bekanntlich, den alten Römern, nach ihrer damaligen Mund-Art, gar unbequem gewesen, den Buchstaben H gehörig auszusprechen, daher sie denselben gemeiniglich entweder gantz ausgelassen, oder mit einem andern schicklichen Buchstaben verwechselt hätten. Es sey also gantz glaublich, daß sie das Teutsche Wort de (der) Hayn oder Haan nach ihrer Römischen Mund-Art gefüget, auch mit einer Römischen Endigung versehen, und also in Teinus und Taunus verwandelt hätten. Es sey auch nachmals die Römische Verwandelung dieses Wortes bey einigen Teutschen selbst unter der Hand gebräuchlich worden, denn, wie aus einer in des Eckards Catech. Theodisca befindlichen alten Teutschen Tauf-Formul zu ersehen, so sey auch mit der Zeit ein Wald oder Hayn bey den Teutschen Thuna genennet worden. Und daß auch vormals unser bemeldtes waldigtes Gebürge bey den alten Teutschen Anwohnern desselben der Hayn oder Haan

dem Teutschen Worte Hayn oder Haan herführen, denn das habe, sagen sie, nicht nur gantz offenbarlich in der alten Teutschen Sprache einen Wald bedeutet, sondern es melde auch der alte Römische Erd-Beschreiber Mela l.c. ausdrücklich, daß es den ehemaligen Römern schwer gefallen, den Teutschen Nahmen Taunus füglich auszusprechen, und das träfe auf das Wort Hayn oder Haan richtig zu. Denn es sey, bekanntlich, den alten Römern, nach ihrer damaligen Mund-Art, gar unbequem gewesen, den Buchstaben H gehörig auszusprechen, daher sie denselben gemeiniglich entweder gantz ausgelassen, oder mit einem andern schicklichen Buchstaben verwechselt hätten. Es sey also gantz glaublich, daß sie das Teutsche Wort de (der) Hayn oder Haan nach ihrer Römischen Mund-Art gefüget, auch mit einer Römischen Endigung versehen, und also in Teinus und Taunus verwandelt hätten. Es sey auch nachmals die Römische Verwandelung dieses Wortes bey einigen Teutschen selbst unter der Hand gebräuchlich worden, denn, wie aus einer in des Eckards Catech. Theodisca befindlichen alten Teutschen Tauf-Formul zu ersehen, so sey auch mit der Zeit ein Wald oder Hayn bey den Teutschen Thuna genennet worden. Und daß auch vormals unser bemeldtes waldigtes Gebürge bey den alten Teutschen Anwohnern desselben der Hayn oder Haan

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[90/0126] dem Teutschen Worte Hayn oder Haan herführen, denn das habe, sagen sie, nicht nur gantz offenbarlich in der alten Teutschen Sprache einen Wald bedeutet, sondern es melde auch der alte Römische Erd-Beschreiber Mela l.c. ausdrücklich, daß es den ehemaligen Römern schwer gefallen, den Teutschen Nahmen Taunus füglich auszusprechen, und das träfe auf das Wort Hayn oder Haan richtig zu. Denn es sey, bekanntlich, den alten Römern, nach ihrer damaligen Mund-Art, gar unbequem gewesen, den Buchstaben H gehörig auszusprechen, daher sie denselben gemeiniglich entweder gantz ausgelassen, oder mit einem andern schicklichen Buchstaben verwechselt hätten. Es sey also gantz glaublich, daß sie das Teutsche Wort de (der) Hayn oder Haan nach ihrer Römischen Mund-Art gefüget, auch mit einer Römischen Endigung versehen, und also in Teinus und Taunus verwandelt hätten. Es sey auch nachmals die Römische Verwandelung dieses Wortes bey einigen Teutschen selbst unter der Hand gebräuchlich worden, denn, wie aus einer in des Eckards Catech. Theodisca befindlichen alten Teutschen Tauf-Formul zu ersehen, so sey auch mit der Zeit ein Wald oder Hayn bey den Teutschen Thuna genennet worden. Und daß auch vormals unser bemeldtes waldigtes Gebürge bey den alten Teutschen Anwohnern desselben der Hayn oder Haan

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Zitationshilfe: Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/126>, abgerufen am 24.04.2024.