weil es ihnen in der Regel an der Idee der Kunst und der Schönheit gebricht. Und eben diese, selbst unter denen, welche die Kunst aus- üben, herrschende Uneinigkeit ist ein dringender Bestimmungsgrund, die wahre Idee und die Principien der Kunst in der Wissenschaft zu suchen.
Noch mehr ist ein ernster, aus Ideen geschöpfter Unterricht über Kunst nöthig in diesem Zeitalter des literarischen Bauernkriegs, der gegen alles Hohe, Große, auf Ideen Gegründete, ja gegen die Schön- heit in der Poesie und Kunst selbst geführt wird, wo das Frivole, Sinnenreizende oder auf niederträchtige Art Edele die Götzen sind, welchen die größte Verehrung gezollt wird.
Nur die Philosophie kann die für die Produktion großentheils ver- siegten Urquellen der Kunst für die Reflexion wieder öffnen. Nur durch Philosophie können wir hoffen, eine wahre Wissenschaft der Kunst zu erlangen, nicht als ob die Philosophie den Sinn geben könnte, den nur ein Gott geben kann, nicht als ob sie das Urtheil demjenigen ver- leihen könnte, dem es die Natur versagt hat, sondern daß sie auf eine unveränderliche Weise in Ideen ausspricht, was der wahre Kunst- sinn im Concreten anschaut, und wodurch das ächte Urtheil bestimmt wird.
Ich halte nicht für unnöthig die Gründe noch anzugeben, welche mich insbesondere bestimmt haben, sowohl diese Wissenschaft zu bearbeiten, als diese Vorträge darüber zu halten.
Vor allem bitte ich Sie, diese Wissenschaft der Kunst mit nichts von all dem zu verwechseln, was man bisher unter diesem Namen oder irgend einem andern als Aesthetik oder Theorie der schönen Künste und Wissenschaften vorgetragen hat. Noch existirt überall keine wissen- schaftliche und philosophische Kunstlehre; höchstens existiren Bruchstücke einer solchen, und auch diese sind noch wenig verstanden, und können nicht anders als im Zusammenhang eines Ganzen verstanden werden.
Vor Kant war alle Kunstlehre in Deutschland ein bloßer Abkömm- ling der Baumgartenschen Aesthetik -- denn dieser Ausdruck wurde zuerst von Baumgarten gebraucht. Zur Beurtheilung derselben reicht
weil es ihnen in der Regel an der Idee der Kunſt und der Schönheit gebricht. Und eben dieſe, ſelbſt unter denen, welche die Kunſt aus- üben, herrſchende Uneinigkeit iſt ein dringender Beſtimmungsgrund, die wahre Idee und die Principien der Kunſt in der Wiſſenſchaft zu ſuchen.
Noch mehr iſt ein ernſter, aus Ideen geſchöpfter Unterricht über Kunſt nöthig in dieſem Zeitalter des literariſchen Bauernkriegs, der gegen alles Hohe, Große, auf Ideen Gegründete, ja gegen die Schön- heit in der Poeſie und Kunſt ſelbſt geführt wird, wo das Frivole, Sinnenreizende oder auf niederträchtige Art Edele die Götzen ſind, welchen die größte Verehrung gezollt wird.
Nur die Philoſophie kann die für die Produktion großentheils ver- ſiegten Urquellen der Kunſt für die Reflexion wieder öffnen. Nur durch Philoſophie können wir hoffen, eine wahre Wiſſenſchaft der Kunſt zu erlangen, nicht als ob die Philoſophie den Sinn geben könnte, den nur ein Gott geben kann, nicht als ob ſie das Urtheil demjenigen ver- leihen könnte, dem es die Natur verſagt hat, ſondern daß ſie auf eine unveränderliche Weiſe in Ideen ausſpricht, was der wahre Kunſt- ſinn im Concreten anſchaut, und wodurch das ächte Urtheil beſtimmt wird.
Ich halte nicht für unnöthig die Gründe noch anzugeben, welche mich insbeſondere beſtimmt haben, ſowohl dieſe Wiſſenſchaft zu bearbeiten, als dieſe Vorträge darüber zu halten.
Vor allem bitte ich Sie, dieſe Wiſſenſchaft der Kunſt mit nichts von all dem zu verwechſeln, was man bisher unter dieſem Namen oder irgend einem andern als Aeſthetik oder Theorie der ſchönen Künſte und Wiſſenſchaften vorgetragen hat. Noch exiſtirt überall keine wiſſen- ſchaftliche und philoſophiſche Kunſtlehre; höchſtens exiſtiren Bruchſtücke einer ſolchen, und auch dieſe ſind noch wenig verſtanden, und können nicht anders als im Zuſammenhang eines Ganzen verſtanden werden.
Vor Kant war alle Kunſtlehre in Deutſchland ein bloßer Abkömm- ling der Baumgartenſchen Aeſthetik — denn dieſer Ausdruck wurde zuerſt von Baumgarten gebraucht. Zur Beurtheilung derſelben reicht
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weil es ihnen in der Regel an der Idee der Kunſt und der Schönheit
gebricht. Und eben dieſe, ſelbſt unter denen, welche die Kunſt aus-
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wahre Idee und die Principien der Kunſt in der Wiſſenſchaft zu
ſuchen.
Noch mehr iſt ein ernſter, aus Ideen geſchöpfter Unterricht über
Kunſt nöthig in dieſem Zeitalter des literariſchen Bauernkriegs, der
gegen alles Hohe, Große, auf Ideen Gegründete, ja gegen die Schön-
heit in der Poeſie und Kunſt ſelbſt geführt wird, wo das Frivole,
Sinnenreizende oder auf niederträchtige Art Edele die Götzen ſind,
welchen die größte Verehrung gezollt wird.
Nur die Philoſophie kann die für die Produktion großentheils ver-
ſiegten Urquellen der Kunſt für die Reflexion wieder öffnen. Nur
durch Philoſophie können wir hoffen, eine wahre Wiſſenſchaft der Kunſt
zu erlangen, nicht als ob die Philoſophie den Sinn geben könnte, den
nur ein Gott geben kann, nicht als ob ſie das Urtheil demjenigen ver-
leihen könnte, dem es die Natur verſagt hat, ſondern daß ſie auf eine
unveränderliche Weiſe in Ideen ausſpricht, was der wahre Kunſt-
ſinn im Concreten anſchaut, und wodurch das ächte Urtheil beſtimmt
wird.
Ich halte nicht für unnöthig die Gründe noch anzugeben, welche
mich insbeſondere beſtimmt haben, ſowohl dieſe Wiſſenſchaft zu
bearbeiten, als dieſe Vorträge darüber zu halten.
Vor allem bitte ich Sie, dieſe Wiſſenſchaft der Kunſt mit nichts
von all dem zu verwechſeln, was man bisher unter dieſem Namen oder
irgend einem andern als Aeſthetik oder Theorie der ſchönen Künſte
und Wiſſenſchaften vorgetragen hat. Noch exiſtirt überall keine wiſſen-
ſchaftliche und philoſophiſche Kunſtlehre; höchſtens exiſtiren Bruchſtücke
einer ſolchen, und auch dieſe ſind noch wenig verſtanden, und können
nicht anders als im Zuſammenhang eines Ganzen verſtanden werden.
Vor Kant war alle Kunſtlehre in Deutſchland ein bloßer Abkömm-
ling der Baumgartenſchen Aeſthetik — denn dieſer Ausdruck wurde
zuerſt von Baumgarten gebraucht. Zur Beurtheilung derſelben reicht
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/37>, abgerufen am 28.03.2024.
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