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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.

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Journal: Ueber das Wesen der philosophischen Kritik überhaupt
und ihr Verhältniß zum gegenwärtigen Zustand der Philosophie
insbesondere und Ueber das Verhältniß der Naturphilosophie zur
Philosophie überhaupt, weist sehr bestimmt auf die Philosophie der
Kunst zurück. Bekanntlich waren beide Abhandlungen bereits in
Hegels Werke aufgenommen, als Schelling erklärte, die zweite habe
ihn ausschließlich zum Verfasser, die erste aber, welche zugleich als
Einleitung in das mit Hegel gemeinschaftlich herausgegebene Kritische
Journal der Philosophie diente, sey zum Theil von diesem ge-
schrieben. 1 Diese Erklärung Schellings hielt einige nicht ab, dennoch
darauf zu bestehen, auch die Abhandlung über das Verhältniß der
Naturphilosophie zur Philosophie überhaupt sey Hegelschen Ursprungs.
Die völlige Nichtigkeit der meisten hiefür vorgebrachten Gründe
ist schon von andern nachgewiesen worden, früher von Erdmann 2
zuletzt von Haym. 3 Durch die Philosophie der Kunst aber wird
Schellings Autorschaft vollends so augenscheinlich, daß sie auch ohne
dessen persönliches Zeugniß nicht mehr bezweifelt werden könnte.
So vergleiche man z. B. mit dem Eingang jener Abhandlung (S.
106) die Philosophie der Kunst S. 365 ff., woselbst namentlich
auch der jener Abhandlung eigenthümliche Ausdruck ideelle Be-
stimmungen
(zu unterscheiden von dem andern von Hegel, wie
von Schelling, gebrauchten Ausdruck ideelle Bestimmtheit)
vorkommt und ausführlich erklärt wird. Im Weitern bildet die
Philosophie der Kunst in dem hieher gehörigen Abschnitt des allge-
meinen Theils eine fortlaufende Parallele und eine Art Commentar
zu besagter Abhandlung, weßhalb ich auch die durch diesen ganzen
Band hindurchlaufenden Citate von einzelnen Parallel-Stellen und
-Ausdrücken für dieselbe in die Philosophie der Kunst hinein nicht
mehr fortgesetzt habe. Um nur Einiges anzuführen, so heißt es
z. B. in der Abhandlung S. 119, Z. 7 v. o.: "Faßt man die

1 S. Literarischer Anzeiger 1838, Nr. XXXXV.
2 Die Entwicklung der deutschen Speculation seit Kant, 2. Theil, S. 693.
3 Hegel und seine Zeit, S. 156 und S. 495, Anm. 8.

Journal: Ueber das Weſen der philoſophiſchen Kritik überhaupt
und ihr Verhältniß zum gegenwärtigen Zuſtand der Philoſophie
insbeſondere und Ueber das Verhältniß der Naturphiloſophie zur
Philoſophie überhaupt, weist ſehr beſtimmt auf die Philoſophie der
Kunſt zurück. Bekanntlich waren beide Abhandlungen bereits in
Hegels Werke aufgenommen, als Schelling erklärte, die zweite habe
ihn ausſchließlich zum Verfaſſer, die erſte aber, welche zugleich als
Einleitung in das mit Hegel gemeinſchaftlich herausgegebene Kritiſche
Journal der Philoſophie diente, ſey zum Theil von dieſem ge-
ſchrieben. 1 Dieſe Erklärung Schellings hielt einige nicht ab, dennoch
darauf zu beſtehen, auch die Abhandlung über das Verhältniß der
Naturphiloſophie zur Philoſophie überhaupt ſey Hegelſchen Urſprungs.
Die völlige Nichtigkeit der meiſten hiefür vorgebrachten Gründe
iſt ſchon von andern nachgewieſen worden, früher von Erdmann 2
zuletzt von Haym. 3 Durch die Philoſophie der Kunſt aber wird
Schellings Autorſchaft vollends ſo augenſcheinlich, daß ſie auch ohne
deſſen perſönliches Zeugniß nicht mehr bezweifelt werden könnte.
So vergleiche man z. B. mit dem Eingang jener Abhandlung (S.
106) die Philoſophie der Kunſt S. 365 ff., woſelbſt namentlich
auch der jener Abhandlung eigenthümliche Ausdruck ideelle Be-
ſtimmungen
(zu unterſcheiden von dem andern von Hegel, wie
von Schelling, gebrauchten Ausdruck ideelle Beſtimmtheit)
vorkommt und ausführlich erklärt wird. Im Weitern bildet die
Philoſophie der Kunſt in dem hieher gehörigen Abſchnitt des allge-
meinen Theils eine fortlaufende Parallele und eine Art Commentar
zu beſagter Abhandlung, weßhalb ich auch die durch dieſen ganzen
Band hindurchlaufenden Citate von einzelnen Parallel-Stellen und
-Ausdrücken für dieſelbe in die Philoſophie der Kunſt hinein nicht
mehr fortgeſetzt habe. Um nur Einiges anzuführen, ſo heißt es
z. B. in der Abhandlung S. 119, Z. 7 v. o.: „Faßt man die

1 S. Literariſcher Anzeiger 1838, Nr. XXXXV.
2 Die Entwicklung der deutſchen Speculation ſeit Kant, 2. Theil, S. 693.
3 Hegel und ſeine Zeit, S. 156 und S. 495, Anm. 8.
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[VI/0014] Journal: Ueber das Weſen der philoſophiſchen Kritik überhaupt und ihr Verhältniß zum gegenwärtigen Zuſtand der Philoſophie insbeſondere und Ueber das Verhältniß der Naturphiloſophie zur Philoſophie überhaupt, weist ſehr beſtimmt auf die Philoſophie der Kunſt zurück. Bekanntlich waren beide Abhandlungen bereits in Hegels Werke aufgenommen, als Schelling erklärte, die zweite habe ihn ausſchließlich zum Verfaſſer, die erſte aber, welche zugleich als Einleitung in das mit Hegel gemeinſchaftlich herausgegebene Kritiſche Journal der Philoſophie diente, ſey zum Theil von dieſem ge- ſchrieben. 1 Dieſe Erklärung Schellings hielt einige nicht ab, dennoch darauf zu beſtehen, auch die Abhandlung über das Verhältniß der Naturphiloſophie zur Philoſophie überhaupt ſey Hegelſchen Urſprungs. Die völlige Nichtigkeit der meiſten hiefür vorgebrachten Gründe iſt ſchon von andern nachgewieſen worden, früher von Erdmann 2 zuletzt von Haym. 3 Durch die Philoſophie der Kunſt aber wird Schellings Autorſchaft vollends ſo augenſcheinlich, daß ſie auch ohne deſſen perſönliches Zeugniß nicht mehr bezweifelt werden könnte. So vergleiche man z. B. mit dem Eingang jener Abhandlung (S. 106) die Philoſophie der Kunſt S. 365 ff., woſelbſt namentlich auch der jener Abhandlung eigenthümliche Ausdruck ideelle Be- ſtimmungen (zu unterſcheiden von dem andern von Hegel, wie von Schelling, gebrauchten Ausdruck ideelle Beſtimmtheit) vorkommt und ausführlich erklärt wird. Im Weitern bildet die Philoſophie der Kunſt in dem hieher gehörigen Abſchnitt des allge- meinen Theils eine fortlaufende Parallele und eine Art Commentar zu beſagter Abhandlung, weßhalb ich auch die durch dieſen ganzen Band hindurchlaufenden Citate von einzelnen Parallel-Stellen und -Ausdrücken für dieſelbe in die Philoſophie der Kunſt hinein nicht mehr fortgeſetzt habe. Um nur Einiges anzuführen, ſo heißt es z. B. in der Abhandlung S. 119, Z. 7 v. o.: „Faßt man die 1 S. Literariſcher Anzeiger 1838, Nr. XXXXV. 2 Die Entwicklung der deutſchen Speculation ſeit Kant, 2. Theil, S. 693. 3 Hegel und ſeine Zeit, S. 156 und S. 495, Anm. 8.

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/14>, abgerufen am 28.03.2024.