Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

samkeit, welche sie auf uns richten, und die Ehre,
welche sie uns erweisen, daß sie auch etwas Voll-
kommnes und Schätzenswürdiges in uns entde-
cken, dann hat die Eigenliebe die Freude, ihre
Meynung bestätigt zu sehen.

Aber nicht allein um ihrer selbst willen wird
die Ehre begehrt, auch die aus derselben fließenden
anderweitigen Vortheile erwecken den Trieb nach
derselben.

Wer geehrt ist, auf den sind Andre aufmerk-
sam und behutsam in dem Betragen gegen ihn.
Er kann darauf rechnen, daß Andre sich leichter
nach ihm bequemen werden, da ein jeder sich gern
an denjenigen anschließt, welcher geachtet ist, weil
er sich selbst dadurch Achtung verschaft; er kann
sichrer seyn vor Beleidigungen, auf Hülfe und
Unterstützung, wenn er ihrer bedarf, mit Wahr-
scheinlichkeit hoffen, und gewiß erwarten, daß
seiner Ehre auch andre Belohnungen folgen
werden.

Jn dem mit dem edlen Gefühle der Liebe und
Dankbarkeit erfüllten Menschen, kann der Wunsch,
die, welche er liebt, zu erfreuen, denen, welche
ihm wohl thaten, zu zeigen, daß er der Wohlthat
würdig war, den Trieb nach Ehre außerordent-
lich verstärken. Der erste Gedanke des edlen
Sohns, wenn ihn die Ehre erfreut, ist: die
Freude, die er dadurch einem treuen Vater und

einer

ſamkeit, welche ſie auf uns richten, und die Ehre,
welche ſie uns erweiſen, daß ſie auch etwas Voll-
kommnes und Schaͤtzenswuͤrdiges in uns entde-
cken, dann hat die Eigenliebe die Freude, ihre
Meynung beſtaͤtigt zu ſehen.

Aber nicht allein um ihrer ſelbſt willen wird
die Ehre begehrt, auch die aus derſelben fließenden
anderweitigen Vortheile erwecken den Trieb nach
derſelben.

Wer geehrt iſt, auf den ſind Andre aufmerk-
ſam und behutſam in dem Betragen gegen ihn.
Er kann darauf rechnen, daß Andre ſich leichter
nach ihm bequemen werden, da ein jeder ſich gern
an denjenigen anſchließt, welcher geachtet iſt, weil
er ſich ſelbſt dadurch Achtung verſchaft; er kann
ſichrer ſeyn vor Beleidigungen, auf Huͤlfe und
Unterſtuͤtzung, wenn er ihrer bedarf, mit Wahr-
ſcheinlichkeit hoffen, und gewiß erwarten, daß
ſeiner Ehre auch andre Belohnungen folgen
werden.

Jn dem mit dem edlen Gefuͤhle der Liebe und
Dankbarkeit erfuͤllten Menſchen, kann der Wunſch,
die, welche er liebt, zu erfreuen, denen, welche
ihm wohl thaten, zu zeigen, daß er der Wohlthat
wuͤrdig war, den Trieb nach Ehre außerordent-
lich verſtaͤrken. Der erſte Gedanke des edlen
Sohns, wenn ihn die Ehre erfreut, iſt: die
Freude, die er dadurch einem treuen Vater und

einer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0112" n="396"/>
&#x017F;amkeit, welche &#x017F;ie auf uns richten, und die Ehre,<lb/>
welche &#x017F;ie uns erwei&#x017F;en, daß &#x017F;ie auch etwas Voll-<lb/>
kommnes und Scha&#x0364;tzenswu&#x0364;rdiges in uns entde-<lb/>
cken, dann hat die Eigenliebe die Freude, ihre<lb/>
Meynung be&#x017F;ta&#x0364;tigt zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>Aber nicht allein um ihrer &#x017F;elb&#x017F;t willen wird<lb/>
die Ehre begehrt, auch die aus der&#x017F;elben fließenden<lb/>
anderweitigen Vortheile erwecken den Trieb nach<lb/>
der&#x017F;elben.</p><lb/>
        <p>Wer geehrt i&#x017F;t, auf den &#x017F;ind Andre aufmerk-<lb/>
&#x017F;am und behut&#x017F;am in dem Betragen gegen ihn.<lb/>
Er kann darauf rechnen, daß Andre &#x017F;ich leichter<lb/>
nach ihm bequemen werden, da ein jeder &#x017F;ich gern<lb/>
an denjenigen an&#x017F;chließt, welcher geachtet i&#x017F;t, weil<lb/>
er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t dadurch Achtung ver&#x017F;chaft; er kann<lb/>
&#x017F;ichrer &#x017F;eyn vor Beleidigungen, auf Hu&#x0364;lfe und<lb/>
Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung, wenn er ihrer bedarf, mit Wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlichkeit hoffen, und gewiß erwarten, daß<lb/>
&#x017F;einer Ehre auch andre Belohnungen folgen<lb/>
werden.</p><lb/>
        <p>Jn dem mit dem edlen Gefu&#x0364;hle der Liebe und<lb/>
Dankbarkeit erfu&#x0364;llten Men&#x017F;chen, kann der Wun&#x017F;ch,<lb/>
die, welche er liebt, zu erfreuen, denen, welche<lb/>
ihm wohl thaten, zu zeigen, daß er der Wohlthat<lb/>
wu&#x0364;rdig war, den Trieb nach Ehre außerordent-<lb/>
lich ver&#x017F;ta&#x0364;rken. Der er&#x017F;te Gedanke des edlen<lb/>
Sohns, wenn ihn die Ehre erfreut, i&#x017F;t: die<lb/>
Freude, die er dadurch einem treuen Vater und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einer</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[396/0112] ſamkeit, welche ſie auf uns richten, und die Ehre, welche ſie uns erweiſen, daß ſie auch etwas Voll- kommnes und Schaͤtzenswuͤrdiges in uns entde- cken, dann hat die Eigenliebe die Freude, ihre Meynung beſtaͤtigt zu ſehen. Aber nicht allein um ihrer ſelbſt willen wird die Ehre begehrt, auch die aus derſelben fließenden anderweitigen Vortheile erwecken den Trieb nach derſelben. Wer geehrt iſt, auf den ſind Andre aufmerk- ſam und behutſam in dem Betragen gegen ihn. Er kann darauf rechnen, daß Andre ſich leichter nach ihm bequemen werden, da ein jeder ſich gern an denjenigen anſchließt, welcher geachtet iſt, weil er ſich ſelbſt dadurch Achtung verſchaft; er kann ſichrer ſeyn vor Beleidigungen, auf Huͤlfe und Unterſtuͤtzung, wenn er ihrer bedarf, mit Wahr- ſcheinlichkeit hoffen, und gewiß erwarten, daß ſeiner Ehre auch andre Belohnungen folgen werden. Jn dem mit dem edlen Gefuͤhle der Liebe und Dankbarkeit erfuͤllten Menſchen, kann der Wunſch, die, welche er liebt, zu erfreuen, denen, welche ihm wohl thaten, zu zeigen, daß er der Wohlthat wuͤrdig war, den Trieb nach Ehre außerordent- lich verſtaͤrken. Der erſte Gedanke des edlen Sohns, wenn ihn die Ehre erfreut, iſt: die Freude, die er dadurch einem treuen Vater und einer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/112
Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/112>, abgerufen am 29.03.2024.