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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.

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kigte Schnur, die bis zum zweyten Wirbelbein
der Lende herabsteigt.

Aus dem Gehirnmark werden die Nerven ge-
bildet, welches parallele außerhalb des Gehirns
mit den Häuten der Hirnschaale überzogne Fasern
sind, welche sich paarweise bilden, in ihrem Fort-
gang sich in Aeste und Zweige theilen, und sich
entweder unter der Haut verlieren, oder an den
Muskeln und in die Eingeweide, Lunge u. s. w.
hinlaufen.

Diese Nerven nun sind es, welche die Eindrücke,
die die Dinge auf den Menschen machen, aufneh-
men, und dieselben nach der gemeinsten Meinung
vermittelst des Nervensafts, einer sehr feinen, un-
sichtbaren, aber, wie es scheint, mit der elektrischen
und magnetischen Materie verwandten Flüssig-
keit, bis zum Gehirn fortführen, von wo ihn
die Seele auf eine uns natürlich unbekannte Weise
empfängt.

Andre wollen mit Hartley, Priestley u. a. m.
die Nerven durch Elasticität wirken lassen. --
Jch übergehe die Gründe, die diese und jene für
ihre Meinung beybringen, so wie die Auseinan-
dersetzung der Meinungen selbst. Denn die Psy-
chologie gewinnt durch alle Nervenerklärungen,
und wenn sie auch noch so künstlich sind, nichts.
Die Nerven leiten die Jmpressionen von außen
bis ins Gehirn, das läßt sich leicht begreifen und

nach-

kigte Schnur, die bis zum zweyten Wirbelbein
der Lende herabſteigt.

Aus dem Gehirnmark werden die Nerven ge-
bildet, welches parallele außerhalb des Gehirns
mit den Haͤuten der Hirnſchaale uͤberzogne Faſern
ſind, welche ſich paarweiſe bilden, in ihrem Fort-
gang ſich in Aeſte und Zweige theilen, und ſich
entweder unter der Haut verlieren, oder an den
Muſkeln und in die Eingeweide, Lunge u. ſ. w.
hinlaufen.

Dieſe Nerven nun ſind es, welche die Eindruͤcke,
die die Dinge auf den Menſchen machen, aufneh-
men, und dieſelben nach der gemeinſten Meinung
vermittelſt des Nervenſafts, einer ſehr feinen, un-
ſichtbaren, aber, wie es ſcheint, mit der elektriſchen
und magnetiſchen Materie verwandten Fluͤſſig-
keit, bis zum Gehirn fortfuͤhren, von wo ihn
die Seele auf eine uns natuͤrlich unbekannte Weiſe
empfaͤngt.

Andre wollen mit Hartley, Prieſtley u. a. m.
die Nerven durch Elaſticitaͤt wirken laſſen. —
Jch uͤbergehe die Gruͤnde, die dieſe und jene fuͤr
ihre Meinung beybringen, ſo wie die Auseinan-
derſetzung der Meinungen ſelbſt. Denn die Pſy-
chologie gewinnt durch alle Nervenerklaͤrungen,
und wenn ſie auch noch ſo kuͤnſtlich ſind, nichts.
Die Nerven leiten die Jmpreſſionen von außen
bis ins Gehirn, das laͤßt ſich leicht begreifen und

nach-
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[13/0037] kigte Schnur, die bis zum zweyten Wirbelbein der Lende herabſteigt. Aus dem Gehirnmark werden die Nerven ge- bildet, welches parallele außerhalb des Gehirns mit den Haͤuten der Hirnſchaale uͤberzogne Faſern ſind, welche ſich paarweiſe bilden, in ihrem Fort- gang ſich in Aeſte und Zweige theilen, und ſich entweder unter der Haut verlieren, oder an den Muſkeln und in die Eingeweide, Lunge u. ſ. w. hinlaufen. Dieſe Nerven nun ſind es, welche die Eindruͤcke, die die Dinge auf den Menſchen machen, aufneh- men, und dieſelben nach der gemeinſten Meinung vermittelſt des Nervenſafts, einer ſehr feinen, un- ſichtbaren, aber, wie es ſcheint, mit der elektriſchen und magnetiſchen Materie verwandten Fluͤſſig- keit, bis zum Gehirn fortfuͤhren, von wo ihn die Seele auf eine uns natuͤrlich unbekannte Weiſe empfaͤngt. Andre wollen mit Hartley, Prieſtley u. a. m. die Nerven durch Elaſticitaͤt wirken laſſen. — Jch uͤbergehe die Gruͤnde, die dieſe und jene fuͤr ihre Meinung beybringen, ſo wie die Auseinan- derſetzung der Meinungen ſelbſt. Denn die Pſy- chologie gewinnt durch alle Nervenerklaͤrungen, und wenn ſie auch noch ſo kuͤnſtlich ſind, nichts. Die Nerven leiten die Jmpreſſionen von außen bis ins Gehirn, das laͤßt ſich leicht begreifen und nach-

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Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/37>, abgerufen am 16.04.2024.