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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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sie Gott, zu Dodona natürlich Zeus genannt, in der ägyptischen Weise als den allmächtigen Baumeister ([fremdsprachliches Material]), als den Demiurgen der Welt aufgefasst und dargestellt hatte.1) Darf eine derartige Verwandtschaft zwischen der dodonäischen und ägyptischen Priesterschaft angenommen werden, könnte daraus weiter gefolgert werden, dass auch im alten Griechenland die Wissenden und besonders die Baukünstler einen streng geschlossenen ägyptischen Verein mit priesterlichen Weihen gebildet haben. Bestätigt wird diese Vermuthung durch den von Pythagoras zur Verbreitung und Erhaltung seines ägyptischen Wissens versuchten ägyptischen oder geheimen Bund.2) Dass die ganze Wissenschaft des Pythagoras und der ihm vorausgehenden oder gleichzeitigen ionischen Weisen, eines Thales, Anaximander, Pherekydes u. s. w., eine ägyptische, eine oft unmittelbar in den ägyptischen Mysterienanstalten geholte gewesen sei, steht fest und ist nicht zu leugnen. Dass die Jonier und die lnselgriechen, besonders die Samier, zuerst und mehr als die übrigen Griechen mit den Aegyptern verkehrten und in ihren Schulen lernten, war in dem allgemeinen Schifffahrts- und Handelsverkehre begründet. Der Verkehr Griechenlands mit Aegypten wurde lebhafter und inniger seit den Zeiten (um 670 v. Chr.) des Königs Psammetich,3) welchem karische und ionische Hilfstruppen den Thron erkämpft hatten und von nun an seinen Nachfolgern erhalten mussten. Der um das Jahr 570 (nach Bunsen Va. S. 415 am 13. Jan. 569) vor Chr. auf den ägyptischen Thron gelangte König Amasis hatte sogar die griechischen Miethtruppen. die Schweizerregimenter des Alterthums, von Bubastis nach Memphis gezogen und mit dem ältern Polykrates, dem Tyrannen von Samos Gastfreundschaft geschlossen. Von diesen Zeiten der Eröffnung des bis dahin den Griechen verschlossenen und weniger bekannten Aegyptens an, seit der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts vor Chr., holten also die Griechen ihre Kunst und Wissenschaft förmlich aus Aegypten. Früher waren

1) Symbolik, I. S. 139.
2) Symbolik im Register unter Pythagoras.
3) Vergl. Uhlemann, II. S. 125 und 129.

sie Gott, zu Dodona natürlich Zeus genannt, in der ägyptischen Weise als den allmächtigen Baumeister ([fremdsprachliches Material]), als den Demiurgen der Welt aufgefasst und dargestellt hatte.1) Darf eine derartige Verwandtschaft zwischen der dodonäischen und ägyptischen Priesterschaft angenommen werden, könnte daraus weiter gefolgert werden, dass auch im alten Griechenland die Wissenden und besonders die Baukünstler einen streng geschlossenen ägyptischen Verein mit priesterlichen Weihen gebildet haben. Bestätigt wird diese Vermuthung durch den von Pythagoras zur Verbreitung und Erhaltung seines ägyptischen Wissens versuchten ägyptischen oder geheimen Bund.2) Dass die ganze Wissenschaft des Pythagoras und der ihm vorausgehenden oder gleichzeitigen ionischen Weisen, eines Thales, Anaximander, Pherekydes u. s. w., eine ägyptische, eine oft unmittelbar in den ägyptischen Mysterienanstalten geholte gewesen sei, steht fest und ist nicht zu leugnen. Dass die Jonier und die lnselgriechen, besonders die Samier, zuerst und mehr als die übrigen Griechen mit den Aegyptern verkehrten und in ihren Schulen lernten, war in dem allgemeinen Schifffahrts- und Handelsverkehre begründet. Der Verkehr Griechenlands mit Aegypten wurde lebhafter und inniger seit den Zeiten (um 670 v. Chr.) des Königs Psammetich,3) welchem karische und ionische Hilfstruppen den Thron erkämpft hatten und von nun an seinen Nachfolgern erhalten mussten. Der um das Jahr 570 (nach Bunsen Va. S. 415 am 13. Jan. 569) vor Chr. auf den ägyptischen Thron gelangte König Amasis hatte sogar die griechischen Miethtruppen. die Schweizerregimenter des Alterthums, von Bubastis nach Memphis gezogen und mit dem ältern Polykrates, dem Tyrannen von Samos Gastfreundschaft geschlossen. Von diesen Zeiten der Eröffnung des bis dahin den Griechen verschlossenen und weniger bekannten Aegyptens an, seit der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts vor Chr., holten also die Griechen ihre Kunst und Wissenschaft förmlich aus Aegypten. Früher waren

1) Symbolik, I. S. 139.
2) Symbolik im Register unter Pythagoras.
3) Vergl. Uhlemann, II. S. 125 und 129.
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[15/0035] sie Gott, zu Dodona natürlich Zeus genannt, in der ägyptischen Weise als den allmächtigen Baumeister (_ ), als den Demiurgen der Welt aufgefasst und dargestellt hatte. 1) Darf eine derartige Verwandtschaft zwischen der dodonäischen und ägyptischen Priesterschaft angenommen werden, könnte daraus weiter gefolgert werden, dass auch im alten Griechenland die Wissenden und besonders die Baukünstler einen streng geschlossenen ägyptischen Verein mit priesterlichen Weihen gebildet haben. Bestätigt wird diese Vermuthung durch den von Pythagoras zur Verbreitung und Erhaltung seines ägyptischen Wissens versuchten ägyptischen oder geheimen Bund. 2) Dass die ganze Wissenschaft des Pythagoras und der ihm vorausgehenden oder gleichzeitigen ionischen Weisen, eines Thales, Anaximander, Pherekydes u. s. w., eine ägyptische, eine oft unmittelbar in den ägyptischen Mysterienanstalten geholte gewesen sei, steht fest und ist nicht zu leugnen. Dass die Jonier und die lnselgriechen, besonders die Samier, zuerst und mehr als die übrigen Griechen mit den Aegyptern verkehrten und in ihren Schulen lernten, war in dem allgemeinen Schifffahrts- und Handelsverkehre begründet. Der Verkehr Griechenlands mit Aegypten wurde lebhafter und inniger seit den Zeiten (um 670 v. Chr.) des Königs Psammetich, 3) welchem karische und ionische Hilfstruppen den Thron erkämpft hatten und von nun an seinen Nachfolgern erhalten mussten. Der um das Jahr 570 (nach Bunsen Va. S. 415 am 13. Jan. 569) vor Chr. auf den ägyptischen Thron gelangte König Amasis hatte sogar die griechischen Miethtruppen. die Schweizerregimenter des Alterthums, von Bubastis nach Memphis gezogen und mit dem ältern Polykrates, dem Tyrannen von Samos Gastfreundschaft geschlossen. Von diesen Zeiten der Eröffnung des bis dahin den Griechen verschlossenen und weniger bekannten Aegyptens an, seit der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts vor Chr., holten also die Griechen ihre Kunst und Wissenschaft förmlich aus Aegypten. Früher waren 1) Symbolik, I. S. 139. 2) Symbolik im Register unter Pythagoras. 3) Vergl. Uhlemann, II. S. 125 und 129.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/35>, abgerufen am 23.04.2024.