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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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habe sich wandernd aus Asien über Griechenland, Thracien und Sicilien ausgebreitet, Städte und asiatischen Kultus und Kultur gegründet; die Siebenzahl, welcher der cyclopische Religionskult angehöre, und der phönicische Kanon, nach welchem sie ihre Bauten errichteten, erhebe die Herkunft ihrer Kunst über jeden Zweifel; Lycien erscheine als Bindeglied assyrisch-asiatischer und hellenischer Kultur. Wohl mit grösserem Rechte hält Schwarz, Ursprung der Mythologie S. 15 ff., die Cyclopen für himmlische Gewitterschmiede und die cyclopischen Mauern für die von ihnen aufgethürmten Wolkenberge, deren Mythus gleich vielen andern Mythen später nur irdisch localisirt wurde. An Bachofen schliesst sich aber H. Barth, das Becken des Mittelmeeres in natürlicher und kulturhistorischer Beziehung, Hamburg 1860, S. 18, insofern an, als er glaubt behaupten zu dürfen, dass wir selbst die kleinsten Motive der bei den Griechen üblichen architektonischen Ornamente bei den Assyriern wiederfinden. - Die alten Rundbauten auf Sicilien und namentlich in Sardinien, die sog. Nuraghen sind nach Vergleichung mit ähnlichen auf Gozzo gefundenen Bauwerken und mit etruskischen Rundbauten zufolge Pyl, die griechischen Rundbauten, S. 58, orientalisch-phönicischen Ursprungs, welche dem mythischen Daidalos zugeschrieben werden. Auch der Gewölbebau, der Keilsteinschnitt, welchen wir am frühesten bei den Etruskern, z. B. am Thore zu Volterra, und durch sie an der Cloaca maxima zu Rom aus der Zeit des Tarquinius Priscus finden,1) könnte nach Kugler, Kunstgeschichte, I. (dritte Ausgabe) S. 92, den Etruskern aus Aegypten zugekommen sein, indem er sich hier, nach den Ziegelgewölben der Urzeit, bereits in den Gräbern der 26. Dynastie vorfindet. Von dem sog. Grabe des Osymandias zu Theben bemerkt Lübke, a. a. O., S. 55, es seien einige weitgedehnte, von Ziegelsteinen ausgeführte Hallen tonnengewölbförmig bedeckt. Schnaase, II. S. 377, will dagegen die Erfindung der Wölbungskunst den etruskischen Baumeistern beilegen und erklärt sich (II. S. 394) überhaupt gegen die frühere Meinung vieler Archäologen, wor-

1) Meine Symbolik, I. S. 360.

habe sich wandernd aus Asien über Griechenland, Thracien und Sicilien ausgebreitet, Städte und asiatischen Kultus und Kultur gegründet; die Siebenzahl, welcher der cyclopische Religionskult angehöre, und der phönicische Kanon, nach welchem sie ihre Bauten errichteten, erhebe die Herkunft ihrer Kunst über jeden Zweifel; Lycien erscheine als Bindeglied assyrisch-asiatischer und hellenischer Kultur. Wohl mit grösserem Rechte hält Schwarz, Ursprung der Mythologie S. 15 ff., die Cyclopen für himmlische Gewitterschmiede und die cyclopischen Mauern für die von ihnen aufgethürmten Wolkenberge, deren Mythus gleich vielen andern Mythen später nur irdisch localisirt wurde. An Bachofen schliesst sich aber H. Barth, das Becken des Mittelmeeres in natürlicher und kulturhistorischer Beziehung, Hamburg 1860, S. 18, insofern an, als er glaubt behaupten zu dürfen, dass wir selbst die kleinsten Motive der bei den Griechen üblichen architektonischen Ornamente bei den Assyriern wiederfinden. – Die alten Rundbauten auf Sicilien und namentlich in Sardinien, die sog. Nuraghen sind nach Vergleichung mit ähnlichen auf Gozzo gefundenen Bauwerken und mit etruskischen Rundbauten zufolge Pyl, die griechischen Rundbauten, S. 58, orientalisch-phönicischen Ursprungs, welche dem mythischen Daidalos zugeschrieben werden. Auch der Gewölbebau, der Keilsteinschnitt, welchen wir am frühesten bei den Etruskern, z. B. am Thore zu Volterra, und durch sie an der Cloaca maxima zu Rom aus der Zeit des Tarquinius Priscus finden,1) könnte nach Kugler, Kunstgeschichte, I. (dritte Ausgabe) S. 92, den Etruskern aus Aegypten zugekommen sein, indem er sich hier, nach den Ziegelgewölben der Urzeit, bereits in den Gräbern der 26. Dynastie vorfindet. Von dem sog. Grabe des Osymandias zu Theben bemerkt Lübke, a. a. O., S. 55, es seien einige weitgedehnte, von Ziegelsteinen ausgeführte Hallen tonnengewölbförmig bedeckt. Schnaase, II. S. 377, will dagegen die Erfindung der Wölbungskunst den etruskischen Baumeistern beilegen und erklärt sich (II. S. 394) überhaupt gegen die frühere Meinung vieler Archäologen, wor-

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[8/0028] habe sich wandernd aus Asien über Griechenland, Thracien und Sicilien ausgebreitet, Städte und asiatischen Kultus und Kultur gegründet; die Siebenzahl, welcher der cyclopische Religionskult angehöre, und der phönicische Kanon, nach welchem sie ihre Bauten errichteten, erhebe die Herkunft ihrer Kunst über jeden Zweifel; Lycien erscheine als Bindeglied assyrisch-asiatischer und hellenischer Kultur. Wohl mit grösserem Rechte hält Schwarz, Ursprung der Mythologie S. 15 ff., die Cyclopen für himmlische Gewitterschmiede und die cyclopischen Mauern für die von ihnen aufgethürmten Wolkenberge, deren Mythus gleich vielen andern Mythen später nur irdisch localisirt wurde. An Bachofen schliesst sich aber H. Barth, das Becken des Mittelmeeres in natürlicher und kulturhistorischer Beziehung, Hamburg 1860, S. 18, insofern an, als er glaubt behaupten zu dürfen, dass wir selbst die kleinsten Motive der bei den Griechen üblichen architektonischen Ornamente bei den Assyriern wiederfinden. – Die alten Rundbauten auf Sicilien und namentlich in Sardinien, die sog. Nuraghen sind nach Vergleichung mit ähnlichen auf Gozzo gefundenen Bauwerken und mit etruskischen Rundbauten zufolge Pyl, die griechischen Rundbauten, S. 58, orientalisch-phönicischen Ursprungs, welche dem mythischen Daidalos zugeschrieben werden. Auch der Gewölbebau, der Keilsteinschnitt, welchen wir am frühesten bei den Etruskern, z. B. am Thore zu Volterra, und durch sie an der Cloaca maxima zu Rom aus der Zeit des Tarquinius Priscus finden, 1) könnte nach Kugler, Kunstgeschichte, I. (dritte Ausgabe) S. 92, den Etruskern aus Aegypten zugekommen sein, indem er sich hier, nach den Ziegelgewölben der Urzeit, bereits in den Gräbern der 26. Dynastie vorfindet. Von dem sog. Grabe des Osymandias zu Theben bemerkt Lübke, a. a. O., S. 55, es seien einige weitgedehnte, von Ziegelsteinen ausgeführte Hallen tonnengewölbförmig bedeckt. Schnaase, II. S. 377, will dagegen die Erfindung der Wölbungskunst den etruskischen Baumeistern beilegen und erklärt sich (II. S. 394) überhaupt gegen die frühere Meinung vieler Archäologen, wor- 1) Meine Symbolik, I. S. 360.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/28>, abgerufen am 28.03.2024.