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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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sondern unverändert beibehalten werden muss. Dieses gilt von dem Quaderbau als solchem namentlich in seiner Anwendung auf Hafen- und Flussbauten, worin bei den Aegyptern schon König Mares, Moeris (2677 - 2635 v. Chr. nach Bunsen Va. S. 370 und 371) durch die Ausmauerung und Schleusenwerke des Mörissees glänzte und womit die anfänglich und lange im ausschliesslichen Besitz der Schifffahrt und des Handels auf dem Mittelmeere befindlichen Phönicier gewiss bekannt geworden waren. In dem Hafenbau waren daher die Phönicier aller Wahrscheinlichkeit nach die Schüler der Aegypter, sei es, dass bei ihnen ihre Bauleute lernten oder dass sie ägyptische Bauleute bei sich bauen liessen, wie das Letztere von dem nach Menander durch König Hiram erbauten Heraklestempel zu Tyrus namentlich berichtet wird. Den ägyptisch-phönicischen Hafenbau verbreiteten sodann auf ihren Handelszügen die Phönicier an allen Küsten des Mittelmeeres, zumal wenn sie bleibende Handelsniederlassungen oder sich selbst in fernen Gegenden die nöthigen Häfen bauten. Der durch einen kostbaren Damm befestigt gewesene Hafen von Samos1) möchte z. B. unter phönicisch-ägyptischem Einflusse und Vorbilde entstanden sein. Die sogenannten cyklopischen Mauern2) in Griechenland, z. B. zu Tiryns, Argos und Mycenae, - in ltalien, - auf Sardinien und Malta, - in lrland (Kist-vaen oder Trilithon genannt), möchten als die ersten rohen Versuche des Steinbaues bei den arischen Pelasgern zu betrachten sein, weshalb sie auch von den rohen und unbehauenen Steinen zu den stets mehr und mehr behauenen fortschreiten und durch geschicktere Baumeister und Baustyle bald verdrängt werden. Bachofen, das Mutterrecht, Seite 102 Anmerkung, hat jüngst mit R. Rochette, Hercule, §. 5, p. 35 ff., die Behauptung zu begründen versucht, dass die (mythischen) Cyklopen, welche die Mauern von Tirynth und Mycenae erbauten, eine wirkliche Handwerksgenossenschaft asiatischen und zwar lycischen Ursprungs gewesen seien; diese Genossenschaft von Bauleuten und Erzarbeitern

1) Funke, Real-Schullexikon, unter Samos.
2) Vergl. Schnaase, II. S. 162 und 376; Schoemann, I. S. 8.

sondern unverändert beibehalten werden muss. Dieses gilt von dem Quaderbau als solchem namentlich in seiner Anwendung auf Hafen- und Flussbauten, worin bei den Aegyptern schon König Mares, Moeris (2677 – 2635 v. Chr. nach Bunsen Va. S. 370 und 371) durch die Ausmauerung und Schleusenwerke des Mörissees glänzte und womit die anfänglich und lange im ausschliesslichen Besitz der Schifffahrt und des Handels auf dem Mittelmeere befindlichen Phönicier gewiss bekannt geworden waren. In dem Hafenbau waren daher die Phönicier aller Wahrscheinlichkeit nach die Schüler der Aegypter, sei es, dass bei ihnen ihre Bauleute lernten oder dass sie ägyptische Bauleute bei sich bauen liessen, wie das Letztere von dem nach Menander durch König Hiram erbauten Heraklestempel zu Tyrus namentlich berichtet wird. Den ägyptisch-phönicischen Hafenbau verbreiteten sodann auf ihren Handelszügen die Phönicier an allen Küsten des Mittelmeeres, zumal wenn sie bleibende Handelsniederlassungen oder sich selbst in fernen Gegenden die nöthigen Häfen bauten. Der durch einen kostbaren Damm befestigt gewesene Hafen von Samos1) möchte z. B. unter phönicisch-ägyptischem Einflusse und Vorbilde entstanden sein. Die sogenannten cyklopischen Mauern2) in Griechenland, z. B. zu Tiryns, Argos und Mycenae, – in ltalien, – auf Sardinien und Malta, – in lrland (Kist-vaen oder Trilithon genannt), möchten als die ersten rohen Versuche des Steinbaues bei den arischen Pelasgern zu betrachten sein, weshalb sie auch von den rohen und unbehauenen Steinen zu den stets mehr und mehr behauenen fortschreiten und durch geschicktere Baumeister und Baustyle bald verdrängt werden. Bachofen, das Mutterrecht, Seite 102 Anmerkung, hat jüngst mit R. Rochette, Hercule, §. 5, p. 35 ff., die Behauptung zu begründen versucht, dass die (mythischen) Cyklopen, welche die Mauern von Tirynth und Mycenae erbauten, eine wirkliche Handwerksgenossenschaft asiatischen und zwar lycischen Ursprungs gewesen seien; diese Genossenschaft von Bauleuten und Erzarbeitern

1) Funke, Real-Schullexikon, unter Samos.
2) Vergl. Schnaase, II. S. 162 und 376; Schoemann, I. S. 8.
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[7/0027] sondern unverändert beibehalten werden muss. Dieses gilt von dem Quaderbau als solchem namentlich in seiner Anwendung auf Hafen- und Flussbauten, worin bei den Aegyptern schon König Mares, Moeris (2677 – 2635 v. Chr. nach Bunsen Va. S. 370 und 371) durch die Ausmauerung und Schleusenwerke des Mörissees glänzte und womit die anfänglich und lange im ausschliesslichen Besitz der Schifffahrt und des Handels auf dem Mittelmeere befindlichen Phönicier gewiss bekannt geworden waren. In dem Hafenbau waren daher die Phönicier aller Wahrscheinlichkeit nach die Schüler der Aegypter, sei es, dass bei ihnen ihre Bauleute lernten oder dass sie ägyptische Bauleute bei sich bauen liessen, wie das Letztere von dem nach Menander durch König Hiram erbauten Heraklestempel zu Tyrus namentlich berichtet wird. Den ägyptisch-phönicischen Hafenbau verbreiteten sodann auf ihren Handelszügen die Phönicier an allen Küsten des Mittelmeeres, zumal wenn sie bleibende Handelsniederlassungen oder sich selbst in fernen Gegenden die nöthigen Häfen bauten. Der durch einen kostbaren Damm befestigt gewesene Hafen von Samos 1) möchte z. B. unter phönicisch-ägyptischem Einflusse und Vorbilde entstanden sein. Die sogenannten cyklopischen Mauern 2) in Griechenland, z. B. zu Tiryns, Argos und Mycenae, – in ltalien, – auf Sardinien und Malta, – in lrland (Kist-vaen oder Trilithon genannt), möchten als die ersten rohen Versuche des Steinbaues bei den arischen Pelasgern zu betrachten sein, weshalb sie auch von den rohen und unbehauenen Steinen zu den stets mehr und mehr behauenen fortschreiten und durch geschicktere Baumeister und Baustyle bald verdrängt werden. Bachofen, das Mutterrecht, Seite 102 Anmerkung, hat jüngst mit R. Rochette, Hercule, §. 5, p. 35 ff., die Behauptung zu begründen versucht, dass die (mythischen) Cyklopen, welche die Mauern von Tirynth und Mycenae erbauten, eine wirkliche Handwerksgenossenschaft asiatischen und zwar lycischen Ursprungs gewesen seien; diese Genossenschaft von Bauleuten und Erzarbeitern 1) Funke, Real-Schullexikon, unter Samos. 2) Vergl. Schnaase, II. S. 162 und 376; Schoemann, I. S. 8.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/27>, abgerufen am 25.04.2024.