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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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deren Berechnung dieselben angefertigt haben.1) Die Aegypter haben nach Diodor den ganzen menschlichen Körper in Theile eingetheilt, wornach sie dann die Verhältnisse der einzelnen Glieder zu einander berechneten.2) Die Skulptur, die architektonische Skulptur, und die ähnliche Malerei folgten mithin bei den Aegyptern genau dem Entwicklungsgange ihrer Architektur und wurden durch die gleichen Priester und Priesteranstalten gepflegt und getragen. In der Architektur mit den bezeichneten Nebenkünsten wurden die Aegypter frühe und zuerst die Lehrer und Vorbilder der die Küsten des Mittelmeeres bewohnenden Völker, besonders der Phönicier, Griechen und Etrusker, - aller steinbauenden Völker des Abendlandes.

Ohne hier die viel bestrittene Frage über die Einflüsse der Aegypter auf die abendländische Bildung3) erschöpfen und endgültig entscheiden zu wollen, möchte dabei besonders und mehr zu berücksichtigen sein:

Die Lage der in Betracht kommenden Völker an den Küsten und auf den Inseln des Mittelmeeres, welche seit den ältesten Zeiten durch Schifffahrt und Handel, Wanderungen und Kriege mit einander in der innigsten Verbindung und in dem regsten Verkehre standen. Die gegenseitigen Einflüsse dieser Völker mussten auf vielfachen sichtbaren und unsichtbaren Wegen unausbleiblich erfolgen, selbst wenn jede bestimmte urkundliche Nachricht darüber mangeln sollte.4)

Das hohe Alter und die frühe Vortrefflichkeit des ägyptischen Steinbaues, dessen Bedürfniss und Vortheile die übrigen Völker empfinden und erkennen mussten, sobald sie sich zum Steinbau hinneigten und entschlossen, und dessen Wesen und Hauptsache keinen Stylveränderungen nicht dem blossen Geschmacke unterworfen ist,

1) Meine Symbolik, II. S. 493.
2) Schnaase, I. S. 431 ff.
3) Vergl. auch Schnaase, II. S. 175 und 203 Anm.; Thiersch, die Epochen der griechischen Kunst, München 1829.
4) Beck, Geschichte der Griechen und Römer, Hannover 1858. S. 42 Anm.; Herrmann, Lehrb. der griech. Staatsalterthümer, §. 4.

deren Berechnung dieselben angefertigt haben.1) Die Aegypter haben nach Diodor den ganzen menschlichen Körper in Theile eingetheilt, wornach sie dann die Verhältnisse der einzelnen Glieder zu einander berechneten.2) Die Skulptur, die architektonische Skulptur, und die ähnliche Malerei folgten mithin bei den Aegyptern genau dem Entwicklungsgange ihrer Architektur und wurden durch die gleichen Priester und Priesteranstalten gepflegt und getragen. In der Architektur mit den bezeichneten Nebenkünsten wurden die Aegypter frühe und zuerst die Lehrer und Vorbilder der die Küsten des Mittelmeeres bewohnenden Völker, besonders der Phönicier, Griechen und Etrusker, – aller steinbauenden Völker des Abendlandes.

Ohne hier die viel bestrittene Frage über die Einflüsse der Aegypter auf die abendländische Bildung3) erschöpfen und endgültig entscheiden zu wollen, möchte dabei besonders und mehr zu berücksichtigen sein:

Die Lage der in Betracht kommenden Völker an den Küsten und auf den Inseln des Mittelmeeres, welche seit den ältesten Zeiten durch Schifffahrt und Handel, Wanderungen und Kriege mit einander in der innigsten Verbindung und in dem regsten Verkehre standen. Die gegenseitigen Einflüsse dieser Völker mussten auf vielfachen sichtbaren und unsichtbaren Wegen unausbleiblich erfolgen, selbst wenn jede bestimmte urkundliche Nachricht darüber mangeln sollte.4)

Das hohe Alter und die frühe Vortrefflichkeit des ägyptischen Steinbaues, dessen Bedürfniss und Vortheile die übrigen Völker empfinden und erkennen mussten, sobald sie sich zum Steinbau hinneigten und entschlossen, und dessen Wesen und Hauptsache keinen Stylveränderungen nicht dem blossen Geschmacke unterworfen ist,

1) Meine Symbolik, II. S. 493.
2) Schnaase, I. S. 431 ff.
3) Vergl. auch Schnaase, II. S. 175 und 203 Anm.; Thiersch, die Epochen der griechischen Kunst, München 1829.
4) Beck, Geschichte der Griechen und Römer, Hannover 1858. S. 42 Anm.; Herrmann, Lehrb. der griech. Staatsalterthümer, §. 4.
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[6/0026] deren Berechnung dieselben angefertigt haben. 1) Die Aegypter haben nach Diodor den ganzen menschlichen Körper in Theile eingetheilt, wornach sie dann die Verhältnisse der einzelnen Glieder zu einander berechneten. 2) Die Skulptur, die architektonische Skulptur, und die ähnliche Malerei folgten mithin bei den Aegyptern genau dem Entwicklungsgange ihrer Architektur und wurden durch die gleichen Priester und Priesteranstalten gepflegt und getragen. In der Architektur mit den bezeichneten Nebenkünsten wurden die Aegypter frühe und zuerst die Lehrer und Vorbilder der die Küsten des Mittelmeeres bewohnenden Völker, besonders der Phönicier, Griechen und Etrusker, – aller steinbauenden Völker des Abendlandes. Ohne hier die viel bestrittene Frage über die Einflüsse der Aegypter auf die abendländische Bildung 3) erschöpfen und endgültig entscheiden zu wollen, möchte dabei besonders und mehr zu berücksichtigen sein: Die Lage der in Betracht kommenden Völker an den Küsten und auf den Inseln des Mittelmeeres, welche seit den ältesten Zeiten durch Schifffahrt und Handel, Wanderungen und Kriege mit einander in der innigsten Verbindung und in dem regsten Verkehre standen. Die gegenseitigen Einflüsse dieser Völker mussten auf vielfachen sichtbaren und unsichtbaren Wegen unausbleiblich erfolgen, selbst wenn jede bestimmte urkundliche Nachricht darüber mangeln sollte. 4) Das hohe Alter und die frühe Vortrefflichkeit des ägyptischen Steinbaues, dessen Bedürfniss und Vortheile die übrigen Völker empfinden und erkennen mussten, sobald sie sich zum Steinbau hinneigten und entschlossen, und dessen Wesen und Hauptsache keinen Stylveränderungen nicht dem blossen Geschmacke unterworfen ist, 1) Meine Symbolik, II. S. 493. 2) Schnaase, I. S. 431 ff. 3) Vergl. auch Schnaase, II. S. 175 und 203 Anm.; Thiersch, die Epochen der griechischen Kunst, München 1829. 4) Beck, Geschichte der Griechen und Römer, Hannover 1858. S. 42 Anm.; Herrmann, Lehrb. der griech. Staatsalterthümer, §. 4.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/26>, abgerufen am 28.03.2024.