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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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dann im neuen Reiche während des 15., 14. und 13. Jahrhunderts v. Chr. in den Tempelbauten zu Theben ihre höchste Entfaltung und Höhe zu erreichen.1) Die Bauart mit behauenen Steinen, welche Dionysius in der römischen Archäologie auf die Tarquinier zurückführt und als eine wichtige Neuerung in der Geschichte der römischen Civilisation hervorhebt, soll schon unter Sesortosis-Sesostris, nach Manetho einem der ersten Könige der dritten Dynastie, fallen.2) Bunsen setzt die Regierungszeit des Sesortosis von 3348 - 3319 v. Chr.; nach Bachofen wäre Sesortosis der ägyptische Urgesetzgeber und würde unmittelbar auf die Regierung der Götter folgen. Mit der ägyptischen Steinbaukunst war ihrer Natur nach die Ausbildung einer Steinmetzkunst und zwar als eigentlicher Kunst wie als eines blossen Handwerks innigst verbunden, wobei wir die Steinmetzkünstler gleich den Baukünstlern unter die Priester, in die Bauschulen und Bauhütten einreihen möchten. Die Aufgabe der Steinmetzkünstler war es, die kahlen Steinflächen der Tempel Paläste, Gräber, Obelisken entweder mit Hieroglyphen oder mit versenkten Reliefs (basreliefs en creux) zu schmücken und zu beleben, wie sie es mit eben so grosser Geschicklichkeit als Thätigeit längs der beiden Ufer des Nils bis hinein nach Meroe gethan haben;3) als grösste Leistung der ägyptischen Steinmetzen sind die kolossalen Steinfiguren, z. B. die berühmte Sphinx, die Kolossalstatuen des Hofes im Palaste zu Medynet-Abu.4) die ähnlichen Statuen bei Ipsambul in Kubien,5) anzusehen. Wie die Baumeister und Steinmetzkünstler des christlichen Mittelalters sich in künstlichen Zahlen und Massen, in den genauesten Berechnungen, namentlich des Achtorts gefielen, sollen die ägyptischen Steinmetzkünstler schon frühe ihren menschlichen Figuren einen genauen Canon zu Grunde gelegt und nach

1) Lübke, Geschichte der Architektur, S. 53 ff.
2) Bunsen, Va. S. 367; Bachofen, Mutterrecht, S. 102. § LIII.
3) Schnaase, I. S. 428.
4) Schnaase, I. S. 405; Lübke, S. 55.
5) Lübke, S. 56.

dann im neuen Reiche während des 15., 14. und 13. Jahrhunderts v. Chr. in den Tempelbauten zu Theben ihre höchste Entfaltung und Höhe zu erreichen.1) Die Bauart mit behauenen Steinen, welche Dionysius in der römischen Archäologie auf die Tarquinier zurückführt und als eine wichtige Neuerung in der Geschichte der römischen Civilisation hervorhebt, soll schon unter Sesortosis-Sesostris, nach Manetho einem der ersten Könige der dritten Dynastie, fallen.2) Bunsen setzt die Regierungszeit des Sesortosis von 3348 – 3319 v. Chr.; nach Bachofen wäre Sesortosis der ägyptische Urgesetzgeber und würde unmittelbar auf die Regierung der Götter folgen. Mit der ägyptischen Steinbaukunst war ihrer Natur nach die Ausbildung einer Steinmetzkunst und zwar als eigentlicher Kunst wie als eines blossen Handwerks innigst verbunden, wobei wir die Steinmetzkünstler gleich den Baukünstlern unter die Priester, in die Bauschulen und Bauhütten einreihen möchten. Die Aufgabe der Steinmetzkünstler war es, die kahlen Steinflächen der Tempel Paläste, Gräber, Obelisken entweder mit Hieroglyphen oder mit versenkten Reliefs (basreliefs en creux) zu schmücken und zu beleben, wie sie es mit eben so grosser Geschicklichkeit als Thätigeit längs der beiden Ufer des Nils bis hinein nach Meroe gethan haben;3) als grösste Leistung der ägyptischen Steinmetzen sind die kolossalen Steinfiguren, z. B. die berühmte Sphinx, die Kolossalstatuen des Hofes im Palaste zu Medynet-Abu.4) die ähnlichen Statuen bei Ipsambul in Kubien,5) anzusehen. Wie die Baumeister und Steinmetzkünstler des christlichen Mittelalters sich in künstlichen Zahlen und Massen, in den genauesten Berechnungen, namentlich des Achtorts gefielen, sollen die ägyptischen Steinmetzkünstler schon frühe ihren menschlichen Figuren einen genauen Canon zu Grunde gelegt und nach

1) Lübke, Geschichte der Architektur, S. 53 ff.
2) Bunsen, Va. S. 367; Bachofen, Mutterrecht, S. 102. § LIII.
3) Schnaase, I. S. 428.
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[5/0025] dann im neuen Reiche während des 15., 14. und 13. Jahrhunderts v. Chr. in den Tempelbauten zu Theben ihre höchste Entfaltung und Höhe zu erreichen. 1) Die Bauart mit behauenen Steinen, welche Dionysius in der römischen Archäologie auf die Tarquinier zurückführt und als eine wichtige Neuerung in der Geschichte der römischen Civilisation hervorhebt, soll schon unter Sesortosis-Sesostris, nach Manetho einem der ersten Könige der dritten Dynastie, fallen. 2) Bunsen setzt die Regierungszeit des Sesortosis von 3348 – 3319 v. Chr.; nach Bachofen wäre Sesortosis der ägyptische Urgesetzgeber und würde unmittelbar auf die Regierung der Götter folgen. Mit der ägyptischen Steinbaukunst war ihrer Natur nach die Ausbildung einer Steinmetzkunst und zwar als eigentlicher Kunst wie als eines blossen Handwerks innigst verbunden, wobei wir die Steinmetzkünstler gleich den Baukünstlern unter die Priester, in die Bauschulen und Bauhütten einreihen möchten. Die Aufgabe der Steinmetzkünstler war es, die kahlen Steinflächen der Tempel Paläste, Gräber, Obelisken entweder mit Hieroglyphen oder mit versenkten Reliefs (basreliefs en creux) zu schmücken und zu beleben, wie sie es mit eben so grosser Geschicklichkeit als Thätigeit längs der beiden Ufer des Nils bis hinein nach Meroe gethan haben; 3) als grösste Leistung der ägyptischen Steinmetzen sind die kolossalen Steinfiguren, z. B. die berühmte Sphinx, die Kolossalstatuen des Hofes im Palaste zu Medynet-Abu. 4) die ähnlichen Statuen bei Ipsambul in Kubien, 5) anzusehen. Wie die Baumeister und Steinmetzkünstler des christlichen Mittelalters sich in künstlichen Zahlen und Massen, in den genauesten Berechnungen, namentlich des Achtorts gefielen, sollen die ägyptischen Steinmetzkünstler schon frühe ihren menschlichen Figuren einen genauen Canon zu Grunde gelegt und nach 1) Lübke, Geschichte der Architektur, S. 53 ff. 2) Bunsen, Va. S. 367; Bachofen, Mutterrecht, S. 102. § LIII. 3) Schnaase, I. S. 428. 4) Schnaase, I. S. 405; Lübke, S. 55. 5) Lübke, S. 56.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/25>, abgerufen am 28.03.2024.