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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Symbole hatten mit Hinsicht auf Mithra die Perser einen weissen mit Blumen bekränzten, von vier weissen nisäischen Rossen gezogenen Sonnenwagen.1) Die vier kleinern Planeten, welche dem Mithra untergeordnet sind, werden in den Zendschriften unter dem Sinnbilde der vier mächtigen und reinen weissen Himmelsvögel mit Goldfüssen dargestellt. Das weisse Pferd war bei den Persern wie bei andern indo-germanischen Völkern der Sonne geweiht und Herodot erzählt, dass Kyrus auf seinem Kriegszuge gegen Babylon heilige weisse Rosse mit sich geführt habe.2) - Der indische Surya, Suria, der Gott des Lichtes und der Sonne, sowie der ihm verwandte griechische Apollo werden auf einem von vier weissen Rossen gezogenen Wagen dargestellt. Bei den Indern fährt die vedische Ushas, die Göttin der Morgenröthe, auf einem mit rothen Kühen oder Pferden bespannten Wagen,3) - Agni auf einem von rothen Stuten gezogenen Wagen.4) Als Sonnengott wird Brahma von den Indern roth dargeetellt. - Wenn der germanische Thorr in seinen rothen Bart bläst oder ruft, dann hallt die ganze Welt von Gewittergetöse (der Posaune) wieder. In deutschen Sagen erscheint öfter ein Reiter mit rothem Banner auf rothem Ross u. s. w. , den man mit grosser Wahrscheinlichkeit auf Thunar deutet.5) Wegen ihrer rothen Farbe waren dem Thorr geheiligt der Fuchs, das Eichhörnchen, das Rothkelchen, - die Donnerziege genannte Schnepfe, deren Flug das Gewitter verkündigte, - der Hirschkäfer, auch Feuerschröter und Donnerpuppe genannt;6) unter den Bäumen ausser der Eiche die Vogelbeere mit ihren rothen Früchten, - unter den Pflanzen die Hauswurz (Donnerbart), die Donnerdistel mit rothen Blüthen, die Donner- oder Alpenrose mit eben solchen Blüthen u. s. w.

Forschen wir nur nach dem letzten Grunde und Ur-

1) Kleuker, Zendavesta, Il. S. 264.
2) Rhode, a. a. O., S. 474 ff.
3) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 762.
4) Lassen, a. a. O., I. S. 760.
5) Mannhardt, a. a. O., S. 124.
6) Simrok, Mythol. S. 284; Mannhardt S. 138.

Symbole hatten mit Hinsicht auf Mithra die Perser einen weissen mit Blumen bekränzten, von vier weissen nisäischen Rossen gezogenen Sonnenwagen.1) Die vier kleinern Planeten, welche dem Mithra untergeordnet sind, werden in den Zendschriften unter dem Sinnbilde der vier mächtigen und reinen weissen Himmelsvögel mit Goldfüssen dargestellt. Das weisse Pferd war bei den Persern wie bei andern indo-germanischen Völkern der Sonne geweiht und Herodot erzählt, dass Kyrus auf seinem Kriegszuge gegen Babylon heilige weisse Rosse mit sich geführt habe.2) – Der indische Surya, Suria, der Gott des Lichtes und der Sonne, sowie der ihm verwandte griechische Apollo werden auf einem von vier weissen Rossen gezogenen Wagen dargestellt. Bei den Indern fährt die vedische Ushas, die Göttin der Morgenröthe, auf einem mit rothen Kühen oder Pferden bespannten Wagen,3) – Agni auf einem von rothen Stuten gezogenen Wagen.4) Als Sonnengott wird Brahma von den Indern roth dargeetellt. – Wenn der germanische Thôrr in seinen rothen Bart bläst oder ruft, dann hallt die ganze Welt von Gewittergetöse (der Posaune) wieder. In deutschen Sagen erscheint öfter ein Reiter mit rothem Banner auf rothem Ross u. s. w. , den man mit grosser Wahrscheinlichkeit auf Thunar deutet.5) Wegen ihrer rothen Farbe waren dem Thôrr geheiligt der Fuchs, das Eichhörnchen, das Rothkelchen, – die Donnerziege genannte Schnepfe, deren Flug das Gewitter verkündigte, – der Hirschkäfer, auch Feuerschröter und Donnerpuppe genannt;6) unter den Bäumen ausser der Eiche die Vogelbeere mit ihren rothen Früchten, – unter den Pflanzen die Hauswurz (Donnerbart), die Donnerdistel mit rothen Blüthen, die Donner- oder Alpenrose mit eben solchen Blüthen u. s. w.

Forschen wir nur nach dem letzten Grunde und Ur-

1) Kleuker, Zendavesta, Il. S. 264.
2) Rhode, a. a. O., S. 474 ff.
3) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 762.
4) Lassen, a. a. O., I. S. 760.
5) Mannhardt, a. a. O., S. 124.
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[30/0050] Symbole hatten mit Hinsicht auf Mithra die Perser einen weissen mit Blumen bekränzten, von vier weissen nisäischen Rossen gezogenen Sonnenwagen. 1) Die vier kleinern Planeten, welche dem Mithra untergeordnet sind, werden in den Zendschriften unter dem Sinnbilde der vier mächtigen und reinen weissen Himmelsvögel mit Goldfüssen dargestellt. Das weisse Pferd war bei den Persern wie bei andern indo-germanischen Völkern der Sonne geweiht und Herodot erzählt, dass Kyrus auf seinem Kriegszuge gegen Babylon heilige weisse Rosse mit sich geführt habe. 2) – Der indische Surya, Suria, der Gott des Lichtes und der Sonne, sowie der ihm verwandte griechische Apollo werden auf einem von vier weissen Rossen gezogenen Wagen dargestellt. Bei den Indern fährt die vedische Ushas, die Göttin der Morgenröthe, auf einem mit rothen Kühen oder Pferden bespannten Wagen, 3) – Agni auf einem von rothen Stuten gezogenen Wagen. 4) Als Sonnengott wird Brahma von den Indern roth dargeetellt. – Wenn der germanische Thôrr in seinen rothen Bart bläst oder ruft, dann hallt die ganze Welt von Gewittergetöse (der Posaune) wieder. In deutschen Sagen erscheint öfter ein Reiter mit rothem Banner auf rothem Ross u. s. w. , den man mit grosser Wahrscheinlichkeit auf Thunar deutet. 5) Wegen ihrer rothen Farbe waren dem Thôrr geheiligt der Fuchs, das Eichhörnchen, das Rothkelchen, – die Donnerziege genannte Schnepfe, deren Flug das Gewitter verkündigte, – der Hirschkäfer, auch Feuerschröter und Donnerpuppe genannt; 6) unter den Bäumen ausser der Eiche die Vogelbeere mit ihren rothen Früchten, – unter den Pflanzen die Hauswurz (Donnerbart), die Donnerdistel mit rothen Blüthen, die Donner- oder Alpenrose mit eben solchen Blüthen u. s. w. Forschen wir nur nach dem letzten Grunde und Ur- 1) Kleuker, Zendavesta, Il. S. 264. 2) Rhode, a. a. O., S. 474 ff. 3) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 762. 4) Lassen, a. a. O., I. S. 760. 5) Mannhardt, a. a. O., S. 124. 6) Simrok, Mythol. S. 284; Mannhardt S. 138.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/50>, abgerufen am 29.03.2024.