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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Morgen, der neue Tag bricht an; was die Erde als Hochmitternacht, als Sterben und Tod bezeichnet, das ist der Anbruch des himmlischen Morgens, des Auferstehens und ewigen Lebens. Aehnlich, wie jeder Tag der Woche unter dem besonderen Einflusse eines Gestirns, des Planetengottes gedacht und geglaubt wurde, erhielten zunächst bei den Ariern und Chaldäern in Uebereinstimmung mit ihrem gesammten Licht- und Gestirnglauben auch die zwölf Theile der Sonnenbahn, die zwölf himmlischen Sonnen- und Sternenhäuser, die zwölf Bilder des Thierkreises und die zwölf Monate einen besonderen göttlichen Beherrscher, so dass wenigstens zwölf höchste Götter aufgestellt werden mussten, um jedem der zwölf Theile einen Beherrscher und Führer vorsetzen zu können. Nach einer Stelle des Diodoros über das babylonische Göttersystem, welche auch Lassen, a. a. O., II. S. 1124, bespricht, scheinen die Babylonier sogar ein System von 36 Göttern insofern gehabt zu haben, als sie jedem der 36 zehngradigen Theile oder Dekane der Sonnenbahn einen göttlichen Beherrscher zugetheilt haben, unter welchen 36 Dekangottheiten sich aber zugleich die zwölf höheren Gottheiten des Thierkreises befanden. Diodoros berichtet nämlich, dass bei den Babyloniern jedem der zwölf Herren unter den 36 rathgebenden Göttern oder Dekanen ein Monat und ein Bild der Ekliptik zugetheilt gewesen sei. Die astrologische Fortbildung und Durchbildung hatten allem Vermuthen nach die Babylonier, wie die ihnen ganz gleich stehenden und nachfolgenden Aegypter, selbst dahin geleitet, einen jeden Grad der 360gradigen Sonnenbahn oder des 360tägigen Jahres dem beherrschenden Einflusse eines gewissen Gestirns und Gestirngottes zu untergeben, wodurch erst die Mondswoche und das Sonnenjahr in vollständige Uebereinstimmung miteinander gebracht worden waren und in der Kenntniss welcher vermeintlicher Gestirneinflüsse eben wesentlich die Astrologie der Babylonier und Aegypter bestand. 1) Von den alten Aegyptern wissen wir auch, dass sie 19 Glieder des menschlichen Körpers und die mit den-

1) Vergl. Bechstein, Geschichte der Astrologie, Sondershausen 1860; Uhlemann, a. a. 0., II., S. 242 ff.

Morgen, der neue Tag bricht an; was die Erde als Hochmitternacht, als Sterben und Tod bezeichnet, das ist der Anbruch des himmlischen Morgens, des Auferstehens und ewigen Lebens. Aehnlich, wie jeder Tag der Woche unter dem besonderen Einflusse eines Gestirns, des Planetengottes gedacht und geglaubt wurde, erhielten zunächst bei den Ariern und Chaldäern in Uebereinstimmung mit ihrem gesammten Licht- und Gestirnglauben auch die zwölf Theile der Sonnenbahn, die zwölf himmlischen Sonnen- und Sternenhäuser, die zwölf Bilder des Thierkreises und die zwölf Monate einen besonderen göttlichen Beherrscher, so dass wenigstens zwölf höchste Götter aufgestellt werden mussten, um jedem der zwölf Theile einen Beherrscher und Führer vorsetzen zu können. Nach einer Stelle des Diodoros über das babylonische Göttersystem, welche auch Lassen, a. a. O., II. S. 1124, bespricht, scheinen die Babylonier sogar ein System von 36 Göttern insofern gehabt zu haben, als sie jedem der 36 zehngradigen Theile oder Dekane der Sonnenbahn einen göttlichen Beherrscher zugetheilt haben, unter welchen 36 Dekangottheiten sich aber zugleich die zwölf höheren Gottheiten des Thierkreises befanden. Diodoros berichtet nämlich, dass bei den Babyloniern jedem der zwölf Herren unter den 36 rathgebenden Göttern oder Dekanen ein Monat und ein Bild der Ekliptik zugetheilt gewesen sei. Die astrologische Fortbildung und Durchbildung hatten allem Vermuthen nach die Babylonier, wie die ihnen ganz gleich stehenden und nachfolgenden Aegypter, selbst dahin geleitet, einen jeden Grad der 360gradigen Sonnenbahn oder des 360tägigen Jahres dem beherrschenden Einflusse eines gewissen Gestirns und Gestirngottes zu untergeben, wodurch erst die Mondswoche und das Sonnenjahr in vollständige Uebereinstimmung miteinander gebracht worden waren und in der Kenntniss welcher vermeintlicher Gestirneinflüsse eben wesentlich die Astrologie der Babylonier und Aegypter bestand. 1) Von den alten Aegyptern wissen wir auch, dass sie 19 Glieder des menschlichen Körpers und die mit den-

1) Vergl. Bechstein, Geschichte der Astrologie, Sondershausen 1860; Uhlemann, a. a. 0., II., S. 242 ff.
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 und Tod bezeichnet, das ist der Anbruch des himmlischen Morgens, des Auferstehens und ewigen Lebens.
 Aehnlich, wie jeder Tag der Woche unter dem besonderen Einflusse eines Gestirns, des Planetengottes
 gedacht und geglaubt wurde, erhielten zunächst bei den Ariern und Chaldäern in Uebereinstimmung mit
 ihrem gesammten Licht- und Gestirnglauben auch die zwölf Theile der Sonnenbahn, die zwölf
 himmlischen Sonnen- und Sternenhäuser, die zwölf Bilder des Thierkreises und die zwölf Monate einen
 besonderen göttlichen Beherrscher, so dass wenigstens zwölf höchste Götter aufgestellt werden
 mussten, um jedem der zwölf Theile einen Beherrscher und Führer vorsetzen zu können. Nach einer
 Stelle des Diodoros über das babylonische Göttersystem, welche auch Lassen, a. a. O., II. S. 1124,
 bespricht, scheinen die Babylonier sogar ein System von 36 Göttern insofern gehabt zu haben, als sie
 jedem der 36 zehngradigen Theile oder Dekane der Sonnenbahn einen göttlichen Beherrscher zugetheilt
 haben, unter welchen 36 Dekangottheiten sich aber zugleich die zwölf höheren Gottheiten des
 Thierkreises befanden. Diodoros berichtet nämlich, dass bei den Babyloniern jedem der zwölf Herren
 unter den 36 rathgebenden Göttern oder Dekanen ein Monat und ein Bild der Ekliptik zugetheilt
 gewesen sei. Die astrologische Fortbildung und Durchbildung hatten allem Vermuthen nach die
 Babylonier, wie die ihnen ganz gleich stehenden und nachfolgenden Aegypter, selbst dahin geleitet,
 einen jeden Grad der 360gradigen Sonnenbahn oder des 360tägigen Jahres dem beherrschenden Einflusse
 eines gewissen Gestirns und Gestirngottes zu untergeben, wodurch erst die Mondswoche und das
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[16/0032] Morgen, der neue Tag bricht an; was die Erde als Hochmitternacht, als Sterben und Tod bezeichnet, das ist der Anbruch des himmlischen Morgens, des Auferstehens und ewigen Lebens. Aehnlich, wie jeder Tag der Woche unter dem besonderen Einflusse eines Gestirns, des Planetengottes gedacht und geglaubt wurde, erhielten zunächst bei den Ariern und Chaldäern in Uebereinstimmung mit ihrem gesammten Licht- und Gestirnglauben auch die zwölf Theile der Sonnenbahn, die zwölf himmlischen Sonnen- und Sternenhäuser, die zwölf Bilder des Thierkreises und die zwölf Monate einen besonderen göttlichen Beherrscher, so dass wenigstens zwölf höchste Götter aufgestellt werden mussten, um jedem der zwölf Theile einen Beherrscher und Führer vorsetzen zu können. Nach einer Stelle des Diodoros über das babylonische Göttersystem, welche auch Lassen, a. a. O., II. S. 1124, bespricht, scheinen die Babylonier sogar ein System von 36 Göttern insofern gehabt zu haben, als sie jedem der 36 zehngradigen Theile oder Dekane der Sonnenbahn einen göttlichen Beherrscher zugetheilt haben, unter welchen 36 Dekangottheiten sich aber zugleich die zwölf höheren Gottheiten des Thierkreises befanden. Diodoros berichtet nämlich, dass bei den Babyloniern jedem der zwölf Herren unter den 36 rathgebenden Göttern oder Dekanen ein Monat und ein Bild der Ekliptik zugetheilt gewesen sei. Die astrologische Fortbildung und Durchbildung hatten allem Vermuthen nach die Babylonier, wie die ihnen ganz gleich stehenden und nachfolgenden Aegypter, selbst dahin geleitet, einen jeden Grad der 360gradigen Sonnenbahn oder des 360tägigen Jahres dem beherrschenden Einflusse eines gewissen Gestirns und Gestirngottes zu untergeben, wodurch erst die Mondswoche und das Sonnenjahr in vollständige Uebereinstimmung miteinander gebracht worden waren und in der Kenntniss welcher vermeintlicher Gestirneinflüsse eben wesentlich die Astrologie der Babylonier und Aegypter bestand. 1) Von den alten Aegyptern wissen wir auch, dass sie 19 Glieder des menschlichen Körpers und die mit den- 1) Vergl. Bechstein, Geschichte der Astrologie, Sondershausen 1860; Uhlemann, a. a. 0., II., S. 242 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/32>, abgerufen am 23.04.2024.