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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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§. 215. Directae, utiles actiones. Certa, incerta formula.
(certa Intentio, incerta Condemnatio) betrifft, so hatte
man eben so viel Grund, die Klage certa als incerta zu
nennen, indem es darauf ankam, ob man hierin die Beschaf-
fenheit der Intentio, oder die der Condemnatio, vorzugsweise
berücksichtigen wollte. Nach einer Stelle des Gajus müs-
sen wir annehmen, daß der Ausdruck lediglich auf die In-
tentio
gieng, so daß also in jenem an sich zweydeutigen
Fall der Ausdruck certa actio oder formula allerdings ge-
braucht wurde, ungeachtet der Unbestimmtheit der Condem-
natio.
Denn Gajus stellt zuerst die Regel auf, bey der
auf den Sklaven Stichus gerichteten Klage sey ein plus
petere
wohl möglich, wenn nämlich die Stipulation auf
einen Sklaven überhaupt, nicht auf dieses Individuum,
gerichtet war (w). Dann fährt er in folgenden Worten
fort: Illud satis apparet, in incertis formulis plus peti
non posse, quia cum certa quantitas non petatur, sed
quidquid adversarium dare facere oporteat intendatur,
nemo potest plus intendere
(x). Hieraus aber ist es klar,
daß er nur diesen letzten Fall (incerta Intentio et Con-
demnatio
) unter dem Namen incerta formula versteht,
den vorhergehenden Fall aber (certa Intentio, incerta Con-
demnatio
) nicht als incerta, sondern als certa formula
ansieht.


(w) Gajus IV. § 53.
(x) Gajus IV. § 54. -- Eben
so geht bey ihm das certum und
incertum petere lediglich auf die
Intentio, ohne Rücksicht auf die
Condemnatio. IV. § 54. 131.
Eine andere Frage ist es, was
Certum in Anwendung auf die
Condictionen bedeutet. Darüber
vgl. Beylage XIV. Num. XXXVI.
u. fg.

§. 215. Directae, utiles actiones. Certa, incerta formula.
(certa Intentio, incerta Condemnatio) betrifft, ſo hatte
man eben ſo viel Grund, die Klage certa als incerta zu
nennen, indem es darauf ankam, ob man hierin die Beſchaf-
fenheit der Intentio, oder die der Condemnatio, vorzugsweiſe
berückſichtigen wollte. Nach einer Stelle des Gajus müſ-
ſen wir annehmen, daß der Ausdruck lediglich auf die In-
tentio
gieng, ſo daß alſo in jenem an ſich zweydeutigen
Fall der Ausdruck certa actio oder formula allerdings ge-
braucht wurde, ungeachtet der Unbeſtimmtheit der Condem-
natio.
Denn Gajus ſtellt zuerſt die Regel auf, bey der
auf den Sklaven Stichus gerichteten Klage ſey ein plus
petere
wohl möglich, wenn nämlich die Stipulation auf
einen Sklaven überhaupt, nicht auf dieſes Individuum,
gerichtet war (w). Dann fährt er in folgenden Worten
fort: Illud satis apparet, in incertis formulis plus peti
non posse, quia cum certa quantitas non petatur, sed
quidquid adversarium dare facere oporteat intendatur,
nemo potest plus intendere
(x). Hieraus aber iſt es klar,
daß er nur dieſen letzten Fall (incerta Intentio et Con-
demnatio
) unter dem Namen incerta formula verſteht,
den vorhergehenden Fall aber (certa Intentio, incerta Con-
demnatio
) nicht als incerta, ſondern als certa formula
anſieht.


(w) Gajus IV. § 53.
(x) Gajus IV. § 54. — Eben
ſo geht bey ihm das certum und
incertum petere lediglich auf die
Intentio, ohne Rückſicht auf die
Condemnatio. IV. § 54. 131.
Eine andere Frage iſt es, was
Certum in Anwendung auf die
Condictionen bedeutet. Darüber
vgl. Beylage XIV. Num. XXXVI.
u. fg.
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[77/0091] §. 215. Directae, utiles actiones. Certa, incerta formula. (certa Intentio, incerta Condemnatio) betrifft, ſo hatte man eben ſo viel Grund, die Klage certa als incerta zu nennen, indem es darauf ankam, ob man hierin die Beſchaf- fenheit der Intentio, oder die der Condemnatio, vorzugsweiſe berückſichtigen wollte. Nach einer Stelle des Gajus müſ- ſen wir annehmen, daß der Ausdruck lediglich auf die In- tentio gieng, ſo daß alſo in jenem an ſich zweydeutigen Fall der Ausdruck certa actio oder formula allerdings ge- braucht wurde, ungeachtet der Unbeſtimmtheit der Condem- natio. Denn Gajus ſtellt zuerſt die Regel auf, bey der auf den Sklaven Stichus gerichteten Klage ſey ein plus petere wohl möglich, wenn nämlich die Stipulation auf einen Sklaven überhaupt, nicht auf dieſes Individuum, gerichtet war (w). Dann fährt er in folgenden Worten fort: Illud satis apparet, in incertis formulis plus peti non posse, quia cum certa quantitas non petatur, sed quidquid adversarium dare facere oporteat intendatur, nemo potest plus intendere (x). Hieraus aber iſt es klar, daß er nur dieſen letzten Fall (incerta Intentio et Con- demnatio) unter dem Namen incerta formula verſteht, den vorhergehenden Fall aber (certa Intentio, incerta Con- demnatio) nicht als incerta, ſondern als certa formula anſieht. (w) Gajus IV. § 53. (x) Gajus IV. § 54. — Eben ſo geht bey ihm das certum und incertum petere lediglich auf die Intentio, ohne Rückſicht auf die Condemnatio. IV. § 54. 131. Eine andere Frage iſt es, was Certum in Anwendung auf die Condictionen bedeutet. Darüber vgl. Beylage XIV. Num. XXXVI. u. fg.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/91>, abgerufen am 23.04.2024.