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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. IV. Verletzung.
longi temporis praescriptio unter Constantin, indem der
Mangel des Titels und der bona fides durch eine längere
Zeit des Besitzes ersetzt werden sollte; wie es scheint, war
die Bestimmung der Zeit schwankend zwischen 30 und 40
Jahren. Eine Ausdehnung auf andere Arten von Klagen
lag jedoch hierin nicht, so daß namentlich die persönlichen
Klagen in der Regel noch immer unverjährbar blieben (a).

Das erste Verjährungsgesetz von durchgreifender All-
gemeinheit wurde von Theodosius II. im Jahre 424 erlas-
sen, welches in beide Constitutionensammlungen (mit einiger
Verschiedenheit) übergegangen ist (b). Der Inhalt dieses
wichtigen Gesetzes, welches die Grundlage des ganzen
Verjährungsrechts bildet, ist hier genauer anzugeben. Es
bestätigt alle schon bisher geltende Klagverjährungen, ver-
ordnet aber da wo es bisher an solchen fehlte, eine drey-
ßigjährige Verjährung, nicht nur (wie schon bisher) für
die speciales in rem actiones, sondern auch für die here-
ditatis petitio (de universitate),
und zugleich, was das
Wichtigste war, für die persönlichen Klagen. -- Ausdrück-

(a) Unterholzner I. § 17.
(b) L. un. C. Th. de act.
certo temp. fin.
(4. 14.), L. 3
C. J. de praescr. XXX.
(7. 39.).
Im Justinianischen Codex heißt
die Inseription: Honorius et
Theodosius,
welches unmöglich
ist, da Honorius schon 423 starb.
Im Theodosischen Codex heißt es
blos: Theodosius, welches völlig
befriedigend seyn würde; allein
ein anderes Stück desselben Ge-
setzes (L. 7 C. Th. de cognitor.
2. 12.) ist überschrieben: Theod.
et Valent.,
welches auch zuläs-
sig ist, da Valentinian III. im J.
424 bereits zum Mitregenten be-
stimmt war. In jedem Fall ist
Theodosius II. der einzige Urheber
des Gesetzes. Vgl. Unterholz-
ner
I. § 18. Wenck ad L. un.
C. Th. cit. Zirardinus, Leges
novellae Theodosii rel. p.
278.

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung.
longi temporis praescriptio unter Conſtantin, indem der
Mangel des Titels und der bona fides durch eine längere
Zeit des Beſitzes erſetzt werden ſollte; wie es ſcheint, war
die Beſtimmung der Zeit ſchwankend zwiſchen 30 und 40
Jahren. Eine Ausdehnung auf andere Arten von Klagen
lag jedoch hierin nicht, ſo daß namentlich die perſönlichen
Klagen in der Regel noch immer unverjährbar blieben (a).

Das erſte Verjährungsgeſetz von durchgreifender All-
gemeinheit wurde von Theodoſius II. im Jahre 424 erlaſ-
ſen, welches in beide Conſtitutionenſammlungen (mit einiger
Verſchiedenheit) übergegangen iſt (b). Der Inhalt dieſes
wichtigen Geſetzes, welches die Grundlage des ganzen
Verjährungsrechts bildet, iſt hier genauer anzugeben. Es
beſtätigt alle ſchon bisher geltende Klagverjährungen, ver-
ordnet aber da wo es bisher an ſolchen fehlte, eine drey-
ßigjährige Verjährung, nicht nur (wie ſchon bisher) für
die speciales in rem actiones, ſondern auch für die here-
ditatis petitio (de universitate),
und zugleich, was das
Wichtigſte war, für die perſönlichen Klagen. — Ausdrück-

(a) Unterholzner I. § 17.
(b) L. un. C. Th. de act.
certo temp. fin.
(4. 14.), L. 3
C. J. de praescr. XXX.
(7. 39.).
Im Juſtinianiſchen Codex heißt
die Inſeription: Honorius et
Theodosius,
welches unmöglich
iſt, da Honorius ſchon 423 ſtarb.
Im Theodoſiſchen Codex heißt es
blos: Theodosius, welches völlig
befriedigend ſeyn würde; allein
ein anderes Stück deſſelben Ge-
ſetzes (L. 7 C. Th. de cognitor.
2. 12.) iſt überſchrieben: Theod.
et Valent.,
welches auch zuläſ-
ſig iſt, da Valentinian III. im J.
424 bereits zum Mitregenten be-
ſtimmt war. In jedem Fall iſt
Theodoſius II. der einzige Urheber
des Geſetzes. Vgl. Unterholz-
ner
I. § 18. Wenck ad L. un.
C. Th. cit. Zirardinus, Leges
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278.
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[274/0288] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung. longi temporis praescriptio unter Conſtantin, indem der Mangel des Titels und der bona fides durch eine längere Zeit des Beſitzes erſetzt werden ſollte; wie es ſcheint, war die Beſtimmung der Zeit ſchwankend zwiſchen 30 und 40 Jahren. Eine Ausdehnung auf andere Arten von Klagen lag jedoch hierin nicht, ſo daß namentlich die perſönlichen Klagen in der Regel noch immer unverjährbar blieben (a). Das erſte Verjährungsgeſetz von durchgreifender All- gemeinheit wurde von Theodoſius II. im Jahre 424 erlaſ- ſen, welches in beide Conſtitutionenſammlungen (mit einiger Verſchiedenheit) übergegangen iſt (b). Der Inhalt dieſes wichtigen Geſetzes, welches die Grundlage des ganzen Verjährungsrechts bildet, iſt hier genauer anzugeben. Es beſtätigt alle ſchon bisher geltende Klagverjährungen, ver- ordnet aber da wo es bisher an ſolchen fehlte, eine drey- ßigjährige Verjährung, nicht nur (wie ſchon bisher) für die speciales in rem actiones, ſondern auch für die here- ditatis petitio (de universitate), und zugleich, was das Wichtigſte war, für die perſönlichen Klagen. — Ausdrück- (a) Unterholzner I. § 17. (b) L. un. C. Th. de act. certo temp. fin. (4. 14.), L. 3 C. J. de praescr. XXX. (7. 39.). Im Juſtinianiſchen Codex heißt die Inſeription: Honorius et Theodosius, welches unmöglich iſt, da Honorius ſchon 423 ſtarb. Im Theodoſiſchen Codex heißt es blos: Theodosius, welches völlig befriedigend ſeyn würde; allein ein anderes Stück deſſelben Ge- ſetzes (L. 7 C. Th. de cognitor. 2. 12.) iſt überſchrieben: Theod. et Valent., welches auch zuläſ- ſig iſt, da Valentinian III. im J. 424 bereits zum Mitregenten be- ſtimmt war. In jedem Fall iſt Theodoſius II. der einzige Urheber des Geſetzes. Vgl. Unterholz- ner I. § 18. Wenck ad L. un. C. Th. cit. Zirardinus, Leges novellae Theodosii rel. p. 278.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/288>, abgerufen am 18.04.2024.